Zoogloea (Biozönose)


Unter Zoogloea (altgr. ζῷον [zóon], „Lebewesen, Tier“ und [gloia], „Leim“; Pluralform Zoogloeen) versteht man eine ständige oder vorübergehende kolloidale Lebensgemeinschaft oder Zusammenarbeit verschiedenster Bodenorganismen (Mikroben). Der Begriff entstammt von Ferdinand Cohn (Otto Dornblüth - Klinisches Wörterbuch).

Zoogloeenbildung

Durch gemeinsam ausgeschiedene Kolloiddecken verbinden sich kleine Gruppen von verschiedenen Mikroorganismen, die sich zur Aufschließung organischer und anorganischer Stoffe zusammentun.

Zoogloeen können sich im Boden, in Verlandungszonen und in stehenden Gewässern bilden. Die Zoogloea erweitert sich durch ständigen Zuzug von neuen Mikroorganismen, sodass sich hier mehrere Arten zusammenfinden. Kleinste Zoogloeen, in ihrem Anfangsstadium, sind mitunter monozoetisch. Monokulturen finden sich jedoch unter natürlichen Umständen selten oder gar nicht, möglicherweise nur unter anaeroben Verhältnissen. Vor allem Amöben wachsen in faulendem Pflanzenmaterial zu gigantischen Formen aus.

Annie Francé-Harrar vergleicht den Vorgang mit einer "Aufsaugung umliegender Dörfer durch eine Großstadt": Ursprünglich ist eine Zoogloea durchsichtig oder fluoresziert grünlich schimmernd und wandelt sich mit der Zeit in einen fahlen, lehmgelben bis rostbraunen Teint, dies geschieht jedoch jenseits aller Fäulnis (Saprobiensystem|oligosaprob) mit einem pH-Wert von 6,8 - 7.

Bedeutung für das Edaphon

Der Vorteil der Zoogloea für das Individuum liegt in der gemeinsamen Ernährung, Verteidigung gegenüber räuberischen Protozoen und der Fortpflanzung . Sogar Würmer und Fliegenlarven sind kaum imstande, eine zu Klumpen verfestigte Zoogloea zu verschlingen. Jedes Individuum innerhalb der Zoogloea trägt durch Aufnahme, Aufspaltung und Ausscheidung von Stoffen insgesamt zur Aufschließung des Bodens bei. Bakterien bilden sogar innerhalb der Zoogloea Kolonien in Form einer Kahmhaut.

Der kolloidale „Gallertmantel“ besitzt einen gleichmäßigen Flüssigkeitsdruck, wodurch aufgenommene Nahrungsstoffe netzartig aufgefangen und in langsam zirkulierenden Bewegungen an jeden Partizipanten gleichmäßig herangeführt werden.

An die Außenseite der Zoogloeen heften sich im Humus Kieselalgen in langen kolloidalen Ketten oder nach Nadelkissenart fest. Im Humus silikatreicher Böden setzen sich Diatomeen der Gomphonema- und Licmophora- Arten an den Rändern fest. Beschalte Amöben (Trinema, Gromia, Difflugia) lassen sich in den äußeren Zonen nieder. Außerdem dienen Zoogloeen manchen Sporen, Zysten und sogar Wurmeiern und Larven von Kleinfliegen, Liliputmücken und Milben als Keimbett.

Bedeutung für die Nährstoffaufnahme durch die Pflanzenwurzel

Die Feinwurzeln an Wurzelspitzen der Pflanzen suchen, wo immer Knöllchenbakterien oder Mykorrhizen abwesend sind, Nahrung und Halt in Zoogleen. In gutem Humus vermag die Pflanze auf diese Weise auf kleinstem Raum und in optimaler Konzentration alle vorhandenen Nährstoffe zu nutzen. Die Zoogloea ist somit auf noch unerschlossene Weise das biotechnische und biologische missing link zwischen Organischem und Anorganischem Abbau und der Nährstoffaufnahme durch die Pflanzenwurzel.

Humifizierungsfolge

Die Entwicklungslinie vollzieht sich nach der Stufenfolge:
Zoogloea - Protodetritus - Detritus - Humus[1]

Referenzen

  1. Annie Francé-Harrar - Bodenleben und Fruchtbarkeit (Bayerischer Landwirtschaftsverlag 1957)

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