Krallen zeigen: Milben als mögliche Vorbilder für Roboter
Bio-News vom 13.02.2020
Biologen und Biologinnen der Universität Graz konnten erstmals zeigen, dass Milben abhängig von ihrem Lebensraum verschiedene Krallenformen entwickelt haben. Die Fußwerkzeuge der Spinnentiere können Vorbild für die Entwicklung von Robotern sein, die sich auf unterschiedlichem Untergrund fortbewegen sollen.
Je nachdem, welchen Untergrund sie bewohnen, haben Milben in Küstenregionen unterschiedliche Krallenformen entwickelt. Das konnte Biologe Tobias Pfingstl mit seinen Kollegen nun erstmals zeigen. Die Tierchen, die felsige Gegenden bewohnen, haben robustere, stärker gekrümmte Krallen, jene in Mangroven-Gebieten schlanke, weniger gekrümmte.
„Bei Arten, die in mehreren Lebensräumen vorkommen, haben wir Mischformen beobachtet“, ergänzt Pfingstl.
Die Studienergebnisse erscheinen in der heutigen Ausgabe des Open-Access-Journals PeerJ und sind auch für technische Entwicklungen von Bedeutung.
Für Gliederfüßer – die 80 Prozent der Tiere der Welt ausmachen – wurde dieser Zusammenhang zwischen Krallenform und Lebensraum erstmals gezeigt.
Publikation:
Pfingstl T., Kerschbaumer M., Shimano S.
Get a grip – evolution of claw shape in relation to microhabitat use in intertidal arthropods (Acari, Oribatida)
PeerJ 8:e8488
DOI: 10.7717/peerj.8488
„Die Erkenntnisse über Milben lassen sich vermutlich auf Insekten und verschiedenste Spinnentiere anwenden“, schildert der Biologe. Hoch interessant sind diese Forschungsergebnisse auch für die Bionik.
„Es werden Roboter entwickelt, die Wände erklimmen oder in Erdbebengebieten in Hohlräume vordringen sollen. Die Natur liefert gute Vorbilder für die krallenartigen Strukturen, mithilfe derer sie sich fortbewegen und festhalten könnten“, erklärt Pfingstl.
Da bislang noch wenig über die Krallenformen der Spinnentiere bekannt ist, möchte er mit seinem Team die Forschung weiter ausbauen.
Diese Newsmeldung wurde mit Material der Karl-Franzens-Universität Graz via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.