†Dolichocebus (Cebidae)
Dolichocebus ist eine Primatengattung innerhalb der Familie Cebidae, deren 3 Mitglieder ab dem frühen Neogen (Miozän) im Aquitanium lebten, das vor ungefähr 23 Millionen Jahren begann und bis vor 20,4 Millionen Jahren andauerte. Viele Überreste wurden in Kolumbien gefunden.
Dolichocebus lebte im späten Oligozän oder frühen Miozän im südlichen Argentinien. Gefunden wurde ein fast vollständiger, aber beschädigter Schädel, mehrere isolierte Zähne und ein Talus (ein Knochen des Sprungbeins).
Dolichocebus war doppelt so groß wieTremacebus und erreichte wahrscheinlich ein Gewicht von fast 3 kg.
Zähne
Dolichocebus hatte kleine Eckzähne, drei Prämolare und drei breite obere Molare mit einem mittelgroßen Hypoconus und einem breiten lingualen Cingulum.
Physiologie | |
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Gewicht: | ? |
Schwestertaxa | |
Die Morphologie der Backenzähne ähnelt Saimiri (Totenkopfaffen) oder Aotus (Nachtaffen), ist aber in mancher Hinsicht primitiver als bei Letzteren. Mit der Beibehaltung von vielen primitiven, anthropoiden Eigenschaften - wie beispielsweise die breiten Backenzähne - gleicht Dolichocebus den anthropoiden Primaten aus dem Oligozän Ägyptens. Die Größe und Morphologie der Backenzähne von Dolichocebus deuten auf eine frugivoren Ernährung.
Der Schädel
Der Schädel von Dolichocebus hat eine schmalere Schnauze als Tremacebus, eine komplette postorbitale Schließung, mittelgroße Augenhöhlen, die sehr eng beieinander liegen. Die Größe des Gehirns läßt sich mit der heute lebender Neuweltaffen vergleichen. Die Verzerrung des Schädels deutet darauf hin, dass bei Dolichocebus, wie bei Tremacebus und vielen heutigen Neuweltaffen, die Schädelnähte erst spät im Erwachsenenalter verschmolzen sind (Chopra, 1957). Die Morphologie des Schädels von Dolichocebus, wie die von Tremacebus) war Gegenstand heftiger Debatten. Rosenberger (1979, 1982) hat argumentiert, dass bei Dolichocebus ein interorbitales Foramen die beiden Augenhöhlen verband - ein ungewöhnliches Schädelmerkmal, das man heute nur noch bei Totenkopfaffen (Saimiri) findet. Hershkovitz (1970, 1982) hat argumentiert, dass das vermeintliche interorbitale Schädelfenster das Artefakt eines Bruches ist. Der Talus (ein Knochen im Sprunggelenk) von Dolichocebus ist Cebus oder Saimiri am ähnlichtsten, was darauf hindeutet, dass der Affe entweder eine rasche arboreale Fortbewegung zeigte oder ein Springer war.
Auf der Grundlage des vermeintlichen interorbitalen Foramen und verschiedener anderer Aspekte der Morphologie des Schädels hat Rosenberger (1979) argumentiert, dass diese Gattung eindeutig mit heute lebenden Totenkopfäffchen verwandt ist. Hershkovitz hat argumentiert, dass dieser oligozäne Affe von heute lebenden Neuweltaffen zu verschieden ist, um eine Verwandschaft zu vermuten. Das heute zur Verfügung stehende Fossilmaterial sei zu lückenhaft, um dieses Problem zu klären.
Literatur
A. L. Rosenberger, T. Setoguchi, W. C. Hertwig 1991, Laventiana annectens, new genus and species: fossil evidence for the origins of callitrichine New World monkeys. Proceedings of the National Academy of Sciences. 88:6, p. 2137 - 2140R. F. Kay, J. G. Fleagle, T. R. T. Mitchell, M. Colbert, T. Bown, D. W. Powers 2008, The anatomy of Dolichocebus gaimanensis, a stem platyrrhine monkey from Argentina. Journal of Human Evolution. 54:3, p. 323 - 382, DOI: 10.1016/j.jhevol.2007.09.002