Riesentukan



Riesentukan
Riesentukan (Ramphastos toco)

Riesentukan (Ramphastos toco)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Spechtvögel (Piciformes)
Familie: Tukane (Ramphastidae)
Gattung: Ramphastos
Art: Riesentukan
Wissenschaftlicher Name
Ramphastos toco
Lesson (1830)
Datei:Ramphastos toco.jpg
Kopf und Schnabel
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Riesentukan
Porträt

Der Riesentukan (Ramphastos toco) ist eine Vogelart aus der Familie der Tukane (Ramphastidae) und der Ordnung der Spechtvögel (Piciformes). Es handelt sich um eine sehr große Tukanart mit einem auffällig gefärbten orangen Schnabel, der die Art unverwechselbar macht. Er kommt ausschließlich in Südamerika vor und ist die einzige Tukanart, die geschlossene Waldgebiete weitgehend meidet.

Es werden zwei Unterarten unterschieden. Die IUCN stuft den Riesentukan als ungefährdet (least concern) ein, es liegen für diese Art aber keine genaueren Bestandszahlen vor.[1] Fischertukane sind jedoch im Anhang II/B des Washingtoner Artenschutzübereinkommens aufgeführt.

Aussehen

Maße und Gewicht

Der Riesentukan erreicht eine Körperlänge von 56 bis 62 Zentimetern.[2] Die Männchen der Nominatform haben eine Schnabellänge von durchschnittlich 20 Zentimetern, die Schnabellänge der Unterart Ramphastos toco albogularis ist mit 18,7 Zentimeter etwas kleiner. Weibchen haben grundsätzlich kleinere Schnäbel. Bei den Weibchen der Nominatform beträgt die Schnabellänge durchschnittlich 17,9 Zentimeter und bei denen der Unterart R. t. albogularis 16,5 Zentimeter.[3] Dies ist der größte Schnabel unter allen Tukanarten. Das Gewicht variiert zwischen 640 und 860 Gramm für die Männchen und zwischen 500 und 695 Gramm für die Weibchen.

Federkleid und Schnabel

Adulte Riesentukane haben ein größtenteils glänzend schwarzes Gefieder. Lediglich das Kinn, die Ohrdecken und die Nackenseiten sind weiß. Die Kehle ist individuell unterschiedlich blass bis leuchtend gelb, allerdings ist diese gelbe Kehle bei Feldbeobachtungen gewöhnlich nicht zu sehen. Die schwarzen Federn am oberen Kehlbereich haben eine rote, schmale Spitze und bilden ein schmales rötliches Band. Die Oberschwanzdecken sind weiß, die Unterschwanzdecken sind rot.

Der Schnabel ist sehr lang und schmal. Am Ende des Oberschnabels befindet sich ein großer, längs gezogener schwarzer Fleck. An der Schnabelwurzel befindet sich eine schwarze Querbinde. Der übrige Schnabel ist rot-orange, wobei der Schnabelrücken (Culmen) am rötlichsten ist. Das Schnabelinnere ist gelb und geht zum Kopf hin in ein Violett über. Die unbefiederte Haut rund um das Auge ist gewöhnlich orange. Einige Individuen sind unter dem Auge gelblich grün. Ein schmaler und wulstiger blauer Augenring verläuft um das Auge. Die Augen sind braun und variieren von einem Blassbraun bis zu einem hellen Graublau. Die Füße und Beine sind bläulich bis graublau.

Jungvögel sind generell etwas matter und blasser gefärbt. Ihr Gefieder ist eher rußfarben und nicht glänzend. Der große Schnabelfleck auf dem Oberschnabel ist bei ihnen bräunlich bis schwarzbraun, die ungefiederte Gesichtshaut ist mattweiß.

Verbreitung und Lebensraum

Der Riesentukan bewohnt die Tieflandregionen im Osten Südamerikas von Suriname bis Nordostargentinien. Im Westen erreicht die Art in Bolivien und Peru das Vorland der Anden. Der Riesentukan ist die einzige Tukanart, die auch halboffenes Gelände besiedelt.[4]

Im Nordosten des Verbreitungsgebietes hält sich der Riesentukan überwiegend auf Meeresniveau auf. Im Osten Boliviens kommt er noch in Höhenlagen von 1200 Metern vor. In Chuquisaca (Departamento) wurde er sogar auf 1750 Meter Meereshöhe beobachtet.[5]

Lebensraum

Der Riesentukan bevorzugt offenes Gelände, das locker mit einzelnen Bäumen bestanden ist. Er kommt entsprechend in Savannengebieten mit Palmen, einigen wenigen Hainen oder Uferwäldern vor und besiedelt die Ränder von Waldinseln sowie Galeriewälder. Er kommt außerdem auf Kokosnuss- und anderen Plantagen, Palmenhainen und selbst in baumbestandenen Vororten vor. Anders als viele andere Arten aus der Gattung Ramphastos überquert der Riesentukan ohne Zögern baumlose Regionen. Trupps von Riesentukanen fliegen dabei typischerweise hintereinander.

Nahrung und Nahrungsweise

Riesentukane leben einzeln, in Paaren oder in kleinen Trupps, die selten mehr als neun Individuen umfassen.[6] Grundsätzlich lebt er weniger sozial als andere Arten der Eigentlichen Tukane. Er hält sich gewöhnlich in Baumwipfeln auf und geht sogar gelegentlich auf den Boden, um herabgefallene Früchte aufzunehmen. Regelmäßig ist er zu beobachten, wenn er auf toten Ästen in Baumwipfeln aufbaumt und von dort seine Rufe erschallen lässt.[7]

Die Nahrung des Riesentukans besteht hauptsächlich aus Früchten, aber auch Insekten, Vogeleier, Jungvögel und andere Kleintiere werden von ihm nicht verschmäht. Der Tukan benutzt seinen riesigen Schnabel um größere Früchte zu pflücken, sie auszuquetschen und den Saft zu trinken. Kleinere Früchte werden als Ganzes verspeist. Zum Nahrungsspektrum des Riesentukans zählen Guaven, Paprika und Orangen. Der Riesentukan frisst in seinem Verbreitungsgebiet regelmäßig die Eier und Nestlinge des Gelbrücken-Stirnvogels, wobei ein Teil des Trupps die adulten Gelbrücken-Stirnvögel abwehrt und ein anderer in den Nestern nach Eiern und Jungen sucht.[8] Bei in Volieren gehaltenen Riesentukanen hat man auch die Jagd auf Haussperlinge beobachtet.

Fortpflanzung

Die Fortpflanzungszeit variiert abhängig von der geographischen Breite. Im Amazonasgebiet fällt sie in den Zeitraum September bis Januar, in Bolivien und Westargentinien in den Zeitraum Oktober bis Februar.[9]

Während der Fortpflanzungszeit zeigen Riesentukane ein innerartliches Aggressionsverhalten, bei dem sie den Schnabel und den Kopf einem Artgenossen zuwenden. Ist dieser nahe genug, hacken sie auch nach ihm oder greifen ihn am Schnabel. Regelmäßig schlagen sie ihren Schnabel hart gegen Zweige. Verpaarte Vögel putzen sich gegenseitig das Gefieder, gelegentlich wird dabei auch ein drittes Individuum einbezogen. Aus der Gefangenschaftshaltung weiß man, dass sie erst zum Zeitpunkt der Eiablage keinen anderen Artgenossen außer dem Partnervogel in ihrer Nähe dulden.[10]

Die Bruthöhle ist gewöhnlich eine natürliche Baumhöhle, kann aber in hohlen, weichholzigen Mauritia-Palmen auch ganz oder teilweise gegraben werden. Sie nutzen außerdem Erdhöhlen sowie Termitenhügel, in die der Feldspecht aufgehackt hat.[11]

Das Gelege besteht aus zwei bis vier Eiern. Die Brutzeit beträgt 17 bis 18 Tage. Gewöhnlich brüten beide Elternvögel. Die Nestlinge erhalten von den Elternvögeln zunächst Insekten, der Anteil an pflanzlicher Nahrung steigt mit zunehmenden Lebensalter der Nestlinge. Sie sind in einem Alter von 43 bis 52 Tage flügge, die Entwicklung des Schnabels dauert jedoch bis zu einem Jahr an.

Unterarten

Es werden zwei Unterarten für den Riesentukan unterschieden. Die Unterart Ramphastos toco albogularis kommt im Süden des Verbreitungsgebietes dieser Art vor. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Süden Boliviens und dem Norden Paraguays über Mato Grosso, Goias, Piaui und Bahia. Verglichen zur Nominatform ist diese Unterart etwas kleiner und hat einen kürzeren Schnabel. Die Kehle und das Kinn ist deutlicher weiß.[12]

Riesentukane und Mensch

Die Vogelart kommt in ihrem Lebensraum häufig vor und gilt als nicht gefährdet, aber die massive Zerstörung ihres Lebensraumes, des tropischen Regenwaldes, könnte in Zukunft zu einem Problem werden. Der Riesentukan wird (wurde) sogar von einem Südamerikanischen Stamm vergöttert.

Der Riesentukan ist die erste Tukanart, die von Europäern im Jahre 1555 beschrieben wurde.[13] Da sie sehr große und farbenprächtige Tukane sind, die deswegen einen hohen Schauwert haben, werden sie weltweit in zahlreichen Zoologischen Gärten und Vogelparks gezeigt. Sie gehören zu den Tukanarten, deren Zucht am häufigsten gelingt. Allein zwischen 1982 und 1996 wurden weltweit in 21 Zoos insgesamt 109 Jungtiere dieser Art großgezogen.[14]

Belege

Literatur

  • Werner Lantermann: Tukane und Arassaris. Filander Verlag, Fürth 2002, ISBN 3-930831-46-5
  • Lester L. Short und Jennifer F. M. Horne: Toucans, Barbets and Honeyguides - Ramphastidae, Capitonidae and Indicatoridae. Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-854666-1

Weblinks

Commons: Riesentukan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

  1. BirdLife Factsheet zum Riesentukan, aufgerufen am 23. Dezember 2010
  2. Lantermann, S. 188
  3. Short et al., S. 419
  4. Short et al., S. 420
  5. Short et al., S. 421
  6. Short et al., S. 421
  7. Lantermann, S. 189
  8. Short et al., S. 421
  9. Short et al., S. 422
  10. Short et al., S. 421
  11. Short et al., S. 422
  12. Short et al., S. 419
  13. Short et al., S. 421
  14. Lantermann, S. 190