Stachelbeere



Stachelbeere

Stachelbeere (Ribes uva-crispa)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)
Gattung: Johannisbeeren (Ribes)
Art: Stachelbeere
Wissenschaftlicher Name
Ribes uva-crispa
L.
rote Stachelbeeren

Die Stachelbeere (Ribes uva-crispa syn. Ribes grossularia) ist eine Art der zu den Stachelbeergewächsen (Grossulariaceae) gehörenden Gattung Ribes.

Beschreibung

Die Stachelbeere ist ein sommergrüner 60–100 cm, selten größer (bis 150 cm) werdender Strauch. Die dunklen Äste stehen sparrig ab oder hängen bogig über, besitzen eine abschilfernde Korkhaut und sind an den Knoten, unterhalb von Kurztrieben mit meist dreiteiligen (Variation von einteilig bis fünfteilig) Dornen (nicht mit Stacheln!) besetzt. Die Langtriebe sind mit einzeln stehenden, häufig nur haarförmigen Stacheln bedeckt. Die 1 bis 3 cm langen Blätter sind tief handförmig, meist behaart und 1 bis 5 cm breit, sie sitzen an älteren Zweigen meist büschelig, an den im Sommer aus der obersten Kurztrieben entstehenden Langtrieben einzeln.

Die Blüten erscheinen im Mitteleuropa etwa im April bis Mai, sie sitzen zu 1 bis 3 in den Blattachseln. In der Mitte der Blütenstiele sitzen zwei kleine Vorblätter, die 4 bis 7 mm langen, grünlich bis rötlich gefärbten Kelchblätter sind länglich und zurückgekrümmt. Die Frucht ist eine 1 bis 3 cm breite Beere, sie kann länglich bis kugelig geformt sein, die Fruchtfarbe ist je nach Sorte grün, gelb bis purpurrot, die Frucht ist meist behaart. Die Reifezeit liegt in Mitteleuropa im Juli und August.

Die Wildform (subsp. uva-crispa) unterscheidet sich von der Kulturform (subsp. grossularia) durch deutlich kleinere Früchte und eine kurze, weiche und drüsenlose Behaarung des Fruchtknotens, während der der Gartenstachelbeere drüsenborstig oder kahl ist. Die Unterscheidung der echten Wildformen von Sämlingen der Gartenstachelbeere ist schwierig bis unmöglich.

Die zahlreichen, teilweise durch Einkreuzung anderer Arten entstandenen Gartenformen werden vegetativ vermehrt durch Absenker oder Veredelung, z. B. als Hochstämmchen, wobei dafür als Unterlage häufig die Goldjohannisbeere verwendet wird.

Blühender Zweig der Wildform
Modell der Blüte einer Stachelbeere, Botanisches Museum Greifswald

Ökologie

Die Stachelbeere wächst wild auf mäßig trockenen bis frischen nährstoff- und basenreichen, oft kalkhaltigen Standorten. Sie erträgt Schatten und kommt in Hecken, Gebüschen, Schlucht- und Bergwäldern, Auen und in Laubwäldern vor. Häufig verwildert die Stachelbeere aus Gärten. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Fliegen und Bienen, die Samen werden durch Tiere, hauptsächlich Vögel, verbreitet, welche die Beeren fressen.

Verbreitung

Die Stachelbeere ist in fast ganz Europa verbreitet, nördlich geht sie bis 63 ° n. B., in Südeuropa ist sie in den Gebirgen zu finden, außerdem wächst sie in Nordafrika, dem Kaukasus, Kleinasien und dem Himalaya, östlich kommt sie bis China vor. Durch die leichte Verwilderung und die schwierige Unterscheidung verwilderter Formen von der echten Wildpflanze ist die detaillierte, ursprüngliche Verbreitung nicht mehr feststellbar.

Nutzung

Stachelbeeren werden etwa seit dem 16. Jahrhundert als Beerenobst angebaut, zur Herauszüchtung der Gartenformen wurden teilweise weitere Arten eingekreuzt. Die Früchte werden als Kompott und Kuchenbelag oder zur Marmeladenherstellung und Hausweinveredelung verwendet, häufig aber auch roh gegessen.

Sorten (Auswahl)

  • Achilles: violett-rote bis rote Frucht, guter Geschmack, mitteldicke Schale, leicht pflückbar, hoher Ertrag, sehr stark anfällig gegenüber Mehltau, mittlere Bestachelung
  • Grüne Kugel: breitovale große Frucht, hellgrün mit dicker, fester Schale. Süßsäuerlich-aromatisch, hoher Ertrag. Sehr mehltauanfällig
  • Invicta: grün, mittelgroß, ovale Früchte mit dicker Schale, hoher Ertrag, leicht pflückbar, kurze weiche Stacheln, mehltaufest
  • Pax: rote, leicht behaarte Frucht, widerstandsfähig gegen Mehltau
  • Xenia: hellrote große Frucht, etwas mehltauanfällig, schwacher Wuchs, guter Geschmack

Namen

In Teilen Österreichs sind u.a. auch die volkstümlichen Bezeichnungen Ågråsl[1], Ogrosl[1], Mei(t)schg(a)le und Mauchale (beide Kärnten)[2] und Mungatzen (Steiermark)[3] gebräuchlich. In der Schweiz gibt es die volkstümlichen Bezeichnungen Chrosle[4] oder Chruselbeeri[4]. Die Siebenbürger Sachsen (in Rumänien) sprechen vom Ägrisch. Im Westen der Pfalz heißen sie auch Druscheln. Früher wurde die Stachelbeere auch als Klosterbeere bezeichnet. Der wissenschaftliche Name uva-crispa ist abgeleitet von lat. uva (Traube) und crispus (kraus). Unklar ist, ob damit auf die traubenförmigen Fruchtstände und die gelappten Blätter der Ribes-Arten Bezug genommen und dies auf die drüsenborstigen Früchte der Stachelbeere übertragen wurde oder ob die Ähnlichkeit der Frucht mit einer behaarten Weinbeere den Anlass gab. Das könnte auch die zahlreichen Varianten der Bezeichnung „Kräuselbeere“ erklären[5]

Inhaltsstoffe

100 g Stachelbeeren enthalten durchschnittlich:[6] sämtliche Werte
kcal kJoule Wasser Fett Kohlenhydrate Kalium Calcium Magnesium Phosphor Vitamin C Vitamin E Folsäure Carotin
44,0 184 85,7 g 0,2 g 8,5 g 200,0 mg 30,0 mg 15,0 mg 30,0 mg 35,0 mg 0,6 mg 3,0 µg 0,2 mg

Anbau

Die Stachelbeere kann wurzelecht oder als Veredelung als Halbstamm oder Hochstamm kultiviert werden. Halb- und Hochstämme erleichtern Pflegearbeiten und Ernte bei stark bestachelten Sorten. Die Stachelbeere stellt keine besonders hohen Ansprüche an Boden und Klima; die Standorte sollen warm und nicht zu trocken sein. Die Stachelbeere benötigt regelmäßigen Schnitt im Frühjahr mit Auslichten und Einkürzen der Triebe. Bei der Sortenwahl sollte die unterschiedlich ausgeprägte Empfindlichkeit gegen den Amerikanischen Stachelbeermehltau berücksichtigt werden.

Sonstiges

Eine Kreuzung mit der schwarzen Johannisbeere ist die Jostabeere.

Literatur

  • Peter Sablatnig: Wortkundliche Untersuchungen in Österreich und Bayern an einigen Beantwortungen des Ersten mundartgeographischen Fragebogens (Salat, Salbei, Apfelputzen, Rote Rübe, Sauerdornbeere, Wacholderbeere, Johannisbeere, Stachelbeere). Dissertation. Universität Wien, Wien 1969. [7]
  • Konrad Keipert: Johannisbeeren, Stachelbeeren. Anregungen für Produktion und Absatz, Band 12. 2. Auflage. Rheinischer Landwirtschafts-Verlag, Bonn 1988, ISBN 3-924683-18-2.
  • Martin Schretzenmayr, Gisela Hermann (Fotogr.): Heimische Bäume und Sträucher Mitteleuropas. Urania-Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1989, ISBN 3-332-00267-8.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3, Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae). Droseraceae bis Fabaceae. Ulmer-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3314-8.
  • Werner Rothmaler (Begr.), Rudolf Schubert (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 2, Gefäßpflanzen – Grundband. 17., bearbeitete Auflage. Heidelberg/Berlin 1999, ISBN 3-8274-0912-8. [8]
  • Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7.
  • Franz Böhmig, Jürgen Röth (Bearb.): Rat für jeden Gartentag. 1565 Ratschläge. 27. Auflage. Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-6952-8.

Weblinks

Commons: Stachelbeere – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Agrasel, das; -s, -n (ostösterreichisch mundartlich/mundartnah). – In: Birgit Eickhoff (Hrsg.): Duden – Das Synonymwörterbuch. 4. Auflage. CD-ROM-Ausgabe. Mannheim (u. a.) 2006, ISBN 3-411-04084-X, Lemma Stachelbeere, sowie
    Jakob Ebner: Duden – Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch des österreichischen Deutsch. Duden-Taschenbücher, Band 8. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Wien (u. a.) 1998, ISBN 3-411-04983-9, S. 26.
  2. Heinz-Dieter Pohl, Kleines Kärntner Wörterbuch, 2. Auflage, Heyn, Klagenfurt 2007, S. 140, 142
  3. Heinrich Marzell, Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Teil 28, S. Hirzel, 1977 S. 8
  4. 4,0 4,1 [Ähnlich:] Grusselbeere (landschaftlich). – In: Birgit Eickhoff (Hrsg.): Duden – Das Synonymwörterbuch. 4. Auflage. CD-ROM-Ausgabe. Mannheim (u. a.) 2006, ISBN 3-411-04084-X, Lemma Stachelbeere.
  5. Friedhelm Sauerhoff,Pflanzennamen im Vergleich. Studien zur Benennungstheorie und Etymologie, Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Beiheft 113, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2001, S. 124ff.
  6. Interaktive Online-Berechnung der Universität Hohenheim
  7. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  8. Inhaltsverzeichnis online.

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