Sevelamer


Strukturformel
Strukturformel von Sevelamer
Allgemeines
Name Sevelamer
Andere Namen

IUPAC: Poly(allylamin-co-N,N'-diallyl- 1,3-diamino-2-hydroxypropan)

CAS-Nummer 52757-95-6
PubChem 3085017
ATC-Code

V03AE02

DrugBank DB00658
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Phosphatbinder

Wirkmechanismus

Bindung von Phosphat, damit die Gesamtverbindung ausgeschieden werden kann

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Sevelamer (rINN) (IPA: [sɛˈvɛləmə, -mər, -mir]) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Phosphatbinder, der bei Dialysepatienten mit Phosphatüberschuss im Blut (Hyperphosphatämie) zur Bindung des Phosphats aus der Nahrung eingesetzt wird. Sevelamer ist ein nicht resorbierbarer Phosphatbinder, der weder Aluminium noch Kalzium enthält.

Der Arzneistoff wird von der Firma Genzyme Corporation hergestellt und ist in zwei verschiedenen Salzen im Handel erhältlich:[2][3]

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Sevelamer ist ein nicht resorbierbares, phosphatbindendes vernetztes Polymer, das als einziger Phosphatbinder weder Metall noch Calcium enthält. Sevelamer enthält zahlreiche Aminogruppen, die jeweils durch ein Kohlenstoffatom vom Polymer-Rückgrat getrennt sind, und im Magen protoniert werden. Diese protonierten Amine binden negativ geladene Ionen wie, z. B. im Darm befindliches Phosphat aus der Nahrung. Über die Bindung von Phosphat im Magen-Darm-Trakt und die Senkung der Resorption reduziert Sevelamer den Serumphosphorspiegel. [7][8]

Pharmakokinetik

Sevelamer wird nicht aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Dies wurde durch eine Resorptionsstudie an gesunden freiwilligen Probanden bestätigt.[7][8]

Darreichungsform

Filmtablette (Tablette). Die weißen bis weißlichen Tabletten tragen auf einer Seite den Aufdruck „RENVELA 800“. [7]

Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen. Blassgelbes Pulver. [8]

Anwendungsgebiete

Sevelamer ist indiziert zur Behandlung von Hyperphosphatämie bei erwachsenen Hämodialyse- oder Peritonealdialysepatienten.

Sevelamer ist ebenfalls angezeigt zur Behandlung von Hyperphosphatämie bei nicht hämodialytisch behandelten erwachsenen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und Serumphosphorspiegeln von ≥1,78mmol/l.

Sevelamer sollte im Rahmen einer mehrteiligen Therapie verwendet werden, die Calciumzusätze, 1,25-Dihydroxvitamin D3 oder einen Analogstoff desselben zur Kontrolle von renal bedingten Knochenerkrankungen enthalten könnte. [7] [8]

Gegenanzeigen

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
  • Hypophosphatämie
  • Darmobstruktion [7] [8]

Nebenwirkungen

Die Unbedenklichkeit von Sevelamer (entweder als Carbonat- oder als Hydrochloridsalz) wurde in zahlreichen klinischen Studien mit Beteiligung von insgesamt 969 Hämodialysepatienten und einer Behandlungsdauer von zwischen 4 und 50 Wochen (724 mit Sevelamerhydrochlorid und 245 mit Sevelamercarbonat behandelte Patienten), 97 Peritonealdialyse-Patienten mit einer Behandlungsdauer von 12Wochen (alle mit Sevelamerhydrochlorid behandelt) und 128 Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, die nicht hämodialytisch behandelt wurden, und einer Behandlungsdauer zwischen 8 und 12 Wochen (79 mit Sevelamerhydrochlorid und 49 mit Sevelamercarbonat behandelte Patienten) untersucht.

Die häufigsten, mit der Gabe von Sevelamer möglicherweise oder wahrscheinlich verbundenen Nebenwirkungen (≥5 % der Patienten) lassen sich in die Systemorganklasse der Erkrankungen des gastrointestinalen Trakts einordnen. Die meisten dieser Nebenwirkungen waren von leichtem bis mäßigem Schweregrad. Nebenwirkungen aus diesen Studien, die möglicherweise oder wahrscheinlich auf die Gabe von Sevelamer zurückzuführen sind, sind Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Sehr häufig (≥1/10): Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch, Obstipation Häufig (≥1/100, <1/10): Diarrhö, Dyspepsie, Blähungen, Bauchschmerzen[7] [8]

Mediasklerose

Eine besondere Form der Arterienverkalkung ist die Mediasklerose, bei der die Muskelschicht der Arterien sehr stark verkalkt. Häufige Ursachen für eine Mediasklerose sind die Zuckerkrankheit und hochgradiger chronischer Niereninsuffizienz. Im Gegensatz zu Phosphatbindern auf Kalziumbasis verstärkt Sevelamer das Problem der progredienten Mediasklerose nicht, sondern es verlangsamt das Fortschreiten dieser Form der Gefäßverkalkung deutlich. [9]

Hydrochlorid oder Carbonat

Sevelamerhydrochlorid (Renagel®) ist das Vorgängerpräparat zu Sevelamercarbonat (Renvela®). Beide sind ein kalzium- und metallfreies, nicht absorbierbares Polymer, das mit Phosphatmolekülen durch Ionen- und Wasserstoffbindungen interagiert. Durch die Bindung von Phosphat im Magen-Darm-Trakt senkt Sevelamer den Serum-Phosphatspiegel. Im Gegensatz zum Hydrochlorid wirkt das Carbonat auch als Carbonatpuffer, durch den der Säure-/Basen-Haushalt des Körpers einfacher im Zielbereich gehalten werden kann. Dieser sorgt außerdem für eine bessere gastrointestinale Verträglichkeit.

Handelsnamen

Monopräparate
  • Sevelamerhydrochlorid (Renagel®)
  • Sevelamercarbonat (Renvela®)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. 2,0 2,1 Herstellerseite Renagel.com (englisch)
  3. 3,0 3,1 Herstellerseite Renvela.com (englisch)
  4. 4,0 4,1 Rote Liste Online, Stand: März 2010
  5. 5,0 5,1 AGES-PharmMed, Stand: März 2010
  6. AM-Komp. d. Schweiz, Stand: März 2010
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 Fachinformation Renvela 800 mg Filmtabletten, Stand Juli 2009
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 8,5 Fachinformation Renvela 2,4 g Pulver, Stand Juli 2009
  9. Chertow GM, Burke SK, Raggi P et al. Sevelamer Attenuates the Progression of Coronary and Aortic Calcification in Hemodialysis Patients. Kidney Int 2002; 62: 245–252


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