Milben
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Milben | ||||||||||||
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REM-Aufnahme von Tuckerella sp., | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Acari | ||||||||||||
Überordnungen | ||||||||||||
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Milben (Acari) sind eine Unterklasse der Spinnentiere (Arachnida) im Stamm der Gliederfüßer. Milben stellen mit etwa 50.000 bekannten Arten in 546 Familien[1] die artenreichste Gruppe der Spinnentiere. Da zu ihnen die kleinsten Gliederfüßer (Arthropoda) gehören, ist davon auszugehen, dass viele Arten noch nicht entdeckt wurden.
Merkmale
Während Spinnen ausschließlich räuberisch leben und alle im Großen und Ganzen einen ähnlichen Körperbau haben, unterscheiden sich Milben auf Grund ihrer verschiedenen Lebensweise untereinander viel stärker. Die kleinsten Milben sind nur etwa 0,1 Millimeter groß. Die größten sind Zecken, bei denen die Weibchen im vollgesogenen Zustand bis zu drei Zentimeter groß sein können. Wie auch Webspinnen haben sie acht Beine, obwohl sie im Larvenstadium oft nur sechs Beine besitzen.
Da Milben absolut betrachtet nicht besonders schnell sind, benutzen etliche von ihnen andere Tiere wie beispielsweise Insekten als Transportmittel (siehe Phoresie) um größere Entfernungen zu überwinden. Dabei saugen einige Milben während des Ritts die Körpersäfte ihres Wirts.
Eine tropische Hornmilbenart (Archegozetes longisetosus) ist, im Verhältnis zu ihrer Körpergröße von 0,8 mm betrachtet, das stärkste Tier der Welt: sie kann beinahe das 1200-fache des eigenen Körpergewichts halten, etwa fünfmal mehr als theoretisch zu erwarten wäre (Heethoff & Koerner 2007).[2]
Zwar gibt es Milbenarten, die einen Gesichtssinn zur Jagd auf Lebendbeute benutzen, dennoch sind die Individuen vieler anderer Milbenarten durch Blindheit gekennzeichnet. Die zentralen Augen der Arachniden sind bei Milben allgemein nicht vorhanden, oder sie sind zu einem einzigen Auge verschmolzen. Generell kann man bei Milbentieren eine Augenzahl von null bis fünf vorfinden[3].
Vorkommen
Milben haben sehr viele Lebensräume besiedelt. Rund die Hälfte der bekannten Arten lebt im Boden, wobei bei guten Bedingungen einige hunderttausend Milben pro Quadratmeter Platz und Nahrung finden. Unter den Lebensräumen befinden sich allerdings auch so ungewöhnliche wie beispielsweise Affenlungen, Nasenlöcher von Vögeln und Tracheenöffnungen von Insekten. Auch die meisten Menschen beherbergen Milben, beispielsweise an den Haarwurzeln der Augenwimpern.
Ernährung
Neben den Raubmilben gibt es solche, die sich von Pflanzen oder Pilzen ernähren, und wiederum andere, die von Aas oder abgestorbenem Gewebe leben. Außerdem gibt es unter den Milben auch viele Parasiten.
Schadwirkung
Schädlinge in der Landwirtschaft
Obwohl der größte Teil der Arten im Boden lebt und dort einen wesentlichen Beitrag zur Humusbildung leistet, werden einige Milbenarten dennoch als maßgebliche Landwirtschaftsschädlinge angesehen. Sie können als Vorratsschädlinge in Mehl- oder Getreidelagern auftreten. Die Mehlmilbe (Acarus siro) kann durch ihren Befall die Inhaltsstoffe verändern, außerdem wird sie häufig als ekelerregend wahrgenommen. Generell lassen sich Milben wegen ihrer Widerstandskraft gegenüber Pestiziden nur schwer bekämpfen. Darum setzt die Forschung neuerdings auf alternative Methoden. So wird versucht, die Zusammensetzung der Bakterien im Innern der Milben zu verändern und so ihre Widerstandskraft zu verringern[4].
Milben als Krankheitsverursacher
Erkrankungen durch Milben werden als Acariose bezeichnet.
Durch die Ausscheidungen der Hausstaubmilben können beim Menschen Hausstauballergien ausgelöst werden, in deren Folge ein Großteil der Hausstaub-Allergiker nach einiger Zeit ohne Behandlung Asthma entwickelt.
Grabmilben bohren Gänge in die Haut ihres Wirts und legen dort ihre Eier ab. Das verursacht bei dem Betroffenen starken Juckreiz. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven erzeugen beim Menschen das Krankheitsbild der Krätze, bei Tieren die Räude.
Haarbalgmilben (Gattung Demodex) leben in den Haarbälgen von Säugetieren. Demodex canis lebt in der Haut vieler Hunde, jedoch nur bei Hunden mit einer Schwächung des Immunsystem kommt es durch sie zu einer typischen Hauterkrankung. Demodex folliculorum ist bei allen Menschen als harmloser Bewohner der Haarfollikel und Hautbewohner anzutreffen, wo er sich vor allem von Fett, aber auch Bakterien ernährt. Vermutet, aber unbewiesen ist ein Zusammenhang mit Rosazea.
Federmilben parasitieren auf oder in den Federn der Vögel.
Verschiedene Arten von Laufmilben (Trombiculidae) können beim Menschen auch die Trombidiose (Erntekrätze) verursachen.[5]
Bei Honigbienen rufen einige Milben wie z.B. die Varroamilbe Tierseuchen (Varroose, Acarapidose, Tropilaelapsose) hervor.
Milben als Krankheitsüberträger
Einige Milbenarten können durch ihren Biss Fleckfieber, Rickettsipocken, Tularämie und die St.-Louis-Enzephalitis übertragen. Die Vertreter der Unterordnung Zecken können beim Blutsaugen gefährliche Krankheiten wie virale Hirnhautentzündung (FSME), Krim-Kongo-Fieber, Fleckfieber oder Borreliose übertragen.
Nutzwirkung
Viele Raubmilben werden auch als Nützling eingestuft, da sie Schädlinge in der Landwirtschaft und im Gartenbau bekämpfen. Zu diesem Zweck werden sie in Gewächshäusern unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet[6]. Eine Verwendung von Milben (Thyroplyphus siro [7], frühere Bezeichnung Tyroglyphus casei) als Nutztier findet bei der Herstellung von Milbenkäse statt.
Systematik
Siehe auch: Systematik der Milben
Die sechs Ordnungen der Milben werden in zwei Überordnungen zusammengefasst:[8]
- Überordnung Acariformes
- Sarcoptiformes
- Trombidiformes
- Überordnung Parasitiformes
- Mesostigmata
- Holothyrida
- Zecken (Ixodida)
- Opilioacarida
Arten (Auswahl)
- Alaskozetes antarcticus
- Grabmilben
- Haarbalgmilbe
- Hausstaubmilben
- Herbstgrasmilbe oder Erntemilbe (Neotrombicula autumnalis)
- Histiostomatidae
- Hornmilbe (Archegozetes longisetosus)
- Hörnchengallmilbe oder Ahorngallmilbe (Aceria macrorhyncha)
- Johannisbeergallmilbe oder Johannisbeerknospengallmilbe (Cecidophyopsis ribis)
- Käfermilbe (Parasitus fucorum/coleoptratorum)
- Mehlmilbe
- Milzbrand-Milbe
- Muschelkrebsmilbe
- Rote Samtmilbe, Sammetmilbe (Trombidium holosericeum)
- Runenmilbe
- Spinnmilben, Rote Spinne (Metatetranychus ulmi)
- Wassermilbe (Hydrodroma spec.)
- Teichmilbe
- Tropische Rattenmilbe (Ornithonyssus bacoti)
- Varroamilbe
- Vogelmilben: Rote Vogelmilbe, Nordische Vogelmilbe
- Große Zwiebelschalenmilbe (Rhizoglyphus echinops)
- Kleine Zwiebelschalenmilbe (Tarsonemus laticeps)
Fossile Belege
Milben sind in tertiärem Bernstein (u.a. Baltischer Bernstein[9], Dominikanischer Bernstein[10]) nicht selten. Ältere Belege sind hingegen äußerst rar und fehlten bis vor Kurzem aus dem Mesozoikum völlig. Die Milbe Protacarus crani aus dem schottischen Devon gilt als das älteste Fossil dieses Taxons und zugleich als einziger Nachweis einer Milbe aus dem Paläozoikum[11]. Im Jahre 2012 wurden zwei Exemplare in 230 Millionen Jahre altem triassischen Bernstein aus den italienischen Dolomiten entdeckt. Die beiden artverschiedenen, zu den Gallmilben (Eriophyidae) gehörenden Fossilien wurden von ihrem Entdecker David Grimaldi (American Museum of Natural History, New York,) Triasacarus fedelei und Ampezzoa triassica genannt.[12] Die fossilen Formen unterscheiden sich in der Regel nur geringfügig von ihren rezenten Verwandten, sodass Paläozoologen von einer früh stagnierenden Evolution der Milben ausgehen.
Siehe auch
Akarizid zur Bekämpfung von Milben und Zecken
Einzelnachweise
- ↑ Joel Hallan, 2005: SYNOPSIS OF THE DESCRIBED ARACHNIDA OF THE WORLD. ACARI PROJECT STATUS. Department of Entomology, Texas A&M University.
- ↑ M. Heethoff, L. Koerner: Small but powerful - The oribatid mite Archegozetes longisetosus Aoki (Acari, Oribatida) produces disproportionate high forces. In: The Journal of Experimental Biology (J. Exp. Biol.) 2007, Bd. 210 (17), S. 3036-3042, doi:10.1242/jeb.008276 (Volltext online (englisch))
- ↑ Günther Schmidt (1993): Giftige und gefährliche Spinnentiere. Westarp Wissenschaften, ISBN 3-89432-405-8, S. 58 ff.
- ↑ Medienmitteilung der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope ART (vom 23. Dezember 2010)
- ↑ http://www.meb.uni-bonn.de/parasitologie/ag_zecken/images/merkbla_.doc
- ↑ http://www.katzbiotechservices.de/firma/fragenantworten/#faq_wieproduziert
- ↑ http://www.zeiss.de/C1257173002D0F60/0/D964725523A455EEC12574A60030BA71/$File/innovation_20_40.pdf
- ↑ G. W. Krantz und D. E. Walter (Hrsg.): A Manual of Acarology. Third edition, Texas Tech University Press, 2009, S. 111-117
- ↑ W. Weitschat, W. Wichard: Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein. München 1998
- ↑ R.J.C. Wu: Dominican Amber And Its Inclusions. Santo Domingo (Dom.Rep.) 1997.
- ↑ A.H. Müller: Lehrbuch der Paläozoologie. Band II, Teil 2, Jena 1981.
- ↑ Science News, Vol. 182, (6.Okt. 2012), S. 14