Zwergtejus



Zwergtejus

Bachia bicolor

Systematik
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Familie: Zwergtejus
Wissenschaftlicher Name
Gymnophthalmidae
Merrem, 1820

Die Zwerg- oder Brillentejus (Gymnophthalmidae) sind eine ausschließlich in der Neuen Welt, von Südmexiko bis nach Argentinien vorkommende Familie der Schuppenkriechtiere (Squamata).

Merkmale

Die meisten Zwergtejus haben, verglichen mit anderen Echsen, langgestreckte, schlanke Körper. Einige ähneln auch den Echten Eidechsen (Lacertidae). Mit Längen ab zehn Zentimetern sind sie, abgesehen von einigen Geckoarten, die kleinsten Echsen Süd- und Mittelamerikas. In mehreren Gattungen kam es unabhängig voneinander zu einer Reduktion der Gliedmaßen, oft verbunden mit einer starken Verlängerung des Körpers. Bei den Wühltejus (Bachia) sind die Beine zu funktionslosen, flossenartigen Anhängseln mit drei Zehen verkleinert und werden nur noch bei langsamer Fortbewegung benutzt. Die Gattung kann mit Hilfe des Schwanzes springen. Bei Calyptommatus fehlen die Beine völlig. Die meisten Arten haben ein transparentes unteres Augenlid (Gymnophthalmidae = nackte Augen), so dass sie auch mit geschlossenen Augen sehen können.

Lebensraum und Lebensweise

Zwergtejus leben vor allem in den feuchten Tropen, z. B. in Regenwäldern, aber auch in Wüsten und hoch in den Anden. Proctoporus bolivianus lebt noch in Höhen von 4000 Metern. In Ecuador kommen sechs Pholidobolus-Arten in Tälern und an den Hängen der Berge bis in Höhen von 3000 Metern vor. Im selben Habitat können bis zu zehn Arten von Zwergtejus vorkommen.

Die meisten Zwergtejus halten sich auf dem Erdboden auf, einige, wie Cercosaura argulus klettern auch auf Bäume oder Sträucher. Bachia gräbt in den Böden tropischer Regenwälder, Calyptommatus in Sandhabitaten. Die meisten Arten von Neusticurus leben semiaquatisch. Neusticurus ecpleopus ist an Sandbänke von Urwaldflüssen gebunden. Oft lassen sich Schwesterarten bestimmen, die durch geografische Barrieren getrennt wurden. Calyptommatus sinebrachiatus kommt ausschließlich in Dünen am Nordufer des Rio São Francisco vor, während das Südufer von C. leiolepis und C. nicteris bewohnt wird – diese beiden Arten leben wiederum voneinander isoliert in Sanddünen.

Alle Zwergtejus fressen Insekten und andere kleine wirbellose Tiere und sind ausnahmslos ovipar (eierlegend), zwei Formen von Gymnophthalmus underwoodi pflanzen sich auch parthenogenetisch fort. Oft legen mehrere Weibchen Eier in das gleiche Nest. Sexualdimorphismus kommt vor, aber nicht bei grabenden, unterirdisch lebenden Arten. Meist ist der Kopf des Männchens größer und die Körperseiten sind mehr gemustert. Bei dem offene Habitate bewohnenden Vanzosaura rubricauda sind die Männchen kleiner, haben aber dickere Köpfe.

Systematik

Die Zwergtejus sind die Schwestergruppe der Schienenechsen (Teiidae) und werden von einigen Autoren auch diesen als Unterfamilie Gymnophthalminae zugeschlagen. In der traditionellen Systematik der Schuppenkriechtiere wurden beide Familien den Skinkartigen (Scincomorpha) zugeordnet. Nach jüngsten molekularbiologischen Untersuchungen sind sie allerdings nicht näher mit den Skinkartigen verwandt, sondern das von Zwergtejus und Schienenechsen gebildete Taxon (Teiformata) ist die Schwestergruppe der Lacertibaenia, ein neues Taxon, zu dem die Echten Eidechsen (Lacertidae) und die Doppelschleichen (Amphisbaenia) gehören. Die von allen vier Familien gebildete Klade wird Laterata genannt.[1]

Es gibt etwa 200 Arten in über 40 Gattungen und vier Unterfamilien.

Alopoglossus angulatus
Anadia rombiphera
Riama striata
Leposoma rugiceps
  • Unterfamilie Alopoglossinae PELLEGRINO et al. 2001
    • Alopoglossus BOULENGER 1885
    • Ptychoglossus BOULENGER 1890
  • Unterfamilie Cercosaurinae GRAY 1838
    • Tribus Bachini CASTOE et al. 2004
      • Wühltejus (Bachia) GRAY 1845
    • Tribus Cercosaurini GRAY 1838
      • Anadia GRAY 1845
      • Cercosaura WAGLER 1830 (incl. Prionodactylus & Pantodactylus)
      • Echinosaura BOULENGER 1890
      • Euspondylus TSCHUDI 1845
      • Macropholidus NOBLE 1921
      • Neusticurus DUMÉRIL & BIBRON 1839
      • Opipeuter UZZELL 1969
      • Petracola DOAN & CASTOE 2005
      • Potamites DOAN & CASTOE 2005
      • Pholidobolus PETERS 1862
      • Placosoma TSCHUDI 1847
      • Proctoporus TSCHUDI 1845
      • Riama GRAY 1858
      • Riolama UZZELL 1973
      • Teuchocercus FRITTS & SMITH 1969
  • Unterfamilie Ecpleopinae FITZINGER 1843
    • Amapasaurus CUNHA 1970
    • Anotosaura AMARAL 1933
    • Arthrosaura BOULENGER 1885
    • Colobosauroides CUNHA & LIMA VERDE 1991
    • Dryadosaura RODRIGUES, et al. 2005
    • Ecpleopus DUMÉRIL & BIBRON 1839
    • Leposoma SPIX 1825
  • Unterfamilie Gymnophthalminae MERREM 1820
    • Tribus Heterodactylini (fide PELLEGRINO et al. 2001)
      • Acratosaura RODRIGUES et al. 2007
      • Alexandresaurus RODRIGUES et al. 2007
      • Colobodactylus AMARAL 1933
      • Colobosaura BOULENGER 1887
      • Heterodactylus SPIX 1825
      • Iphisa GRAY 1851
      • Stenolepis BOULENGER 1888 (nur vorläufig zu den Heterodactylini)
    • Tribus Gymnophthalmini (fide PELLEGRINO et al. 2001)
      • Calyptommatus RODRIGUES 1991
      • Gymnophthalmus MERREM 1820
      • Micrablepharus DUNN 1932
      • Nothobachia RODRIGUES 1984
      • Procellosaurinus RODRIGUES 1991
      • Psilophthalmus RODRIGUES 1991
      • Tretioscincus COPE 1862
      • Vanzosaura RODRIGUES 1991

Literatur

  • Eric R. Pianka, Laurie J. Vitt: Lizards: Windows to the Evolution of Diversity (Organisms and Environments). University of California Press (2003), ISBN 0-520-23401-4
  1. Nicolas Vidal, S. Blair Hedges: The phylogeny of squamate reptiles (lizards, snakes, and amphisbaenians) inferred from nine nuclear protein-coding genes. C. R. Biologies 328 (2005): 1000–1008. PDF Volltext

Weblinks

Commons: Gymnophthalmidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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