Scharfer Mauerpfeffer
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Scharfer Mauerpfeffer | ||||||||||||
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Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sedum acre | ||||||||||||
L. |
Der Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre), auch Scharfe Fetthenne genannt, gehört innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) zur Gattung der Fetthennen (Sedum).
Beschreibung
Der Scharfe Mauerpfeffer ist eine ausdauernde krautige Pflanze von niedrigem, rasig wachsendem Habitus und erreicht Wuchshöhen von fünf bis 15 Zentimeter. Die eiförmigen, dickfleischigen (sukkulent) Laubblätter werden vier Millimeter lang und zwischen zwei und vier Millimeter breit, wobei die Blätter meist unter der Mitte am breitesten sind. Die Blätter schmecken nach einigem Kauen meist scharf, wovon sich auch der volkstümliche Name ableitet.
Die Blüte ist fünfzählig mit sternförmig angeordneten, leuchtend goldgelben Blütenblättern. Die Kronblätter sind spitz bis zugespitzt und werden sechs bis acht Millimeter lang. Die Hauptblütezeit reicht von Juni bis August. Je Blüte entwickeln sich fünf Balgfrüchte, welche von Juli bis August reifen.
Verbreitung und Standort
Der Scharfe Mauerpfeffer ist in ganz Europa verbreitet und dringt vereinzelt bis nach Nordafrika vor. Als Standort bevorzugt die Pflanze Mauern, Felsflure, sonnige Pionierrasen und sandige Ruderalstellen wie etwa Bahndämme, Kiesdächer und Kiesgruben, aber auch Dünen sowie trockene, lichte Wälder.
Ökologie
Der Scharfe Mauerpfeffer ist ein blattsukkulenter Chamaephyt, dessen Blütentriebe nach der Blüte absterben. Die Blätter sind amphistomatisch, d.h. die Spaltöffnungen liegen auf der Ober- und Unterseite; es sind ca. 18 Spaltöffnungen pro Quadratmillimeter vorhanden. Die Blätter besitzen ein zentrales Wasserspeichergewebe. Die Pflanze ist deshalb austrocknungsfest und wächst im Herbar weiter, wenn sie nicht vorher z.B. abgebrüht wird. Wie alle Sedum-Arten zeichnet sie sich durch eine interessante physiologische Anpassung an ihre trockenen Standorte aus: Sie gehört nämlich zu den typischen CAM-Pflanzen, die die Photosynthese auf dem Weg des „Säurestoffwechsels der Dickblattgewächse“= Crassulaceen Acid Metabolism betreiben. Das Besondere dabei ist, dass die Spaltöffnungen bei Wasserstress tagsüber geschlossen bleiben, nachts aber geöffnet sind. Das Verhalten einer Normalpflanze ist damit auf den Kopf gestellt. Das nächtlich aufgenommene CO2 wird in den Vakuolen des Assimilationsgewebes in Form von Äpfelsäure gespeichert. Am Tag wird diese in das Zytoplasma zurücktransportiert, wo sie als Malat (Salz der Äpfelsäure) vorliegt. Daraus wird das CO2 abgespalten und der Photosynthese zugeführt. Dieser Prozess kann insgesamt als eine wirkungsvolle, Wasser sparende Anpassung an ein arides Klima, also an sonnige, heiße Tage und kalte Nächte gedeutet werden.
Die Blüten des Scharfen Mauerpfeffers sind unvollständig vormännliche "Nektar führende Scheibenblumen". Die Staubblätter biegen sich zum Verstäuben zur Mitte. Der Nektar ist leicht zugänglich. Die Blüten werden vorwiegend von Fliegen und Hautflüglern besucht. Auch spontane Selbstbestäubung ist erfolgreich. Die Kronblätter decken sich in der Knospe seitlich. Die Hauptblütezeit reich von Juni bis August
Die Früchte öffnen sich bei Nässe (hydrochas). Die Pflanze ist ein typischer Regenballist, d. h. Regentropfen schleudern die feilspanförmigen Samen heraus, die dann als Regenschwemmlinge weiter ausgebreitet werden. Auch Ameisen tragen zur Verbreitung der Samen bei. Eine vegetative Vermehrung ist durch sich leicht bewurzelnde Stängelteile möglich. Die Früchte sind Ästatiphore d.h. sie geben unter den nötigen Voraussetzungen noch über den ganzen Sommer Samen ab. Die Samen sind Lichtkeimer.
Verwendung
Der Scharfe Mauerpfeffer ist als Zierpflanze z. B. zur Dachbegrünung sehr geeignet und auch für Wildpflanzengärten zu empfehlen.
Bereits 300 v. Chr. wurde Sedum acre als Heilpflanze genutzt. Um 70 n. Chr. beschreibt der griechische Arzt Dioscurides die Verwendung des reizenden und ätzenden Saftes der Pflanze. Im 16. Jahrhundert wurde die Pflanze in verschiedenen Kräuterbüchern erwähnt, unter anderem bei Lonicerus, Matthiolus und Dodoneaus. In den nachfolgenden Jahren verwenden berühmte Mediziner wie Albrecht von Haller und Christoph Wilhelm Hufeland die Pflanze als Heilmittel. Durch Versuche des französischen Toxikologen Mathieu Orfila wird die Giftigkeit von Sedum acre nachgewiesen. Durch Tierexperimente weist der Pharmakologe Jüngst 1888 nach, dass die Pflanze ein ausgesprochenes Gift für das Zentralnervensystem darstellt. Er isolierte ein Alkaloidgemisch, welches er Sedin nannte. 1945 gelang es dem Kanadier Marion, wenige Mengen Nikotin und Sedamin, das erste Sedumalkaloid, zu isolieren. Danach wurden noch viele weitere Alkaloide in der Pflanze gefunden. Als weitere Wirkstoffgruppen des Scharfen Mauerpfeffers wurden im 20. Jahrhundert Flavonoide bzw. deren Glycoside entdeckt und nachgewiesen.
Quellen
- Dankwart Seidel: Blumen. München 2001, ISBN 3-405-15766-8
- Fischer, M. A., Adler, W. & Oswald K.: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Linz, 2005, ISBN 3-85474-140-5
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
- Dorothea Swart: Sukkulente Heilpflanzen und Ihre Inhaltsstoffe – Sedum acre Linné. Kakteen und andere Sukkulenten. Band 37, Nr. 12, S. 276-279, 1986
Weblinks
- Scharfer Mauerpfeffer. FloraWeb.de