Pseudoallergie


Schematischer Vergleich zwischen Allergie und Pseudoallergie

Die Pseudoallergie (Synonym: pseudoallergische Reaktion) bezeichnet eine Unverträglichkeitsreaktion, die in ihrer klinischen Symptomatik sehr stark einer klassischen allergischen Reaktion („Soforttyp“) ähnelt, allerdings ohne dass eine immunologische Reaktion nachweisbar wäre. Die häufigsten Auslöser sind Arzneimittel und Lebensmittelzusatzstoffe.[1]

Pathophysiologie

Die allergieähnlichen Symptome können ausgelöst werden, weil entweder Mastzellen unspezifisch aktiviert werden oder weil Histamin aufgrund eines Enzymmangels nicht abgebaut werden kann (Histamin-Intoleranz).

Unspezifische Aktivierung von Mastzellen

Wenn Mastzellen aktiviert werden und degranulieren, dann setzen sie eine Reihe von Entzündungsmediatoren frei. Es entsteht eine Entzündungsreaktion, die sich in allergieähnlichen Symptomen äußert. Während bei Allergien die Aktivierung der Mastzellen spezifisch erfolgt, nämlich dadurch, dass bestimmte Allergene an oberflächlich gebundene Antikörper binden können, so erfolgt die Mastzell-Aktivierung bei Pseudoallergien unspezifisch, also ohne Beteiligung der oberflächlich gebundenen Antikörper.

Eine Reihe von Substanzen ist in der Lage, Mastzellen unspezifisch zu aktivieren:

  • bestimmte Substanzen, die in Nahrungsmitteln enthalten sind (man spricht dann auch von einer Nahrungsmittel-Intoleranz):
    • Lektine, z. B. in Erdbeeren
    • Salicylate, z. B. in Äpfeln oder Aprikosen
    • manche Konservierungsstoffe, z. B. Benzoesäure oder Sorbinsäure
    • manche Säuerungsmittel

Krankheitsbilder

Pseudoallergien haben allergieähnliche Symptome, wie z. B.:

  • Schwellung, Rötung und Juckreiz an den Schleimhäuten im Mund- und Rachenraum
  • Rhinitis
  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (gastrointestinale Symptome)
  • Urtikaria
  • Angioödem
  • Kreislaufreaktionen

Charakteristisch für Pseudoallergien ist eine Dosis-Wirkungskurve, die bei Allergien nicht beobachtet werden kann. So können geringe Mengen histaminfreisetzender Substanzen oder histaminhaltiger Lebensmittel toleriert werden, ohne dass Symptome auftreten. Mit steigender Menge an histaminfreisetzenden Substanzen oder aufgenommenem Histamin nimmt die Schwere der Symptome zu.

Weil die Pseudoallergien nicht-immunologische Reaktionen sind, also nicht über spezifische Antikörper vermittelt werden, können sie bereits beim ersten Kontakt mit histaminfreisetzenden Substanzen bzw. stark histaminhaltigen Lebensmitteln auftreten. Eine Diagnose von Pseudoallergien kann daher auch nicht über das Messen von Antikörpern in Blutproben erfolgen.

So unbestritten ein möglicher Zusammenhang bei all diesen Erkrankungen ist, so unklar ist aber auch, in welchem Ausmaß Nahrungsmittelinhaltsstoffe für die genannten Beschwerden verantwortlich zu machen sind. So schwanken die Angaben für die Urtikaria von unter 1 bis über 50 Prozent.[2]

Unklar ist bislang auch, ob die beim atopischen Ekzem vermehrt auftretenden Beschwerden bei bestimmter Ernährung eine Folge pseudoallergischer oder allergischer Reaktionen auf Nahrungsmittelinhaltsstoffe sind und es sich somit um eine Nahrungsmittelallergie oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit handelt. Auch deshalb werden von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) einheitliche Regelungen für den Ablauf der Abklärung bei vermuteten Auslösern, z. B. in Nahrungsmitteln, gefordert.

Einzelnachweise

  1. Pseudoallergie In: Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage, Urban & Fischer 2003. Online
  2. Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf eine pseudoallergische Reaktion durch Nahrungsmittelinhaltsstoffe In: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft Allergologie und klinische Immunologie, dem Ärzteverband Deutscher Allergologen und der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie (GPA), AWMF online.

Weblinks