Nordwestatlantische Fischereiorganisation


Die Nordwestatlantische Fischereiorganisation (NAFO) (Northwest Atlantic Fisheries Organization) ist eine internationale Organisation zur Überwachung und Erforschung der Fischbestände im Nordwestatlantik.

Aufgaben und Ziele

Die von der NAFO überwachten internationalen Gewässer befinden sich zwischen dem 42. und 59. Breitengrad westlicher Länge und nördlich des 35. Längengrades. Ziel ist eine optimale ökonomische Nutzung dieser Gewässer. Um dies zu erreichen, wird eine ausgewogene Bewirtschaftung propagiert, verbunden mit der Erhaltung der Fischressourcen im Nordatlantik, Fangmengenquotierung zwischen den Mitgliedern und dem Bestandschutz von Jungfischen.

Vorgeschichte der NAFA

In den Zwanziger und Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden zunächst die North American Council on Fishery Investigations (NACFI) etabliert. Vertreter aus Kanada, Neufundland, den USA und Frankreich berieten sich dabei jährlich über Themen der Hochseefischerei im Nordwestatlantik. So wurden zum Beispiel die Methoden zur Erfassung der Fischbestände vereinheitlicht. Daten über Temperatur, Salzgehalt und Strömung des Ozeans wurden gesammelt. Zudem erforschte man Ernährungsgewohnheiten und Wanderwege von verschiedenen Fischarten wie Kabeljau, Schellfisch, Makrele und Hering.

Aufgrund des Zweiten Weltkrieges fanden keine jährliche Konsultationen der NACFI mehr statt. Nach dem Krieg stieg der Bedarf an Lebensmitteln und damit auch das Abfischen des Atlantiks stark an. Deshalb initiierte die USA 1949 eine Konferenz in Washington D.C., aus der die International Convention for the Northwest Atlantic Fisheries (ICNAF) hervorging. Mitglieder der ICNAF waren Kanada, die USA, Dänemark, Island und Großbritannien. Die ICNAF waren genauso wie NACFI nur regelmäßig stattfindende Tagungen. Es existierte keine internationale Organisation mit einer geregelten Administration. Aufgabe der ICNAF war es, Fischereistatistiken in Auftrag zu geben bzw. auswerten zu lassen.

Mitte der Siebziger Jahre kam es zu Kontroversen innerhalb der ICNAF. Die USA und Kanada dehnten ihre Ausschließliche Wirtschaftszone auf 200 Seemeilen aus. Dänemark tat es ihnen gleich rund um Grönland. Dabei entstanden überlappende Zonen zwischen Kanada und Grönland. Die Convention on Future Multilateral Cooperation in the Northwest Atlantic Fisheries in Ottawa sollte Basis einer multinationalen Organisation sein, die unter anderem solche und andere zukünftige Probleme lösen sollte. So entstand am 1. Januar 1979 die NAFO.

Struktur

Jährlich tagt der Allgemeine Rat. Er besteht aus bis zu jeweils drei Vertretern der 12 Vertragsparteien. Der Ratsvorsitzende ist auch gleichzeitig der Präsident der NAFO. Der Rat ist unter anderem zuständig für die Organisation der NAFO und er koordiniert die Finanzen. Unterstützt wird der Allgemeine Rat dabei von dem ihm untergeordneten Standing Committee on Finance and Administration (STACFAD), welches beständig über das Budget der Organisation wacht.

Genauso wie der Allgemeine Rat tagt der Wissenschaftliche Rat einmal pro Jahr. Er koordiniert die wissenschaftliche Arbeit der NAFO und überreicht Vorschläge zum Beispiel über die Höhe von Fangquoten weiter an die Fischereikommission. Vier ständige Komitees sind dem Wissenschaftlichen Rat untergeordnet:

  • STACFIS = Standing Committee on Fisheries Science - Abschätzung von Fischbeständen.
  • STACREC = Standing Committee on Research Coordination - Koordiniert die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Mitgliedsländern.
  • STACPUB = Standing Committee on Publications - verantwortlich für Veröffentlichungen.
  • STACFEN = Standing Committee on Fisheries Environment - untersucht Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die Fischbestände.

Die Fischereikommission ist ebenfalls eine jährliche Tagung. Ihre Aufgabe ist das Management der Fischbestände zur Optimierung des Fischfangs und Erhaltung der Fischressourcen. Das untergeordneten Komitee STACTIC (Standing Committee on International Control) ist verantwortlich für die Überwachung von Vereinbarungen, was zum Beispiel Inspektionen von Fischtrawlern mit einschließt.

Mitglieder

Derzeit besteht die NAFO aus 12 Vertragsmitgliedern. Darunter befinden sich unter anderem die Anrainerstaaten USA und Kanada, sowie die Europäische Union. Da Grönland und die Färöer Inseln Teile des dänischen Königreichs sind, wird Dänemark als eigenes Mitglied behandelt. Genauso verhält es sich für Frankreich, da die vor der kanadischen Küste liegenden Inseln Saint-Pierre und Miquelon zum französischen Überseegebiet zählen.

Danemark Dänemark
Flag of Europe.svg EU
FrankreichFrankreich Frankreich
IslandIsland Island
JapanJapan Japan
KanadaKanada Kanada
KubaKuba Kuba
Norwegen Norwegen
RusslandRussland Russland
Korea SudSüdkorea Südkorea
UkraineUkraine Ukraine
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten USA

Publikationen

Die Fischereikommission veröffentlicht jährlich ihre Tagungsprotokolle. Zusätzlich werden Berichte über die Durchführung von Inspektionen und die Einhaltung von Fangquoten publiziert. Wissenschaftliche Aufsätze finden sich im Journal of Northwest Atlantic Fishery Science, der von der NAFO herausgebenen Zeitschrift.

Kritik

Obwohl die NAFO seit drei Jahrzehnten den Nordwestatlantik kontrolliert, wird auch dieses Gebiet stark überfischt. Aufgrund der NAFO-Struktur werden zu viel Kompromisse geschlossen. Die Fangquoten und Netzgrößen für den Fortbestand von Fischarten sind deshalb meist zu groß gewählt. Auch die Daten über erfolgte Fischfänge, die von den Mitgliedern an die Organisation weitergeben werden, entsprechen laut Greenpeace nicht den wahren Erträgen. Hinzu kommt die illegale Fischerei, die aufgrund zu weniger Inspektionen seitens der NAFO ungestraft bleibt. Und selbst wenn ein Mitgliedsland die Quoten überschritten hat, so ist die NAFO nicht befugt, Geldstrafen oder Sanktionen gegen dieses Land auszusprechen.

Weblinks