Weben (Elefant)


Weben ist eine Verhaltensstörung (Stereotypie), die bei Elefanten in Gefangenschaft weit verbreitet auftritt. Sie zeichnet sich durch ein gleichförmiges Bewegungsmuster aus, bei dem der Elefant Vor- und Rückschritte andeutet, dabei rhythmisch mit dem Körper schaukelt und den Rüssel schwingt oder mit dem Kopf nickt. Der Begriff leitet sich vom Weben ab, bei dem ein Weber ähnlich monotone Bewegungsabläufe zu vollziehen hat.

Ablauf

Webender Elefant nach 30 Jahren im San Diego Zoo

Der Bewegungsablauf wiederholt sich vielfach in identischer Form. Während die Vor- und Rückschritte bei Jungtieren oft noch voll ausgeführt werden, werden sie später oft nur noch durch Fußheben angedeutet, während Tiere über 20 Jahre meist nur noch rhythmisch vorwärts- und rückwärts- oder seitwärtsschaukeln. Junge Elefanten haben dabei eine Frequenz von etwa 30 Bewegungsdurchläufen in einer Minute, ältere nur noch zehn.

Das Weben tritt besonders häufig auf, wenn der Elefant auf etwas wartet (Futter, Wasser, Zusammentreffen mit Artgenossen) oder von Artgenossen getrennt wurde. Bei älteren Tieren kann es sich so tief ins Verhaltensmuster eingenistet haben, dass kein erkennbarer Grund mehr feststellbar ist. Ähnlich wie andere Stereotypien ist das Weben eine Verhaltensstörung, die auf tiefer liegende psychische Probleme hindeutet. Zudem kann es zu Fuß- und Gelenkproblemen bei den Elefanten führen – eines der am häufigsten anzutreffenden Probleme der Tiere in Gefangenschaft.

Deutung

Die krankhafte Stereotypie des Webens wird durch Elefantenhaltung mit zu wenig sozialem Kontakt ausgelöst.

Wissenschaftler deuten das Weben als Appetenzverhalten, das heißt als Ausdruck einer angeborenen Handlungsbereitschaft, ohne dass der Elefant das artspezifische Lokomotions- und Suchverhalten aufgrund der Gefangenschaft ausführen kann. Es entsteht fast ausschließlich, wenn Jungtiere zu früh von der Mutter getrennt und aus ihrem Sozialverband herausgelöst werden. Es kann also als Ausdruck einer Stresssituation gedeutet werden, in der alternative Verhaltensweisen – wiederum aufgrund der Gefangenschaft – nicht möglich sind.

Schließlich verfestigt sich das Verhalten soweit, dass es keines speziellen Anlasses mehr bedarf. Selbst wenn danach die Umgebung des Elefanten zu dessen Gunsten geändert wird (größeres Gelände, mehr Bewegung, mehr Sozialkontakte), verharrt er oft in seiner statischen webenden Bewegung und ist nicht mehr in der Lage, das größere Angebot wahrzunehmen.

Siehe auch

  • Weben (Pferd)
  • Jactatio corporis

Literatur

  • Fred Kurt (Hrsg.): Elefant in Menschenhand: Forschungsberichte aus Sri Lanka. Ill., graph. Darst., Filander-Verlag, Fürth 2001, ISBN 3-930831-45-7.
  • Fred Kurt: Das Weben bei asiatischen Elefanten – Symptom sozialer Vereinsamung unter Kettenhaltung. In: Harald M. Schwammer, Simone de Vries: Beiträge zur Elefantenhaltung in Europa. Tagungsband Elefantenpflegertreffen Rotterdam, 7. bis 9. Februar 2001. Schüling, Münster 2002, S. 33-49, ISBN 978-3-934849-83-9.
  • Fred Kurt, Marion E. Garai: The Asian Elephant in Captivity. Foundation Books, New Delhi 2006, ISBN 8-175963-58-1.

Weblinks