†Gigantopithecus (Hominidae)
Gigantopithecus ist eine Primatengattung innerhalb der Familie Hominidae, deren 4 Mitglieder ab dem frühen Neogen (Miozän) im Tortonium lebten, das vor ungefähr 11,6 Millionen Jahren begann und bis vor 7,2 Millionen Jahren andauerte. Viele Überreste wurden in China gefunden.
Gigantopithecus ist der Gattungsname zweier riesiger Primatenarten aus der Unterfamilie Ponginae (Tribus Sivapithecini innerhalb der der Familie Hominidae, Überfamilie Hominoidea). Dieser Artikel widmet sich der Erforschung von Gigantopithecus, seiner Arten, Entdeckungsgeschichte, Morphologie und den Rätseln, die diese gigantischen Primaten umgeben.
Gigantopithecus ist ein naher Verwandter von Sivapithecus und der größte Primat, der jemals lebte. Die beiden Arten der Gattung Gigantopithecus stammen fast sicher von einem großen asiatischen Menschenaffen der Gattung Sivapithecus ab.
Die Arten von Gigantopithecus
G. giganteus (G. bilaspurensis)
Die ältere, kleinere Art G. giganteus (= G. bilaspurensis) wurde in spätmiozänen Sedimenten in Indien und Pakistan gefunden.
Physiologie | |
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Gewicht: | ? |
Schwestertaxa | |
G. blacki
Die Überreste der jungeren, größeren Art G. blacki stammen aus pleistozänen Höhlen in China und Vietnam. Die "kleine" Art war etwa so groß wie ein Gorilla mit 125 Kilogramm Körpergewicht, die pleistozäne Spezies war um ein Vielfaches größer und erreichte ein geschätztes Gewicht von wahrscheinlich 300 Kilogramm. Die Schätzung basiert vor allem auf dem großen Unterkiefer.
Morphologie der Zähne
Diese außergewöhnlichen Primaten sind nur von Unterkiefern und isolierten Zähnen bekannt. Sie wurden zunächst in chinesischen Drogerien entdeckt, wo die Zähne zu Pulver zermahlen und als Medizin verkauft wurden (von Koenigswald, 1983). Die unteren Schneidezähne sind sehr klein und vertikal ausgerichtet. Die Eckzähne sind dick, aber relativ kurz. Die unteren vorderen Prämolaren sind relativ breit anstatt verlängert. Ähnlich wie bei Sivapithecus haben die Zähne von Gigantopithecus einen dicken Schmelz und niedrige, flache Höcker. Bei beiden Arten ist der Unterkiefer im Vergleich zu heute lebenden Menschenaffen sehr dick und tief.
Ähnlichkeiten mit Sivapithecus
Die Zähne von Gigantopithecus weisen Ähnlichkeiten mit denen von Sivapithecus auf. Der dicke Schmelz und die niedrigen, flachen Höcker deuten auf eine Anpassung an harte, faserige Pflanzen hin, möglicherweise Bambus.
Gigantopithecus und die Legende des Yeti
Falls der Gigant tatsächlich bis ins späte Quartär überlebte, wäre es durchaus denkbar, dass er die ersten Menschen in Asien so stark beeindruckte, dass hierin die Legende vom Yeti wurzelt. Ob Gigantopithecus das Vorbild für den sagenhaften Schneemensch Yeti ist, wird man wohl nie klären können - auch wenn ihn Einzelne unserer Zeitgenossen in einsamen Tälern des Himalaya gesehen haben wollen.
Gigantopithecus giganteus in Indien
Das Typusexemplar mit der Bezeichnung GSI D175 ist ein rechter unterer Backenzahn (M3).
Feldforschung in den Siwalik Bergen
Die Entdeckung von Gigantopithecus giganteus in Indien erfolgte durch Feldforschung in den Siwalik Bergen. Der Geologe K. N. Prasad entdeckte 1962 und 1964 11 Exemplare eines fossilen Hominoiden in der Nähe von Chakrana. Dies weckte das Interesse von Primatologen wie Elwyn Simons von der Yale University.
Der Fund von G. giganteus
Ein Bauer namens Sunkar Ram zeigte Grant Meyer, einem Mitglied des Yale-Punjab-Teams, einen fossilen Unterkiefer. Dieser stammte aus geologischen Ablagerungen der Khok Pathan Formation, die auf das mittlere Pliozän datiert werden konnte. Diese Entdeckung belegte die Existenz von Gigantopithecus in Indien.
Dank Sunkar Ram's Entdeckung war nun die Existenz von Gigantopithecus in Indien durch einen Unterkiefer belegt. Die Gattung dieses fossilen Menschenaffen war bereits von Zähnen aus China bekannt (Gigantopithecus blacki). Die neue Art erhielt den Namen Gigantopithecus bilaspurensis (= G. giganteus, Szalay und Delson, 1979), um den indischen Hominoiden vom chinesischen zu unterscheiden.
Unterschiede zu G. blacki
Gigantopithecus giganteus lebte vor etwa 8,5 bis 10 Millionen Jahren und war kleiner als die chinesische Art aus dem Pleistozän. Die Interpretation basiert auf den Dimensionen der Kiefer und Zähne, da es von Gigantopithecus keine postcranialen Knochen gab
Wenn die Körpergröße im Verhältnis zu den massiven Kiefern stand, dann war der jüngere, chinesische Gigantopithecus wahrlich riesig und muß einen heutigen Gorilla um ein Vielfaches übertroffen haben. Er muss aufrecht stehend etwa 2,75 Meter groß gewesen sein (owohl keiner weiß, ob er sich jemals aufrichtete) und zwischen 150 bis 230 Kilogramm gewogen haben (Simons und Ettel 1970; Conroy, 1987).
Die Bedeutung der Zähne
Die Frontzähne von Gigantopithecus sind vergleichsweise klein, während die Backenzähne massiv sind und einen dicken Zahnschmelz aufweisen. Dies sind Anpassungen, die den Widerstand gegen abrasiven Verschleiß erhöhen, ähnlich wie beim Großen Panda.
Analogien mit dem Großen Panda
Elwyn Simons stellte Analogien mit dem Großen Panda fest, einem Pflanzenfresser, der sich vollständig an die Nahrungssuche auf dem Boden angepasst hat. Diese Ähnlichkeiten werfen Licht auf die Ernährungsgewohnheiten von Gigantopithecus.
Das Wort zum Schluss
Gigantopithecus bleibt eine der faszinierendsten ausgestorbenen Primaten. Die Untersuchung seiner Überreste hat nicht nur unser Verständnis von Primatenevolution erweitert, sondern auch zu Spekulationen über seine Rolle in Legenden wie dem Yeti geführt. Während viele Fragen weiterhin unbeantwortet sind, hinterlässt Gigantopithecus ein beeindruckendes Vermächtnis als der Gigant unter den Primaten.
Literatur
E. L. Simons, S. R. K. Chopra 1969, Gigantopithecus (Pongidae, Hominoidea) a new species from North India. Postilla. 138, p. 1 - 18J. H. Schwartz, T. H. Vu, L. C. Nguyen, K. T. Le, I. Tattersall 1994, A diverse hominoid fauna from the late middle Pleistocene breccia cave of Tham Khuyen, Socialist Republic of Vietnam. Anthropological Papers of the American Museum of Natural History. 73, p. 1 - 11
C. Z. Jin, D. G. Qin, W. S. Pan, Z. L. Tang, J. Y. Liu, Y. Wang, C. L. Deng, Y. Q. Zhang, W. Dong, H. W. Tong 2008, A newly discovered Gigantopithecus fauna from Sanhe Cave, Chongzuo, Guangxi, South China. Chinese Sciene Bulletin. 54, p. 1 - 10, DOI: 10.1007/s11434-008-0531-y
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Y. Zhang, T. Harrison, W. S. Pan, Z. L. Tang, J. Y. Liu, Y. Wang, C. L. Deng, Y. Q. Zhang, W. Dong, H. W. Tong 2017, \r\nGigantopithecus blacki: a giant ape from the Pleistocene of Asia revisited. American Journal of Physical Anthropology. 162:3, p. 153 - 177, DOI: 10.1002/ajpa.23150