Pororoca

Die Pororoca (großer Lärm), auch Amazonaswelle genannt, ist eine den Amazonas hinauf laufende Tidenwelle.

Entstehung und Lauf

Im Februar und März entstehen die meisten Pororocas.

Bei Voll- und Neumond werden 2 mal pro Tag riesige Wassermengen vom Atlantischen Ozean in die Flussmündung gedrückt. Da der Amazonas zu diesem Zeitpunkt sehr wenig Wasser führt, werden die Fluten nicht abgehalten.

Die entstandene Springflut türmt sich bis auf fünf Meter Höhe auf und beginnt – durch das geringe Gefälle des Flusses begünstigt – den Strom hinaufzurollen. Die Welle erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 65 Kilometer pro Stunde und ist in der Lage, bis zu 800 km (Stadt Óbidos) zurückzulegen. Auf ihrem Weg reißt sie alles mit, was ihr im Weg ist, und überflutet die Uferregionen bis zu 100 Meter ins Landesinnere.

Das Grollen, welches die Ankunft der Welle ankündigt, lange bevor man sie visuell wahrnehmen kann, wird von den Ureinwohnern "Pororoca" genannt, was übersetzt "Wasserdonnerlärm" bedeutet. Durch diese Geräuschkulisse gewarnt, hat man in der Regel genug Zeit, die Uferzonen zu verlassen.

Auswirkungen

Auf Grund der zerstörerischen Kraft der Welle liegt es nahe zu vermuten, dass sie erheblichen Schaden in der Flora und Fauna der Amazonasregion anrichtet. Dem ist jedoch nicht so. Im Gegenteil. Es scheint, als habe sich die Natur hervorragend an diese Springflut angepasst:

  • Die Tiere des betroffenen Bereiches scheinen die Gefahr instinktiv zu spüren. Von Naturforschern wurde beobachtet, dass sie sich, lange bevor das menschliche Ohr das Grollen vernimmt, vom Fluss entfernen und in den Regenwald ziehen. Etwa eine Stunde nach der Welle kehren sie dann wieder zurück. (Ein ähnliches Verhalten zeigen bestimmte Tierarten auch vor Erdbeben. Vor dem Tsunami im Jahre 2004 sind laut Augenzeugenberichten auch viele Tiere in Panik geraten.)
  • Die Welle trägt zudem dazu bei, dass der Amazonas nicht versandet. Durch ihre Stärke fegt sie den Grund des Amazonas regelrecht leer und lagert die Sedimente sehr viel weiter flussaufwärts wieder ab. (Dies ist natürlich eine "unendliche Geschichte", da diese Sedimente vom Fluss spätestens in der Regenzeit, wenn er wieder mehr Wasser führt, erneut verteilt werden.)
  • Die Pororoca hat für den Ackerbau der Ureinwohner eine ebenso starke Bedeutung wie die Nilfluten ehemals für die Ägypter. Die Welle führt Unmengen an Schwebstoffen und fruchtbarem Schlamm mit sich, der zu Teilen an den Ufern hängen bleibt. Nach der Welle eilen die Indios dann herbei, um mit diesem Schlamm ihre Felder zu "düngen".

Tourismus

In den letzten Jahren war die Pororoca Anziehungspunkt immer größerer Touristenscharen. Im Frühjahr 2005 verfolgten bis zu 1.000 Menschen die Welle. Die Besucher müssen allerdings am gleichen Tag wieder abreisen, da es in der Gegend keine Unterkünfte gibt und auch in Zukunft wohl nicht geben wird: Das von der Pororoca durchlaufene Gebiet ist Nationalpark.

Seit den Neunziger Jahren ist die Pororoca unter Surfern populär. Seit 1999 wird in São Domingos do Capim ein entsprechender Wettbewerb veranstaltet. 2003 gelang es Adilton Mariano, 34 Minuten lang auf der Riesenwelle zu gleiten. Der Brasilianer Picuruta Salazar konnte 37 Minuten lang mit der Welle surfen, dabei legte er mehr als 12 Kilometer zurück.

Weblinks

Die News der letzten Tage

28.03.2023
Klimawandel | Ökologie
Frost im Frühling: Wie Bäume damit zurechtkommen
Durch den Klimawandel treiben viele Laubbäume früher aus, doch das Risiko von Spätfrösten im Frühjahr bleibt hoch und extreme Trockenphasen werden häufiger.
28.03.2023
Klimawandel | Primatologie
Klimawandel bedroht Lemuren auf Madagaskar
Mausmaki: Auch vermeintlich anpassungsfähige Säugetierarten haben ein erhöhtes Aussterberisiko.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
Gene für Augenfarbe wichtig für eine gesunde Netzhaut
Forscher untersuchten, wie vier Gene der Fruchtfliege Drosophila, die für die Farbgebung der Augen verantwortlich sind, auch für die Gesundheit des Netzhautgewebes essentiell sind.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
An der „Auferstehung“ sind viele Gene beteiligt
Manche Pflanzen können Monate ohne Wasser überleben, um dann nach einem kurzen Regenguss wieder zu ergrünen.
22.03.2023
Physiologie
Startschuß zur optischen Wahrnehmung
Forschende haben den molekularen Vorgang entschlüsselt, der als Allererstes im Auge abläuft, wenn Licht auf die Netzhaut trifft.
22.03.2023
Neurobiologie
Wettbewerb zwischen den Gehirnhälften im Schlaf
Der Mensch ist beidseitig symmetrisch: unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, den so genannten Hemisphären.
22.03.2023
Neurobiologie | Physiologie
Warum wir von Schokoriegeln und Co. nicht die Finger lassen können
Schokoriegel, Chips und Pommes - warum können wir sie im Supermarkt nicht einfach links liegen lassen?
22.03.2023
Biochemie | Genetik | Zytologie
Aus Perspektive eines Ingenieurs ist Biologie chaotisch und unvollkommen
Der Vorteil von Redundanz in biologischen Systemen.
21.03.2023
Paläontologie
Neue Augen bei Trilobiten entdeckt
Wissenschaftler*innen der Universitäten Köln und Edinburgh entdecken bisher übersehene Augen bei Trilobiten.
21.03.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Bioinformatik
Molekularbiologie trifft auf Quantenphysik
Biologische Systeme sind hochkomplex: Sie werden vor allem über genregulatorische Netzwerke gesteuert, in denen Gene, Proteine und RNA auf vielfältige Art interagieren.
21.03.2023
Astrobiologie | Bionik, Biotechnologie und Biophysik
Leben auf fernen Monden
Flüssiges Wasser gehört zu den wichtigsten Bedingungen für die Entstehung von Leben, wie wir es auf der Erde kennen.
21.03.2023
Biodiversität | Ökologie
Die Fichte stirbt und andere Bäume leiden
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 zeigen: Kronenverlichtungen für alle Baumarten weiterhin hoch.
21.03.2023
Genetik | Klimawandel | Physiologie | Zytologie
Modell Arabidopsis thaliana: Ein neuer Signalweg bei niedrigem Sauerstoffgehalt
Der Klimawandel führt zu einem vermehrten Auftreten von Wetterextremen: Im Fokus stehen bisher vor allem lange Dürre- und Hitzeperioden.
21.03.2023
Biodiversität | Taxonomie
Neue Arten der Riesenkrabbenspinnen beschrieben
Ein Forschungsteam aus Deutschland und aus China hat 99 neue Arten aus der Familie der Riesenkrabbenspinnen in Süd-, Ost- und Südostasien beschrieben.
20.03.2023
Biodiversität | Neobiota
Weitverbreitete Arten auf dem Vormarsch
Das menschliche Verhalten treibt den Wandel der Biodiversität und Veränderungen in der Zusammensetzung der Arten rapide voran.