Ramie
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Ramie | ||||||||||||
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Ramie (Boehmeria nivea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Boehmeria nivea | ||||||||||||
L. |
Die Ramie (Boehmeria nivea), auch Chinagras, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Sie ist im tropischen Ostasien beheimatet und wird traditionell in Asien, teils aber auch in Südamerika und vereinzelt in Europa als Faserpflanze angebaut.
Beschreibung
Die Ramie ist eine nur schwach verzweigte, ausdauernde, krautige Pflanze und kann ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen. Aus dem Wurzelstock aus Rhizomen und Speicherwurzeln wachsen 50 bis 150 Zentimeter (in Kultur bis zu 3 Meter) hohe und 2,3 Zentimeter dicke Stängel. Die oberen Stängel, die Zweige und die 2,5 bis 10 Zentimeter langen Blattstiele sind dicht behaart mit steifen, festen und glatt anliegenden Haaren.
Die wechselständig stehenden Blätter sind 5 bis 15 Zentimeter lang und 3,5 bis 13 Zentimeter breit, breit oval bis elliptisch-eiförmig, spitz zulaufend und mit fein gesägtem Rand. Sie sind auf der Unterseite schneeweiß behaart, gelegentlich hellgrün mit weißer, fester und glatt anliegender Behaarung entlang der Nervatur oder fein weiß behaart, die Oberseite ist leicht rau und nur schwach behaart. Der Blattgrund ist annähernd herzförmig, parallel zur Mittelrippe verlaufen in der Regel je Seite drei Nebenrippen. Die 7 bis 11 Millimeter langen Nebenblätter sind lanzettlich und entweder verwachsen und zwiegespalten oder unverwachsen.
Die Pflanzen sind monözisch, Blütezeit ist von Mai bis August. Die stark verzweigten, rispenähnlichen Blütenstande sind kürzer als die Blattstiele und entspringen aus den Blattachseln ausgewachsener oder bereits abgefallener Blätter, die einzelnen Zweige sind dabei eingeschlechtig. An ihnen stehen die Blüten in Glomeruli, im oberen Teil sitzen dabei die weiblichen Blüten, im unteren Teil die männlichen, letztere können allerdings auch fehlen.
Männliche Glomeruli sind wenigblütig und messen im Durchmesser 2 bis 4 Millimeter, die weiblichen sind reichblütig und messen 2 bis 3 Millimeter im Durchmesser. Die ungestielten männlichen Blüten sind vierzählig, die Kronlappen sind bis zur Hälfte viergelappt, 1,5 Millimeter lang und behaart. Die weiblichen Blüten sind rhombenförmig bis elliptisch und 0,6 bis 0,8 Millimeter lang die Narbe ist rund 1 Millimeter lang. Die fruchtende Krone ist rhombenförmig bis umgekehrt-eiförmig, zusammengedrückt, am Ansatz stängelartig abgeschnürt und rund 1 Millimeter lang, die Spitze ist zwei- bis dreigezähnt.
Die Pflanzen werden durch den Wind bestäubt.
Die von September bis November reif werdenden Früchte sind annähernd eiförmige, bis zu 0,6 Millimeter lange Achänen und tragen am Ansatz ein Nebenblatt.
Verbreitung
Die Pflanze ist eine in Ost- und Südostasien (China, Bhutan, Kambodscha, Indien, Indonesien, Japan, Korea, Laos, Nepal, Thailand, Vietnam) weitverbreitete Wildpflanze. Sie findet sich an Straßenrändern, Waldrändern, zwischen Gesträuch und auf feuchten Standorten an Wasserläufen in Höhenlagen von 200 bis 1700 Meter.
Systematik
Die Art gilt als sehr variabel und ist systematisch noch nicht ausreichend abgegrenzt. Derzeit werden zwei Varietäten unterschieden:
- B. nivea var. nivea: mit unterseits weißfilzigen Blättern, ausschließlich in Kultur oder als Kulturflüchtling
- B. nivea var. tenacissima: ohne filzige Blattunterseite
Verwendung
Textilien aus Ramiefasern sind erstmals in ägyptischen Mumienbinden aus der Zeit zwischen 5000 und 3300 v. Chr. bezeugt,[1] in China wird sie seit etwa 3000 Jahren als Faserpflanze kultiviert. Damit gehört die Ramie zu den ältesten Faserpflanzen der Welt. Im frühen 18. Jahrhundert gelangte die Pflanze erstmals nach Europa, Nord- und Südamerika.
Im Jahr 2000 wurden weltweit über 170.000 Tonnen Fasern aus der Ramie erzeugt, rund doppelt so viel wie aus Hanf. Damit ist sie die siebtwichtigste Naturfaser weltweit.[1] Hauptproduktionsländer sind mit gut 75 % der Weltproduktion China (hier Gansu, Henan, Hubei, Hunan, Shaanxi und Sichuan) sowie die Philippinen, Indien und Brasilien. Diese Länder sind zugleich die Hauptverbraucher, auf dem Weltmarkt tritt die Faser daher nur bedingt in Erscheinung.[2] Die wichtigsten Importländer sind Japan, Deutschland, Frankreich und Großbritannien.[3]
Verwendung als Faserpflanze
Hauptartikel: Ramiefaser
Die Ramiefasern werden aus dem Bastteil des Stängels gewonnen, sie machen bis zu 15 % der Pflanze aus und sind 40 bis 350 Millimeter lang und 40 bis 50 Mikrometer stark. Sie werden nass versponnen und zeichnen sich durch eine mit 393 bis 1050 MPa sehr hohe Zugfähigkeit aus. Dichte und Absorptionsfähigeit der groben Faser (25 bis 30 Mikrometer) ähneln der von Leinen. Haupteinsatzgebiet ist der Gebrauch als Textilfaser.
Als reine Faser ergibt Ramie leichte, seidige Gewebe, die Leinen ähneln. Wegen seiner geringen Widerstandsfähigkeit und Elastizität wird Ramiefaser jedoch meist als Beimischung zu anderen Textilfasern verwendet. Dabei erhöht es den Glanz und die Stärke von Baumwollfasern und verringert das Schrumpfen der Wollfaser.[3] Ihr Einsatz in diesem Bereich der Wollmischungen ist jedoch eher als exotisch anzusehen.
Obwohl die Ramiefaser als äußerst hochwertig gilt, kann sie aufgrund ihrer relativ aufwändigen Verarbeitung, die nach wie vor nicht vollständig automatisierbar ist, auf dem Textilmarkt bisher nicht preislich mit anderen Naturfasern wie Baumwolle, Wolle oder Leinen konkurrieren.[1]
Andere Verwendungen
Ramiefasern werden auch in der Seilerei und der Papierproduktion verwendet. Insbesondere kurzfaserige Faserreste werden in der Produktion von hochwertigem Spezialpapier verarbeitet (Banknoten, Zigarettenpapier).[1]
Die Blätter und die jungen Enden der Sprossachse werden als Futter für Rinder, Schweine und Geflügel eingesetzt. Bei der Fütterung ist allerdings der hohe Mineralgehalt der Pflanzen zu berücksichtigen, dem durch Kupfersulfatgaben als Zuschlagstoff gegengesteuert werden muss.[1] Junge Blätter dienen als Futter für Seidenraupen.
In Asien wird die Pflanze darüber hinaus auch medizinisch gebraucht, sie soll beispielsweise gegen Fieber und bei Infektionen der Harnröhre helfen.
Anbau
Die Ramie schätzt gut drainierte, sehr nährstoffreiche und luftige, lockere Böden. Gegen Krankheiten und Schädlinge ist sie weitgehend resistent, aufgrund ihrer Wüchsigkeit verdrängt sie Unkräuter. Als ursprünglich subtropische bzw. tropische Pflanze ist sie allerdings frostempfindlich. Ein Anbau in temperierten Zonen ist daher problematisch, da die Rhizome im Winter zu erfrieren drohen.
Anbauversuche in Süddeutschland ergaben zwei, in Mittelitalien drei mögliche Ernten im Jahr. Unter tropischen Bedingungen können bis zu sechs Ernten pro Jahr erzielt werden.
Pro Hektar werden zwischen acht und 20 Tonnen Grünmasse geerntet, der Faserertrag kann ca. 1,5 Tonnen betragen.
Nachweise
- Jiarui Chen, Qi Lin, Ib Friis, C. Melanie Wilmot-Dear, Alex K. Monro: Urticaceae. In: Flora of China, Bd. 5, S. 166
- K.U.Heyland, H. Hanus, E.R. Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen In: Handbuch des Pflanzenbaues, Bd. 4, S. 308-309
Einzelnachweise
Die Informationen dieses Artikels entstammen den unter Nachweise angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 R. Koslowski, M. Rawluk, J. Barriga-Bedoya: Ramie. In: Robert Franck (Hrsg.): Bast and other plant fibres, Cambridge / Boca Raton, 2005, S. 207–227, ISBN 1855736845 / ISBN 0849325978
- ↑ Michael Carus u. a.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche 26, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (Hrsg.), Gülzow 2008, S. 126. Download
- ↑ 3,0 3,1 Natural Fibres: Ramie. Auf der Internetseite des „International Year of Natural Fibres 2009“ der FAO
Weblinks
- W.B. Granger: The history, culture, processing and marketing of ramie in Florida, 1948, Digitalisat online