Splenektomie


Der medizinische Fachbegriff Splenektomie (auch Milzexstirpation) bezeichnet die operative Entfernung der Milz. Der häufigste Grund für die Durchführung dieses Eingriffs ist die Verletzung der Milz, beispielsweise durch ein stumpfes Bauchtrauma. Andere Gründe für die Entfernung der Milz sind innere Erkrankungen, die entweder eine bedrohliche Funktionsstörung der Milz beinhalten oder eine starke Vergrößerung der Milz (Splenomegalie) mit dem Risiko eines Risses ohne Unfall („spontane Ruptur“) zur Folge haben.

Indikation

Splenektomie: Operationspräparat bei zweizeitiger traumatischer Milzruptur

Die Splenektomie ist als Notfalleingriff häufig erforderlich bei höhergradigen Verletzungen der Milz, wenn ein organerhaltendes Operationsverfahren nicht möglich oder aufgrund der äußeren Umstände nicht sinnvoll erscheint. Auch eine Spontanruptur der Milz aufgrund der unten genannten Zustände kann eine notfallmäßige Splenektomie erforderlich machen.

Eine Indikation zur elektiven (also nicht notfallmäßigen) Splenektomie kann sich bei folgenden Krankheitsbildern ergeben:

Durchführung

In unübersichtlichen Notfallsituationen erfolgt der Zugang zur Bauchhöhle über einen großzügigen, medianen Längsschnitt, alternativ über einen Querschnitt oberhalb des Nabels. Nach einwandfreier Identifikation der Milz als Blutungsquelle kann der Längsschnitt quer nach links erweitert werden, der Querschnitt nach oben. Die Blutungsquelle wird so rasch wie möglich identifiziert, die Blutung möglichst durch lokale Kompression gestillt. Die genauere Inspektion der Milz bestimmt das weitere Vorgehen: Bei guter Zugänglichkeit werden zunächst alle Möglichkeiten genutzt, die Blutung ohne Entfernung der Milz zum Stillstand zu bringen. Gelingt dies nicht, wird der Milzhilus, also der Übergang der Blutgefäße aus dem Bezirk des Pankreasschwanzes zur Milz, manuell unterfahren und zwischen Klemmen abgesetzt.

Die planmäßige Splenektomie wird üblicherweise über einen linksseitigen Rippenbogen-Randschnitt durchgeführt. Ohne störende Blutungen lässt sich nun der Milzhilus in der Regel exakt darstellen, die einzelnen Blutgefäße werden durchtrennt und unterbunden.

Komplikationen

Die häufigsten Komplikationen nach Splenektomie betreffen das respiratorische System: Nicht selten findet man Pneumonien, Atelektasen und Pleuraergüsse. Pankreasfisteln aufgrund unzureichend erkannter Läsionen des Pankreasschwanzes treten in etwa 1 % der Fälle auf.[2] Thromboembolische Komplikationen treten nach Splenektomie ebenfalls vermehrt auf. Grund ist der fehlende Abbau der Blutplättchen und eine dadurch bedingte Thrombozytose. Aus diesem Grund sollen nach Splenektomie die üblichen Thromboseprophylaxen mittels niedermolekularer Heparine langfristig fortgesetzt werden und auch durch Thrombozyten-Aggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel ergänzt werden.

Langzeitfolgen

Obwohl die Milz kein primär lebensnotwendiges Organ ist, können aus ihrer Entfernung gewichtige Langzeitfolgen resultieren. Zur oben genannten erhöhten Thrombosegefährdung kommt oft eine generell erhöhte Infektanfälligkeit. Splenektomierte Patienten sind über Jahre hinaus von dem Auftreten eines – auch lebensgefährlichen – Postsplenektomie-Syndroms bedroht, dieses tritt bei 1–5 % der splenektomierten Patienten auf. Zur Prophylaxe wird zum einen eine mehrwöchige Antibiotikagabe nach Splenektomie empfohlen, zum anderen eine Schutzimpfung gegen die Toxine von Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Meningokokken.[3]

Einzelnachweise

  1. C. Jurowich, M. Pauthner und C. Gebhardt: Perioperatives Management in der Viszeral- und Thoraxchirurgie. Deutscher Ärzte Verlag, Köln 2004, ISBN 3-7691-0405-6.
  2. J. R. Siewert: Chirurgie. 7. Auflage. Springer, Berlin - Heidelberg 2010, ISBN 3-540-30450-9, 37 Milz, S. 760 ff.
  3. J. R. Siewert, R. B. Brauer: Basiswissen Chirurgie. 2. Auflage. Springer, Berlin - Heidelberg 2010, ISBN 3-642-12379-1, Kap. 7.17 Milz, S. 330 ff.

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