Polydaktylie


Klassifikation nach ICD-10
Q69 Polydaktylie
Q69.0 Akzessorische(r) Finger
Q69.1 Akzessorische(r) Daumen
Q69.2 Akzessorische Zehe(n)
Akzessorische Großzehe
Q69.9 Polydaktylie, nicht näher bezeichnet
Überzählige(r) Finger oder Zehe(n) ohne nähere Angabe
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Hand mit sechs Fingern
Fuß mit sechs Zehen
Polydaktylie am Vorderfuss eines Hausschweins

Die Polydaktylie (von altgriechisch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) polýs ‚viel‘ und {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) dáktylos ‚Finger‘, wörtlich also „Vielfingerigkeit“)[1] bezeichnet eine vererbbare, angeborene, anatomische Besonderheit bezüglich der Anzahl von Hand- und/oder Fußgliedmaßen. Die Besonderheit kann bei Menschen, aber auch bei Katzen[2], Hunden[3] und anderen Tieren vorkommen. Menschen mit Polydaktylie verfügen über mehr als die übliche Anzahl an Fingern oder Zehen. Besonders häufig findet sich ein- oder beidseitig ein jeweils sechster Finger oder Zeh (Hexadaktylie). Polydaktylie wird autosomal-dominant vererbt.

Bei mehr als 90 verschiedenen Syndromen tritt eine Polydaktylie als häufig festzustellendes Symptom auf, z. B. bei dem Pätau-Syndrom (Trisomie 13), dem Edwards-Syndrom (Trisomie 18), dem C-Syndrom, dem Ellis-van-Creveld-Syndrom, dem Laurence-Moon-Bardet-Biedl-Syndrom, dem Meckel-Gruber-Syndrom und den Formen des Kurzripp-Polydaktylie-Syndroms (Typ I, II, III, IV).

Die isolierte Polydaktylie – die häufigste Variante ist die Hexadaktylie – hat in Europa, Asien und Nordamerika eine Häufigkeit von 1:3.000, in Afrika von 1:300. In etwa 40 Prozent der Fälle tritt die Veränderung beidseitig auf.[4]

Zusätzliche Finger und Zehen können durch Amputationsverfahren operativ entfernt werden. Meist wird eine Operation aus rein ästhetischen Gründen durchgeführt. Operationen können aber auch dazu dienen, die Greif- und Lauffähigkeit der Betroffenen zu verbessern.

Andere Fehlbildungen an Fingern und Zehen sind Dysmelie, Brachydaktylie, Oligodaktylie und Syndaktylie. Letztere nennt sich in Kombination mit Polydaktylie Polysyndaktylie.

Linke Hand eines 27-jährigen Mannes mit einseitiger Polydaktylie am linken Daumen. Der zusätzliche Finger ist normal empfindlich, aber ohne eigenes Gelenk und kann daher nicht unabhängig vom Daumen bewegt werden.

Bildende Kunst und Literatur

In der Bildenden Kunst sind Darstellungen von Menschen oder Göttern mit sechs Fingern oder Zehen verbreitet: Fresken in Portugal, Statuen in Australien, Polynesien, Südamerika, Mexiko, Reliefs in Ägypten und mittelalterliche Tafelbilder in Europa.[4] Die älteste Textstelle zu einer Hexadaktylie findet sich im Alten Testament, 2. Buch Samuel, 21.20: „Und wieder kam es zum Kampf bei Gat. Da war ein langer Mann, der hatte sechs Finger an seinen Händen und sechs Zehen an seinen Füßen, 24 an der Zahl.“[4] In der gotischen Wallfahrtskirche im österreichischen Maria Laach am Jauerling wird ein Gnadenbild der hl. Maria mit sechs Fingern verehrt.[5] Raffael stellt im Gemälde „Die Hochzeit der Jungfrau“ 1504 den hl. Joseph mit sechs Zehen dar.[6] Auch dem hl. Sixtus auf Raffaels Gemälde Sixtinische Madonna (1512–1513) schreiben einige Betrachter sechs Finger zu.[7] Der österreichische Autor Martin Amanshauser stellt in seinem 2004 erschienenen Roman Chicken Christl den Ich-Erzähler Mika als hexadactyl dar.[8]

Literatur

  • L. G. Biesecker: Polydactyly: how many disorders and how many genes? 2010 update. In: Developmental dynamics : an official publication of the American Association of Anatomists. Band 240, Nummer 5, Mai 2011, S. 931–942, ISSN 1097-0177. doi:10.1002/dvdy.22609. PMID 21445961. (Review) .
  • R. Kapoor, R. Johnson: Polydactyly. In: New England Journal of Medicine. 365, 2011, S. 2122–2122, doi:10.1056/NEJMicm1100857 (Bild der Serie Images in Clinical Medicine)

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  2. Polydactyl Cats (Part 1). Abgerufen am 20. Januar 2007.
  3. Park, K; Kang, J; Subedi, Kp; Ha, Jh; Park, C: Canine polydactyl mutations with heterogeneous origin in the conserved intronic sequence of LMBR1. In: Genetics. 179. Jahrgang, Nr. 4, August 2008, ISSN 0016-6731, S. 2163–72, doi:10.1534/genetics.108.087114, PMID 18689889, PMC 2516088 (freier Volltext) – (genetics.org [FREE FULL TEXT]).
  4. 4,0 4,1 4,2 Wolfgang Regal; Michael Nanut: Einer zu viel (Narrenturm 129). In: Ärzte Woche, Ausgabe 6/2008 vom 8. Februar 2008. Online
  5. Gnadenbild Maria Sechsfinger in Maria Laach
  6. Daniel Mimouni; Francis B Mimouni; Marc Mimouni: Polydactyly reported by Raphael. In: British Medical Journal, vol. 321, p. 1622, 23. Dezember 2000. Online
  7. Hans Gross. In: Beiträge zur Psychologie der Aussage, 1904, S. 249–254. Google books
  8. [1]

Weblinks

Commons: Polydaktylie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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