Pfuhlschnepfe



Pfuhlschnepfe

Pfuhlschnepfe

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Gattung: Limosa
Art: Pfuhlschnepfe
Wissenschaftlicher Name
Limosa lapponica
(Linnaeus, 1758)
Flugroute einiger Pfuhlschnepfen im März 2007 von Neuseeland in den Norden, aufgezeichnet vom USGS
Pfuhlschnepfenmännchen im Prachtkleid
Limosa lapponica 071012 POT.jpg
Flug einer Pfuhlschnepfe im polnischen Baltikum
Pfuhlschnepfen an der Ostsee in Polen

Die Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica) ist eine Vogelart aus der Familie der Schnepfenvögel (Scolopacidae). Im mitteleuropäischen Wattenmeer ist die Pfuhlschnepfe ein regelmäßiger und häufiger Durchzügler und Wintergast. Vor allem an der mitteleuropäischen Küste übersommern auch einige Vögel.

Merkmale

Die Pfuhlschnepfe ist in ihrem Erscheinungsbild der Uferschnepfe sehr ähnlich. Sie ist jedoch etwas kleiner, da ihre Beine etwas kürzer sind als die dieser Schnepfenart. Ihr Schnabel ist etwas kürzer als bei den Uferschnepfen und stets aufgeworfen. Pfuhlschnepfen erreichen eine Körperlänge von 37 bis 41 Zentimetern und wiegen zwischen 230 bis 360 Gramm.

Im Prachtkleid ist das Gefieder der Männchen intensiv rostrot; das der Weibchen ist dagegen etwas matter und auf Hals, Brust und Vorderbauch mehr rotbräunlich gefärbt. Im Schlichtkleid ist das Gefieder bei beiden Geschlechtern blass hellbraun.

Ihr Schnabel hat eine Länge von 10 Zentimetern. Mit seiner Hilfe können die Pfuhlschnepfen bei Ebbe Würmer, Krabben und andere Lebewesen aus dem Sand oder Watt pulen. Im Winterquartier kann sich ihr Gewicht durch diese Nahrung verdoppeln. Die Energiereserven dienen dem Rückflug in ihr Brutgebiet.

Verbreitung

Die Pfuhlschnepfe ist ein Brutvogel der feuchten arktischen Tundra und ist vom nördlichen Rand der Waldzone in Lappland über Eurasien bis nach Westalaska verbreitet. Es werden fünf bedeutende Brutgebiete unterschieden:[1]

  • Der Norden Fennoskandinaviens, der Norden des Gebiets des Weißen Meer und der Kanin-Halbinsel
  • Ein Gebiet von der Jamal-Halbinsel bis zur Mündung des Anabar
  • Ein Gebiet von der Mündung der Lena bis zur Chaunsk Bay
  • Das Gebiet von Anadyrsky Liman und der südliche Teil der Chukotsky-Halbinsel
  • Der Norden und Westen Alaskas.

Im Wattenmeer Mitteleuropas ist die Pfuhlschnepfe häufig in Scharen von Zehntausenden von Vögeln zu sehen, wenn sie in ihre Winterquartiere in Westeuropa und der Atlantikküste Afrikas ziehen. Wetlands International stuft diese Region als den europaweit wichtigsten Rastplatz ein, weil sich hier zu verschiedenen Zeiten des Jahres der größte Teil der Nominatform und der westlichen Population der Unterart Limosa lapponica taymyrensis versammeln.[2] Sie halten sich dort vor allem in den Monaten von Juli bis Oktober und von Ende März bis Mitte Mai auf. Pfuhlschnepfen überwintern allerdings auch in Vorderasien und sogar in Neuseeland.

Aufgrund der großen Distanz, die sie auf ihrem Weg in die Winterquartiere überwinden, zählen sie zu den Langstreckenziehern. Im Jahr 2007 wurde der 11.500 Kilometer lange Non-Stop-Flug einer Pfuhlschnepfe mit der Bezeichnung «E7» von Alaska über den Pazifik nach Neuseeland mit Hilfe eines Minisenders nachgewiesen.[3] In Neuseeland, wo sich die dort überwinternden Vögel in den Monaten September bis März aufhalten, wird die Pfuhlschnepfe Bar-tailed Godwit genannt. Der Rückflug wird mit Zwischenstationen über das Gelbe Meer, Japan und die Kamtschatka angetreten. Auch hier wird eine Strecke von 11.026 Kilometer non-stop in neun Tagen zurückgelegt, bis der erste Zwischenstop eingelegt wird. Die Vögel benutzen für diese Etappe nicht die kürzeste Luftlinie, die nur 9.575 Kilometer betragen würde.

Ein Großteil der Pfuhlschnepfen beginnt den Trans-Pazifik-Flug im Yukon-Kuskokwim-Delta im Westen Alaskas, einem der größten Flussdeltas der Erde. Das Nahrungsangebot ist dort im Sommer sehr reichhaltig und es gibt wenige Fressfeinde. Die Vögel können sich einen Energievorrat für den langen Flug aneignen.[4]

Die Brutvögel Fennoskandinaviens und des europäischen Teils Russlands bis zur Kanin-Halbinsel überwintern in Westeuropa. Ihre Überwinterungsquartiere erstrecken sich von der südlichen Nordsee, Großbritannien und Irland bis an die Atlantikküste Portugals und Südspaniens.

Lebensraum

Pfuhlschnepfen brüten an moorigen Stellen in der Moos- und Strauchtundra sowie in sumpfigen Heiden des Weiden- und Birkengürtels in der Nähe der Baumgrenze. Außerhalb der Brutzeit hält sie sich auf feinsandigen und sandigen Flächen der Watte, Flachküsten, Flussmündungen und Meeresbuchten auf. Sie ist auch auf Schlickflächen sowie in kleiner Zahl auch an Schlammufern von Binnengewässern zu beobachten.[5] Sie ist deutlich weniger häufig als die Uferschnepfe im Binnenland zu sehen.[6]

Lebensweise

Ei der Pfuhlschnepfe

Der Nahrungserwerb der Pfuhlschnepfen an der Küste ist tidenabhängig und bei Ebbe sind sie auch nachts aktiv. Ihre Nahrung suchen sie überwiegend im Sichtwasser. Die Geschlechtsreife erreichen Pfuhlschnepfen nach dem zweiten oder dritten Lebensjahr. Das Nest ist ein eine flache, ausgekratzte Mulde. Das Gelege besteht aus drei bis vier Eiern. An der Bebrütung sind beide Elternvögel beteiligt. Die Brutzeit beträgt zwanzig bis einundzwanzig Tage.[7]

Bestandsentwicklung

Die Pfuhlschnepfe gilt als eine der Arten, die vom Klimawandel besonders betroffen sein wird. Ein Forschungsteam, das im Auftrag der britischen Umweltbehörde und der RSPB die zukünftige Verbreitungsentwicklung von europäischen Brutvögeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte, geht davon aus, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die Pfuhlschnepfe in ihrem heutigen europäischen Verbreitungsgebiet vollständig verschwinden wird. Größenmäßig wird sich das Verbreitungsareal um 75 Prozent verkleinern. Geeignete Lebensräume werden nach diesen Prognosen auf den Süden von Novaya Zemlya und den angrenzenden äußersten Nordosten Russlands begrenzt sein. Aktuell bieten diese Regionen der Art noch keine geeigneten Lebensräume.[8]

Belege

Literatur

  • Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler (Hrsg): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel, Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89104-647-2
  • Peter Colston, Philip Burton: Limicolen – Alle europäischen Watvogel-Arten, Bestimmungsmerkmale, Flugbilder, Biologie, Verbreitung. BlV Verlagsgesellschaft, München 1989, ISBN 3-405-13647-4
  • Simon Delany, Derek Scott, Tim Dodman, David Stroud (Hrsg): An Atlas of Wader Populations in Afrika and Western Eurasia. Wetlands International, Wageningen 2009, ISBN 978-9058820471

Weblinks

Commons: Pfuhlschnepfe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Delany et al., S. 291
  2. Delany et al., S. 295
  3. New Zealand Herald
  4. Science ORF.at
  5. Bauer et al., S. 474
  6. Colston et al., S. 179
  7. Bauer et al., S. 474
  8. Brian Huntley, Rhys E. Green, Yvonne C. Collingham, Stephen G. Willis: A Climatic Atlas of European Breeding Birds, Durham University, The RSPB and Lynx Editions, Barcelona 2007, ISBN 978-84-96553-14-9, S. 192

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