Wespentaille
Mit Wespentaille wird in der Mode eine besonders schmale, betonte Taille bezeichnet (so wie auch die Taille einer Wespe, besonders der Mitglieder der Insekten-Unterordnung der Taillenwespen). Besonders in der Damenmode wird die Wespentaille von Zeit zu Zeit als anzustrebendes Ideal festgelegt. Die Verschmälerung der Taille erfolgt durch Gürtel, elastische Miederwaren, Corsagen oder Korsetts.
Geschichte
Die vermutlich älteste Erwähnung der Wespentaille findet sich beim Bibliothekar der Fatimiden Asch-Schabuschti (oder Sabusti, gestorben 1008) in dessen Buch über Klöster im islamischen Bereich. Dort wird folgendes Gedicht dem Kalifen Al-Ma'mun zugeschrieben. Es bezieht sich auf christliche Mädchen des Hofstaates, die einen sogenannten Christengürtel trugen (siehe Dhimma), der wohl für die Taille verantwortlich war. Es lautet (zitiert nach der Übersetzung von H. Preißler):
- „Wie Gazellen, wie goldene Dinare, lieblich in weißen Gewändern sind sie.
- Palmsonntag hat sie zu uns geführt mit ihren schönen Gürteln
- Lange Locken haben sie, Schwalbenschwänzen gleichen sie.
- Zarte Taillen haben sie, Wespen gleichen sie.“
Besonders ausgeprägt waren die weiblichen Wespentaillen in Zeiten der Verwendung enger Korsetts mit starker Schnürung. Dies war vor allen im 18. Jahrhundert, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie am Anfang und in den 1940er bis 1950er Jahren (New Look) des 20. Jahrhunderts der Fall. Um eine noch extremere Wespentaille zu erreichen, ließen sich Frauen sogar die unteren Rippenpaare chirurgisch entfernen.[1]
Medizinische Folgen
Die Folge einer engen Einschnürung können Kurzatmigkeit oder Ohnmachtsanfälle sein. Nach längerer Gewöhnung treten diese Probleme jedoch meistens nicht mehr auf. Bei zu enger Schnürung über längere Zeit können die inneren Organe geschädigt werden. Auch eine von Natur aus besonders schlanke, ungeschnürte Taille wird gelegentlich als Wespentaille bezeichnet.
In der Medizin ist die „Wespentaille“ bei der Ratte hinweisend für eine Infektion mit Clostridium botulinum, dem Erreger des Botulismus.