Schlagflug
Der Schlagflug (auch Ruderflug, seltener auch Kraftflug oder Flatterflug) ist eine aktive Flugtechnik, die vor allem von Vögeln und Fledertieren verwendet wird. Jedes Auffliegen vom Erdboden oder von der Wasseroberfläche erfordert die Beherrschung dieser Flugtechnik. Durch abwechselndes Auf- und Abschlagen der Flügel wird dabei gleichzeitig Vor- und Auftrieb erzeugt, hauptsächlich indem der Anstellwinkel der Arm- und Handteile des Flügels bei Auf- und Abschlag verändert wird.
Auch bei den Insekten gibt es prinzipiell diese Flugtechnik, diese unterscheidet sich aber vor allem aufgrund der unterschiedlichen Größe doch deutlich von den Techniken der Vögel und Fledertiere (weiteres siehe Insektenflug). Als dritte Gruppe der Wirbeltiere verwendeten die ausgestorbenen Flugsaurier diese Art zu fliegen. Die Evolution dieser Flugtechnik bei den Insekten und den drei Wirbeltiergruppen ist unabhängig voneinander (konvergent) erfolgt. Weitere fliegende Formen findet man in allen fünf Wirbeltierklassen, bei denen die Mehrheit jedoch lediglich zu passivem Gleitflug mit einer Flughaut befähigt ist.
Der Versuch zur technischen Nachahmung des Schlagfluges stand auch am Anfang der Flugtechnik (Ornithopter), ist bisher aber nur im Experimental- und Modellflug gelungen.
Vögel
Die hauptsächliche Verwendung des Begriffs Schlagflug und des Synonyms Ruderflug erfolgt im vogelkundlichen Kontext. Der Schlagflug wird dabei in zwei Phasen unterteilt:
- Niederschlag (Abschlag): Dabei werden die Flügel mit großem Energieaufwand nach unten-vorne geschlagen. Der körpernahe Flügelbereich (also Armschwingen sowie innere Handschwingen) haben im Zusammenspiel mit den Steuerfedern vor allem für den Auftrieb zu sorgen, während die äußeren Handschwingen durch kreisende, propellerartige Bewegungen den Vortrieb erzeugen. Die äußeren Handschwingen sind weitgehend geschlossen. Der Niederschlag ist die hauptsächlich für Auftrieb und Vortrieb (Hub und Schub) verantwortliche Flügelbewegung.
- Aufschlag: Das Hochziehen der Flügel ist keine reine Erholungsphase. Die Arm- und Handflügel werden nun angewinkelt und die Federn der Schwingen verringern nun die Flügelfläche, um den Vogel bei der Aufwärtsbewegung der Flügel nicht nach unten zu drücken. Die drehende (propellerartig wirkende) Bewegung der äußeren Handschwingenfedern bleibt erhalten und somit auch der Vortrieb. Bei kleineren Vögeln werden die äußeren Handschwingen während dieser Aufwärtsbewegung jalousieartig aufgelockert und die Flügel fast vollständig eingefaltet und dicht am Körper nach hinten-oben geführt, wo das Entfalten der Flügel erfolgt. Dabei fällt der Auftrieb während der Aufschlagphase weg, was durch eine raschere Folge der Flügelschläge ausgeglichen wird.
Der Flügelschlag umschließt also eine von hinten oben nach vorn unten weisende Ellipse. Dabei führen die Handschwingen eine größere Bahn (Winkel) aus als der Arm. Stetig ändert sich die Stellung und die Form des Flügels. Beim Abschlag weist die Vorderkante nach schräg unten, beim Aufschlag nach schräg oben. Durch den Flügelschlag wird eine zur Schlagrichtung entgegengesetzte Kraft erzeugt. Schlagwind und Fahrtwind ergibt den kräftewirksamen Anblaswind. Durch die geänderte Flügelstellung beim Auf- und Abschlag kann dieser so angreifen, dass in beiden Schlagphasen Auftrieb erzeugt wird, wobei der Aufschlag einen deutlich kleineren Auftrieb bewirkt. Der Vogelkörper (Rumpf) macht immer eine Gegenbewegung zu den Flügeln.
Der Schlagflug vergrößert den Energieumsatz eines Vogels abhängig von seiner Größe auf bis das Zwanzigfache des Grundumsatzes. Deshalb streuen viele Vögel zur Erholung längere Gleitphasen während des Ruderflugs ein. Zudem haben größere und schwerere Vogelarten beispielsweise mit dem Segelflug kraftsparendere Flugmethoden entwickelt, um größere Strecken zurückzulegen.
Flügelschlag pro Minute |
Fluggeschwindigkeit (km/h) | |
---|---|---|
Sperling | 630 | 42 |
Turmfalke | 300 | 75 |
Mauersegler | 710 | 130 |
Der Ruderflug ist die häufigste aktive Flugart der Vögel.
Fledertiere
Der Flügelniederschlag entspricht vom Prinzip her dem der Vögel. In der Aufschlagsphase werden jedoch Ober- und Unterarm gebeugt und an den Körper herangezogen, wodurch sich der Flügel verkürzt. Hierbei verformt sich der Handflügel kaum, die Führungskante des Flügels bleibt gerade. Eine Bewegung wie bei Vögeln ist nicht möglich, da sich sonst die Flugmembran aufblähen und Widerstand erzeugen würde. Die Handschwinge der Vögel funktioniert während dieser Phase deshalb weiterhin als Tragfläche, da die Federn übereinander gleiten und so der Luftwiderstand gering bleibt.
Literatur
- E. Bezzel / R. Prinzinger: Ornithologie. Ulmer-Stuttgart. 2. Aufl. 1990. ISBN 3-8001-2597-8
- Otto Lilienthal: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Berlin, 1889
- Walter Birnbaum: Das ebene Problem des schlagenden Flügels. 1922