Diana-Koboldmaki



Der Diana-Koboldmaki (Tarsius dentatus oder Tarsius dianae) lebt vorwiegend im Zentrum der indonesischen Insel Sulawesi.

Dass sie dort heimisch sind, ist hauptsächlich durch ihre Lautäußerungen belegt [1]. Sharon Gursky-Doyen von der Texas A & M University berichtet, dass die meisten Mitglieder der Diana-Koboldmakis im Morowali Nature Reserve und im Lore Lindu Nationalpark leben [2].

Verbreitung

Taxonomie

Die Tiere aus dem nördlichen Teil Sulawesis wurden ursprünglich im Jahre 1921 von Miller und Hollister als neue Spezies beschrieben und Tarsius dianae genannt. Im Jahr 1991 beschrieben Niemitz et. al. eine angeblich eine neue Art und nannten sie Tarsius dentatus. Im Jahr 1997 schlugen jedoch Shekelle et. al. vor, dass T. dianae und T. dentatus zur gleichen Art gehören. Weitere Forschungen sind also erforderlich, um festzustellen, ob beide Taxons tatsächlich der gleichen Art angehören.

Lebensraum

Diana-Koboldmakis (Tarsius dentatus) leben in tieferen Lagen des Regenwalds von Zentral-Sulawesi sowohl in Primär- als auch in Sekundärwäldern. Feldstudien zeigen, dass die Populationsdichte von 129 bis 136 Tieren pro Quadratkilometer variiert [2], und dass es zehnmal mehr Tiere in Sekundärwäldern als in Primärwäldern gibt. Je höher der Lebensraum, umso geringer die Anzahl der Tiere - so schätzt man, dass in einer Höhe von 500 bis 1000 Metern bis zu 180 Individuen vorkommen können, während zwischen 1000 und 1500 Metern lediglich 57 Individuen pro Quadratkilometer beobachtet werden konnten [3][2][4].

Steckbrief

Verhalten und Fortpflanzung

Über das Verhalten der Diana-Koboldmakis (Tarsius dentatus) ist relativ wenig bekannt. Koboldmakis auf Sulawesi leben in kleinen Gruppen von bis zu acht Tieren, bestehend aus einem erwachsenen Männchen, ein bis drei Weibchen und deren Nachkommen [5]. Am Morgen hört man an den Schlafplätzen dieser Primaten häufig Duette zwischen Männchen und Weibchen, die sowohl der territorialen Abgrenzung dienen, als auch die Bindungen innerhalb der Gruppe stärken.

Auch ist die Fortpflanzungsbiologie der Diana-Koboldmakis (Tarsius dentatus) kaum verstanden, aber von anderen Koboldmakis ist bekannt, dass die Weibchen ein einzelnes Junges zur Welt bringen. Bei anderen Arten der Koboldmakis beträgt die Tragzeit rund 180 Tage, und es ist bekannt, dass die Mütter ihre Jungen entweder unter ihrem Bauch oder im Mund umhertragen [6].

Das Paarungsverhalten von Diana-Koboldmakis (Tarsius dentatus) wurde noch nicht genauer untersucht. Vor dem Begin des weiblichen Sexualzyklus betreiben männliche und weibliche Diana-Koboldmakis gegenseitige Fellpflege und markieren ihre Umgebung häufiger mit Urin und Kot. Männchen wurden beobachtet, wie sie Weibchen hinterjagen und dabei wie ein Vogel zwitschern, und wie sie Weibchen durch Schnüffeln an ihren Genitalien auf Empfängnisbereitschaft überprüfen. Die Lautäußerungen beider Geschlechter haben während der Paarungszeit eine höhere Frequenz und beinhalten ein stechendes Zwitschern, das sich wie "Tschitt-Tschitt" anhört.

Diana-Koboldmakis (Tarsius dentatus) sind baumlebende, nachtaktive Primaten, die gruppenweise in Baumhöhlen (etwa in abgestorbenen Feigenbäumen) oder dichtem Geäst den Tag verschlafen [5]. Während der Nacht begeben sie sich im Unterholz auf Nahrungssuche, die, wie bei anderen Koboldmakis auch, ausschließlich aus Insekten oder kleinen Tieren besteht. Ihre Lieblingsspeise scheinen Insekten wie Grillen, Heuschrecken und Motten zu sein [5].

Als Sichtjäger fangen andere Koboldmakis ihre Beute, indem sie ihre Bewegungen sorgfältig mit den Augen verfolgen, um dann plötzlich nach vorn zu springen und sie mit beiden Händen festzuhalten. Die Beute wird durch leichtes hin- und herbewegen des Kiefers gekaut, während die Tiere auf einem Ast sitzen, an dem sie sich mit den Hinterbeinen festhalten. Man geht davon aus, dass Diana-Koboldmakis ein ähnliches Jagdverhalten haben, jedoch sind die spezifischen Fressgewohnheiten von Tarsius dentatus noch nicht genauer untersucht worden [5][8].

Gefährdung und Schutz

Diana-Koboldmakis sind in Zentral-Sulawesi noch immer relativ häufig anzutreffen, aber ihre Zahl ist rückläufig [5]. Weiterhin ist der Lebensraum dieser Koboldmakis vor allem auf die Bereiche in und um den Lore Lindu Nationalpark beschränkt, und so gilt der Park als wesentliche Voraussetzung für das Überleben dieser Spezies [7]. Diana-Koboldmakis werden auf der Roten Liste der IUCN als "gefährdet" [7] klassifiziert. Die Art ist in erster Linie durch den Verlust und durch Störungen ihres Lebensraumes bedroht. Obwohl es scheint, dass ihnen kleinere Eingriffe in die Natur nichts ausmachen - Koboldmakis können sich sehr gut an traditionell bebaute Agrar- und Forstwirtschaftsflächen anpassen - scheinen übermäßige Störungen einen negativen Einfluss zu haben. Die größte Gefahr geht vom Holzeinschlag aus, der nicht nur ihre Schlafbäume vernichtet, sondern auch den Weg für eine permanente Besiedlung des Menschen oder für die Viezucht frei macht. Leider übt die wachsende Bevölkerung Sulawesis enormen Druck auf die Wälder aus und unberührte Flecken sind immer schwieriger zu erhalten [5].

Diana-Koboldmakis sind innerhalb des Lore Lindu Nationalparks geschützt, aber es gibt gegenwärtig keine direkten Maßnahmen für die Erhaltung dieser Art [7]. Naturschützer haben sich bei lokalen Behörden dafür stark gemacht, dass Bauern ermutigt werden sollten, ihr Land in umweltverträglicher Weise zu bestellen, wie etwa durch ein Bebauungssystem, bei dem Bäume und/oder Sträucher in die landwirtschaftliche Nutzfläche integriert sind und so den Diana-Koboldmakis ermöglichen, darauf zu leben. Da viele Bauern fälschlicherweise glauben, Koboldmakis würden sich von ihrer Ernte ernähren, sollte die Ermutigung für umweltschonenden Anbau von einer Aufklärungskampagne begleitet sein, die den Bauern die Rolle der Koboldmakis als natürliche Schädlingsbekämpfer und damit als vorteilhaft für die Landwirtschaft näher bringt. Die Minimierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel ist ebenfalls entscheidend für das Überleben der Koboldmakis und stützt sich auf die Zusammenarbeit mit den Landbesitzern. Auch ist es wichtig Anstrengungen zu unternehmen, um zusammenhängende Lebensräume nicht aufzusplittern und mögliche Standorte für Schlafplätze zu sichern, damit diese kleinen, geheimnisvollen Primaten den Wäldern Sulawesis auch in Zukunft erhalten bleiben [5].

Systematik


Literatur

[1] Nietsch und Kopp, 1998; [2] Gursky, 2007; [3] Flannery, 2007; [4] Jablonski, 2003; [5] Merker, Yustian und Muehlenberg, 2005; [6] Macdonald, 2001; [7] Shekelle, M., Salim, A. & Merker, S. 2008. Tarsius dentatus. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 25 October 2011.; [8] Nowak, 1999; [8] Rowe, N. 1996