Prachttaucher



Prachttaucher

Prachttaucher (Gavia arctica)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seetaucherartige (Gaviiformes)
Familie: Seetaucher (Gaviidae)
Gattung: Seetaucher (Gavia)
Art: Prachttaucher
Wissenschaftlicher Name
Gavia arctica
Linnaeus 1758
Brutkleid (oben) und Schlichtkleid (unten)

Der Prachttaucher (Gavia arctica) ist eine Vogelart aus der Gattung der Seetaucher (Gavia). Die Art brütet in der nördlichsten gemäßigten Zone, der Tundra und der Taiga Eurasiens und kann auf dem Zug vor allem im Herbst sowie im Winter auch in Mitteleuropa regelmäßig beobachtet werden.

Die Art bildet mit dem Pazifiktaucher eine Superspezies. Im Nordosten Sibiriens und Westen Alaskas gibt es lokal sympatrische Brutvorkommen dieser beiden Arten. In diesen Gebieten kommt es gelegentlich zu Hybriden.[1]

Beschreibung

Der Prachttaucher zählt zu den kleineren Arten der Gattung Gavia. Er erreicht eine Körperlänge von 63-75 cm und eine Spannweite von 100-122 cm. Zum Gewicht liegen bisher nur wenige Daten vor, in Russland wog ein Männchen zur Brutzeit 3310 g, drei Weibchen wogen 2040-2470 g.

Im Prachtkleid ist die Art nur mit dem sehr ähnlichen und eng verwandten Pazifiktaucher verwechselbar, dessen Verbreitung jedoch auf Nordamerika beschränkt ist. Der Rücken und die Oberflügeldecken sind schwarzgrau, der obere Rücken zeigt auf diesem Grund dichte Reihen großer weißer Vierecke. Der Kopf und der Hinterhals sind grau; die Halsseiten und die Seiten der vorderen Brust sind fein schwarz-weiß gestreift. Kinn, Kehle und der Vorderhals sind scharf abgesetzt schwarz, an der Kehle befindet sich eine schmale Linie aus weißen Punkten. Brust, Bauch, die hinteren Flanken und die Unterflügeldecken sind rein weiß. Der Schnabel ist schwarzgrau, die Beine sind auf der Außenseite schwarz und auf der Innenseite grau, die Schwimmhäute sind grau oder fleischfarben. Die Iris ist rot.

Im Schlichtkleid ist die gesamte Oberseite einfarbig schwarzgrau. Oberkopf, Hinterhals und Halsseiten sind grau; die unteren Kopfseiten, Kinn, Kehle und Vorderhals sind scharf abgesetzt weiß. Die grauen Halsseiten sind nach vorn oft dunkel begrenzt. Der Schnabel ist blassgrau, der Schnabelfirst ist dunkelgrau.

Das Jugendkleid ähnelt sehr dem Schlichtkleid, die Deckfedern der Oberseite sind jedoch mehr graubraun und fein hell gesäumt, so dass die Oberseite insgesamt deutlich gewellt erscheint. Die Iris ist braun.

Im Schlicht- und im Jugendkleid sind Prachttaucher leicht mit anderen Seetauchern, vor allem aber mit dem nur wenig kleineren Sterntaucher zu verwechseln. Eindeutige Bestimmungsmerkmale des Prachttauchers im Vergleich zum Sterntaucher sind der etwas kräftigere und gerade Schnabel, der meist gerade gehaltene Kopf, die im Schlichtkleid nur etwa zur Hälfte weißen Halsseiten, der fehlende weiße Bereich vor dem Auge sowie der weiße Flankenfleck.

Lautäußerungen

Die Balzrufe sind recht variabel, am häufigsten ist ein weittragendes, flötendes "klooii-ko-klooii-ko-klooii-ko-klooii" zu hören. Die selten geäußerten Flugrufe ähneln denen von Gänsen und können mit "karr-arr-arr" umschrieben werden[2].

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungskarte (rot:Brutgebiet, blau:Überwinterungsgebiet)
Plongeon arctique nid.jpg

Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst die nördlichste gemäßigte Zone, die Tundra und die Taiga in Europa und Asien. In Europa kommt die Art im Norden Schottlands, in ganz Skandinavien, im nördlichen Baltikum sowie in Russland und dann in Asien nach Osten bis zur Pazifikküste vor. Zur Brutzeit bewohnt sie überwiegend größere Binnengewässer, seltener kleine Teiche.

Ernährung

Die Nahrung wird tauchend erjagt und besteht überwiegend aus kleinen Fischen, daneben werden Frösche, Krebstiere, Mollusken und vermutlich auch Wasserinsekten erbeutet.

Fortpflanzung

Prachttaucher brüten meist einzeln. Zur Balz und zur Reviermarkierung gehören neben den Rufen das paarweise Schwimmen mit gestrecktem Hals und geneigtem Kopf oder mit fast senkrecht aus dem Wasser gehobenem Vorderkörper und weitere Balzgesten.

Die Nester werden am Gewässerufer oder auf kleinen Inseln gebaut und bestehen meist nur aus einer mit Pflanzen ausgelegten Bodenmulde, gelegentlich werden aber auch große Nester aus Pflanzenteilen gebaut. Die Eiablage erfolgt je nach geografischer Lage Ende April bis Juni. Das Gelege besteht meist aus zwei, nur sehr selten aus einem oder drei Eiern, die auf olivbraunem bis dunkelbraunem Grund dunkel gefleckt sind. Die Brutzeit dauert 27-30 Tage, beide Partner brüten. Die Küken werden von beiden Eltern gefüttert und sind nach etwa drei Monaten selbständig.

Wanderungen

Prachttaucher sind überwiegend Strichvögel oder Kurzstreckenzieher, der Wegzug aus dem Brutgebiet beginnt frühestens Mitte Juli, meist im August oder September. In Europa überwintert die Art vor allem in der westlichen Ostsee, in der Nordsee und an der Küste des Atlantik von Norwegen bis zur Biskaya, im nördlichen Mittelmeer, auf dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer. Die Art wird im mitteleuropäischen Binnenland regelmäßig nachgewiesen, vor allem im Spätherbst und Winter von November bis Februar, seltener auf dem Heimzug im April und Mai. Die meisten Nachweise erfolgen hier auf größeren Seen. Die Ankunft im Brutgebiet erfolgt zwischen April und Juni.

Bestand und Gefährdung

Gesicherte Angaben zu Bestandstrends gibt es nicht. Der Weltbestand wurde von der IUCN im Jahr 2002 sehr grob auf 130.000 bis 2,0 Millionen Individuen geschätzt und gilt als ungefährdet.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Bauer et al., S. 197
  2. Lars Svensson, Peter J. Grant, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der neue Kosmos Vogelführer. Kosmos, Stuttgart; 1999: S. 13. ISBN 3-440-07720-9

Literatur

  • Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler (Hrsg): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel, Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89104-647-2
  • Einhard Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Nonpasseriformes - Nichtsingvögel. Aula, Wiesbaden, 1985: S. 13-17. ISBN 3-89104-424-0:
  • Urs N. Glutz von Blotzheim, Kurt M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Gaviiformes – Phoenicopteriformes. Aula, Wiesbaden, 2. Aufl. 1987: S. 74-84. ISBN 3-923527-00-4
  • Lars Svensson, Peter J. Grant, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der neue Kosmos Vogelführer. Kosmos, Stuttgart; 1999: S. 13. ISBN 3-440-07720-9

Weblinks

Commons: Prachttaucher – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Prachttaucher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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