Sägepalme



Sägepalme

Sägepalme (Serenoa repens)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Palmenartige (Arecales)
Familie: Palmengewächse (Arecaceae)
Gattung: Serenoa
Art: Sägepalme
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Serenoa
Hook.f.
Wissenschaftlicher Name der Art
Serenoa repens
(W.Bartram) Small

Die Sägepalme (Serenoa repens) ist eine im Südosten der USA heimische Palmenart. Sie ist die einzige Art der Gattung Serenoa. Aus ihren Früchten werden Phytopharmaka gegen benigne Prostatahyperplasie gewonnen.

Merkmale

Die Sägepalme ist eine zwittrige Fächerpalme. Sie ist mehrstämmig, wächst buschförmig und erreicht Wuchshöhen von ein bis drei Metern[1]. Die Stämme sind unterirdisch oder niederliegend und an der Oberfläche kriechend. Selten stehen sie aufrecht. Die Stämme sind mit den ausdauernden Blattscheiden bedeckt. Die Palme ist bewehrt.

Aus achselständigen Knospen entstehen entweder Blütenstände oder vegetative Seitensprosse.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.

Blätter

Gezähnter Blattstiel

Die Blätter sind induplicat, fächerförmig und verbleiben abgestorben an der Pflanze (Marzeszenz). Die Blattscheide vergrößert sich in eine Matte von dunkelbraunen Fasern. Der Blattstiel ist flach, kann an der Oberseite leicht gerundet, an der Unterseite gerundet oder kantig sein. Der Rand des Blattstiels ist mit zahlreichen kleinen Zähnen besetzt. Die adaxiale Hastula ist auffällig, rundlich und häutig, die abaxiale ist halbkreisförmig, häufig zerrissen und ebenfalls häutig.

Die Blattspreite ist annähernd kreisrund und bis über die Hälfte gleichmäßig in schmale, steife, kurz zweiteilige, einfach gefaltete Segmente zerteilt. Die Spreite ist kahl mit Ausnahme zerstreuter Schuppen entlang der Rippen.

Blütenstände

Blütenstand

Die Blütenstände stehen zwischen den Laubblättern (interfoliar). Sie sind aufrecht und etwa gleich lang wie die Blätter, jedoch häufig von diesen verdeckt. Sie sind drei- bis selten vierfach verzweigt. Der Blütenstandsstiel ist schlank, abgeflacht und eher kurz. Das Vorblatt ist röhrig, zweikielig und endet in zwei dreieckigen Lappen. Es gibt ein Hochblatt am Blütenstandsstiel, das auch fehlen kann. Es ist eng scheidig anliegend und behaart. Die Blütenstandsachse ist länger als der Stiel. Es gibt mehrere Hochblätter, die dem am Stiel ähneln, aber zur Achsenspitze hin immer kleiner werden. Die Seitenachsen erster Ordnung haben ein kurzes, zweikieliges Vorblatt, die nachfolgenden Hochblätter sind klein und häutig. Die blütentragenden Achsen (Rachillae) sind abstehend, dicht behaart und tragen in spiraliger Anordnung kleine Hochblätter, die einzelne oder paarige Blüten tragen.

Blüten

Die Blüten sind weiß, duftend und 4 bis 5 mm groß.[1] Sie sind zwittrig und haben einen röhrigen Kelch aus drei dreieckigen Lappen. Die Krone ist ebenfalls röhrig, zu zwei Dritteln ihrer Länge ist sie aber in drei valvate Lappen geteilt. Die sechs Staubblätter stehen an der Mündung der Kronröhre. Die Antheren sind elliptisch, dorsifix und latrors. Die drei Fruchtblätter sind im unteren Bereich frei, in der Griffelregion verbunden und enden in einer schmalen Narbe. Die Samenanlage steht anatrop.

Der Pollen ist ellipsoidisch und meist leicht asymmetrisch. Die Keimöffnung ist ein distaler Sulcus. Die längste Achse misst 31 bis 44 Mikrometer.

Früchte und Samen

Die Frucht ist eine ellipsoidische bis annähernd kugelige Steinfrucht. Sie wird bis zwei Zentimeter lang.[1] Zur Reife ist sie dunkelblau bis schwarz. Die nicht gereiften Fruchtblätter stehen basal, der Narbenrest steht apikal. Das Exokarp ist glatt, das Mesokarp ist fleischig und besitzt keine Fasern. Das Endokarp ist dünn und leicht knorpelig. Der Samen steht basal und trägt eine längliche Raphe. Das Endosperm ist homogen, hat aber flache seitliche Einstülpungen des Samenmantels. Der Embryo steht seitlich nahe der Basis, gegenüber der Raphe.

Inhaltsstoffe

Die Früchte enthalten als Hauptbestandteile Phytosterole und fettes Öl mit freien Fettsäuren. Daneben wurden Flavonoide, ein saures Polysaccharid und ätherisches („flüchtiges“) Öl nachgewiesen.[2][3][4]

Zu den Fettsäuren der Lipidfraktion zählen mittelkettige (Capronsäure, Caprylsäure, Laurinsäure, Myristinsäure) sowie Palmitinsäure und Ölsäure. Sie liegen größtenteils frei,[5] aber auch als Ethylester oder als Acylglycerine vor.

Unter den Phytosterolen dominiert freies β-Sitosterol, daneben kommen dessen Fettsäureester und Glycoside vor.

Verbreitung und Standorte

Sägepalmenbestand

Die Sägepalme ist auf den Südosten der USA beschränkt. In Florida ist sie weit verbreitet, an den Rändern ihres Vorkommens, das bis Charleston County (South Carolina) und Süd-Mississippi reicht, wird sie seltener. Sie kommt im Unterwuchs auf schlecht entwässerten, mit Kiefern bestandenen Flatwood-Böden, auf gut entwässerten, armen Flatwood-Böden und im Unterwuchs von Sand-Kiefern-Wäldern vor.[6]

Die Sägepalme ist häufig die dominante verholzende Art in trockenen Prärien und abgeholzten Kiefernwäldern von Süd-Florida. Möglicherweise ist sie durch unregelmäßige Brände häufiger geworden, ebenso durch großflächige Entwässerungen. Sie kommt häufig zusammen mit den Holzpflanzen Ilex glabra, Myrica cerifera, Lyonia ferruginea und verschiedenen Eichen-Arten vor.[6]

Im gesamten Verbreitungsgebiet kann die Sägepalme die dominierende Art im Unterwuchs von Pinus elliottii und Pinus palustris-Wäldern sein.[6]

Alle Pflanzengesellschaften, in denen die Sägepalme vorkommt, sind an häufige Feuer während der Wachstumssaison adaptiert und können periodische Dürren und Überflutungen überstehen.[6]

Systematik

Die Gattung Serenoa wird innerhalb der Familie Arecaceae in die Unterfamilie Coryphoideae, Tribus Trachycarpeae gestellt, hier aber keiner Subtribus zugeordnet.

In der World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens, Kew, wird nur die Art Serenoa repens anerkannt.[7]

Die Gattung ist nach dem amerikanischen Botaniker Sereno Watson (1826–1892) benannt.

Ein häufiger genanntes, älteres Synonym für die Art ist Sabal serrulata (Michaux) Nichols.

Nutzung

Eine glauke Form der Sägepalme wird als Zierpflanze verwendet.

Sägepalmenfrüchte werden arzneilich verwendet. Die pharmazeutische Droge besteht aus den unvollständig getrockneten reifen Früchten (Sabalis serrulatae fructus), die gemäß den Anforderungen des Europäischen Arzneibuchs mindestens 11,0 % Gesamtfettsäuren enthalten müssen.[8] Zubereitungen aus Sägepalmenfrüchten werden zur Behandlung von Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie, Stufe I und II eingesetzt. Die Anwendung basiert auf der Einschätzung der Kommission E, wonach sie die Beschwerden verbessern, ohne jedoch die Prostatavergrößerung zu beheben.[9]

Die wissenschaftliche Auswertung von Studien zur Wirkung von Sägelpalmenextrakten bei benigner Prostatahyperplasie zeigte jedoch wiederholt keine Wirkung über Placebo-Niveau.[10][11]

Auch Nahrungsergänzungsmittel für Männer werden aus Sägepalme hergestellt.[12]

Für die ebenfalls diskutierten Wirkungen von Sägepalmenextrakt gegen Haarausfall, Prostatakrebs, Prostatitis und Unterfunktion der Harnblase gibt es nur unklare und widersprüchliche wissenschaftliche Belege.[13]

Belege

  • John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 274-276.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Scott Zona: Arecaceae. In: Flora of North America, Band 22, S. 111. (online), abgerufen 22. Mai 2010.
  2. T. Dingermann, K. Hiller, G. Schneider, I. Zündorf: Schneider Arzneidrogen. 5. Auflage, Elsevier 2004, ISBN 3-8274-1481-4. Seite 241.
  3. E. Teuscher: Biogene Arzneimittel. 5. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1997, ISBN 3-8047-1482-X. Seite 137.
  4. K. Hardtke et. al. (Hrsg.): Kommentar zum Europäischen Arzneibuch Ph. Eur. 5.0, Sägepalmenfrüchte. Loseblattsammlung, 23. Lieferung 2006, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.
  5. Serenoa repens. Alternative Medicine Review, Band 3, Heft 3, 1998, S. 227-229. (pdf), (pdf)
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 George W. Tanner, J. Jeffrey Mullahey: Saw-palmetto: An Ecologically and Economically Important Native Palm. Circular WEC-109. University of Florida Cooperative Extension Service 1996. (pdf)
  7. Serenoa in der World Checklist of Selected Plant Families, abgerufen 13. Mai 2010.
  8. Europäisches Arzneibuch, Monographie Sägepalmenfrüchte, 6.0/1848.
  9. Monographie Sabal fructus der Kommission E, abgerufen 13. Mai 2010.
  10. Tacklind J, MacDonald R, Rutks I, Wilt TJ: Serenoa repens for benign prostatic hyperplasia. In: Cochrane Database Syst Rev. Nr. 2, 2009, S. CD001423, doi:10.1002/14651858.CD001423.pub2, PMID 19370565 (doi.org).
  11. Dedhia RC, McVary KT: Phytotherapy for lower urinary tract symptoms secondary to benign prostatic hyperplasia. In: J. Urol. 179. Jahrgang, Nr. 6, Juni 2008, S. 2119–25, doi:10.1016/j.juro.2008.01.094, PMID 18423748 (elsevier.com).
  12. John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 274-276.
  13. Sägepalme auf Medline plus (englisch), abgerufen 22. Mai 2010.

Weiterführende Literatur

  • Bradley C. Bennett, Judith R. Hicklin: Uses of saw palmetto (Serenoa repens, Arecaceae) in Florida, Economic Botany, Band 52, 1998, S. 381-393. doi:10.1007/BF02862068

Weblinks

Commons: Serenoa repens – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien