Trimipramin


Strukturformel
Strukturformel von (±)-Trimipramin
1:1-Gemisch (Racemat) aus (R)-Form (links)
und (S)-Form (rechts)
Allgemeines
Freiname Trimipramin
Andere Namen
  • (RS)-3-(10,11-Dihydro- 5H-dibenz[b,f]azepin-5-yl)- N,N,2-trimethylpropylamin) (IUPAC)
  • (±)-3-(10,11-Dihydro- 5H-dibenz[b,f]azepin-5-yl)- N,N,2-trimethylpropylamin)
  • rac-3-(10,11-Dihydro- 5H-dibenz[b,f]azepin-5-yl)- N,N,2-trimethylpropylamin)
  • DL-3-(10,11-Dihydro- 5H-dibenz[b,f]azepin-5-yl)- N,N,2-trimethylpropylamin)
Summenformel C20H26N2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 739-71-9
  • 521-78-8 (Maleat)
  • 25332-13-2 (Monomesylat)
PubChem 5584
DrugBank APRD00498
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Arzneistoffangaben
ATC-Code

N06AA06

Wirkstoffklasse

Trizyklisches Antidepressivum, Anxiolytikum

Wirkmechanismus

Blockiert Serotonin-, Dopamin- und α-Adrenozeptoren

Eigenschaften
Molare Masse 294,43 g·mol−1
Schmelzpunkt

45 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Maleat

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​315​‐​319​‐​335​‐​361
P: 261​‐​281​‐​305+351+338 [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Trimipramin ist ein Dibenzazepin, welches als Arzneistoff aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva verwendet wird. Seine Wirkung ist vor allem stark dämpfend und angstlösend.

Wirkung

Trimipramin blockiert im Zentralnervensystem verschiedene Serotonin-, Dopamin- und α-Adrenozeptoren. Die Monoamin-Rückaufnahme aus dem synaptischen Spalt in die präsynaptischen Vesikel wird nicht beeinflusst. Somit ist der antidepressive Wirkmechanismus anders als der anderer trizyklischer Antidepressiva. Außerdem wirkt Trimipramin anticholinerg und antihistaminerg; es hat daher aber folglich auch die charakteristischen Begleit- und Nebenwirkungen der übrigen trizyklischen Antidepressiva. Trimipramin wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).[4]

Aufgrund der vergleichsweise geringeren Beeinflussung von Serotonin und Noradrenalin sind die antidepressiven Effekte weniger ausgeprägt. Daher findet es vor allem bei ängstlich-agitierten Depressionen mit Unruhe, Ängstlichkeit, Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen, aber auch zur Behandlung von monosymptomatischen Schlafstörungen seinen Einsatz. Die sedierende Wirkung kann sehr stark sein; aus diesem Grund wird die Tagesdosis hauptsächlich abends eingenommen. Tagesmüdigkeit tritt dennoch fast immer auf, besonders zu Einnahmebeginn.

Die Halbwertszeit von Trimipramin im menschlichen Körper beträgt 24 Stunden.[5]

Indikationen

Trimipramin ist zugelassen zur Therapie von Depressionen, vornehmlich wenn Angst und Schlafstörungen als Symptome im Vordergrund stehen.

Es kann in niedriger Dosis auch adjuvant zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt werden.

Die Anwendung als Hypnotikum ist populär. Da aber auch nach jahrelangem Off-Label-Use keine verwertbaren Wirksamkeitsnachweise vorliegen und die behaupteten Verträglichkeitsvorteile gegenüber Doxepin u. a. nie belegt werden konnten, existiert weiterhin keine Zulassung als schlafförderndes Mittel.

Gegenanzeigen

Trimipramin darf nicht eingenommen werden:

  • bei akuter Alkohol-, Hypnotika-, Analgetika- und Psychopharmakaintoxikation,
  • bei akuten Delirien,
  • bei unbehandeltem Engwinkelglaukom,
  • bei Harnentleerungsstörungen, wie Harnverhalt oder Prostatahyperplasie mit Restharnbildung,
  • bei Pylorusstenose,
  • bei paralytischem Ileus,
  • bei gleichzeitiger Einnahme von irreversiblen MAO-Hemmern,
  • in der Schwangerschaft und Stillzeit.[6]

Unerwünschte Wirkungen

Trimipramin hat vor allem vegetative Nebenwirkungen (Mundtrockenheit, Hypotonie, Tachykardie, Mydriasis und Akkommodationsstörungen, Magen-Darm-Probleme, Miktionsstörungen, usw.).

Außerdem können u.a. Blutbildveränderungen (Leukopenie, Agranulozytose) auftreten, ferner Gewichtszunahme (vorwiegend durch Wassereinlagerung) sowie Stimmungsschwankungen.

Absetzproblematik

Nach längerer Behandlung kann abruptes Absetzen zu Übelkeit, Kopfschmerzen und Unwohlsein führen.[7] Außerdem können Schlafstörungen, Angst, Unruhe und erhöhte Reizbarkeit auftreten. Die Behandlung ist schrittweise zu beenden.[8]

Darreichungsformen

Trimipramin wird in Form von Tabletten, Dragees oder als Lösung angeboten.

Anwendung in der Schwangerschaft

Trimipramin darf in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, da keine ausreichenden Erfahrungen dafür vorliegen und begrenzte Untersuchungen an Tieren Hinweise auf Schädigungen der Nachkommenschaft (erhöhte Sterblichkeitsrate und Missbildungen) gezeigt haben[9]

Genotoxisches Potential

In Versuchen an der Drosophila führte Trimipramin zu Erbgutschäden. Nach einer Studie erhöht die Einnahme von Trimipramin möglicherweise das Brustkrebsrisiko.[10][11]

Herstellung und Stereochemie

Die Synthese erfolgt ausgehend von 10,11,Dihydro-5H-dibenz[b,f]azepin durch Deprotonierung mit Natriumamid und eine nucleophile Substitution mit racemischem 3-N,N-Dimethylamino-2-methylpropylchlorid.[3] Trimipramin enthält ein Stereozentrum, der Arzneistoff wird jedoch als Racemat eingesetzt.[12]

Synthese von Trimipramin

Handelsnamen

Monopräparate

Herphonal (D), Stangyl (D), Surmontil (CH), zahlreiche Generika (D, CH)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Trimipramin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM).
  2. 2,0 2,1 2,2 Datenblatt Trimipramine maleate salt bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances - Synthesis, Patents, Applications, 4. Auflage (2000), Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9.
  4. Kornhuber J, Muehlbacher M, Trapp S, Pechmann S, Friedl A, Reichel M, Mühle C, Terfloth L, Groemer T, Spitzer G, Liedl K, Gulbins E, Tripal P: Identification of novel functional inhibitors of acid sphingomyelinase. In: PLoS ONE. 6. Jahrgang, Nr. 8, 2011, S. e23852, doi:10.1371/journal.pone.0023852.
  5. Frank Block: Kompendium der neurologischen Pharmakotherapie, Springer Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-31348-9, S. 436 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Deutsche Fachinformation: Stangyl; Stand: März 2006.
  7. Fachinformationen des Arzneimittelkompendiums der Schweiz: Trimin, Stand: November 2003.
  8. Deutsche Fachinformation: "Stangyl"; Stand: Juni 2008.
  9. Deutsche Fachinformation: Stangyl; Stand: März 2006.
  10. Heavy exposure to some tricyclic antidepressants associated with elevated risk of breast cancer.
  11. C. R. Sharpe et al.: The effects of tricyclic antidepressants on breast cancer risk, British Journal of Cancer, 86 (2002), S. 92–97; PMC 2746543 (freier Volltext).
  12. E. J. Ariëns: Stereochemistry, a basis for sophisticated nonsense in pharmacokinetics and clinical pharmacology, European Journal of Clinical Pharmacology 26 (1984) S. 663-668; doi:10.1007/BF00541922.

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