Sulawesi-Koboldmaki
Die Sulawesi-Koboldmakis (Tarsius tarsier, früher Tarsius spectrum oder Celebes-Koboldmaki) bewohnen primäre und sekundäre Regen- und Mangrovenwälder im Norden Sulawesis, wo sie sich normalerweise in dichten Büschen, Bambusbeständen, hohen Gräsern oder kleinen Bäumen aufhalten [3].
Aussehen
Der Sulawesi-Koboldmaki ist einer der kleinsten Primaten. Sein kurzer Körper und der rundliche Kopf sind von einem weichen, samtigen Fell bedeckt, das von grauer bis rost-gelber Farbe ist. Der Schwanz ist lang, schlank und die Schwanzhaut ist schuppig, ähnlich wie bei Ratten und Mäusen. Die Schwanzquaste am Ende ist lang und buschig.
Sulawesi-Koboldmakis erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 9,5 bis 11 cm und der Schwanz ist zwischen 20 bis 26 cm lang. Es gibt kaum Unterschiede in der Größe zwischen Männchen und Weibchen. Sulawesi-Koboldmakis haben sehr lange Hinterbeine - die Kopf- und Körperlänge zusammen genommen macht gerade mal die Hälfte der hinteren Gliedmaßen aus (dazu gehören die deutlich verlängerten Ober- und Unterschenkel samt Fuß, die alle drei etwa gleich lang sind). Die Schien- und Wadenbeine dieses kleinen Primaten sind im unteren Teil zusammengewachsen und dienen als Stoßdämpfer, wenn das Tier von Baum zu Baum springt.
Die Finger und Zehen der Sulawesi-Koboldmakis sind sehr lang und schlank, um dem Tier das Klammern an Bäume und Zweige zu ermöglichen. Seine zweiten und dritten Zehen haben spezielle Putzkrallen, die für die Fellpflege verwendet werden. Alle anderen Zehen und Finger haben Nägel.
Das auffälligste Merkmal des Sulawesi-Koboldmakis sind seine enorm großen runden Augen. In der Tat ist die Augehöhle dieses Primaten größer als sein Gehirnschädel oder sein Magen. Hinter jedem Auge befindet sich eine Knochenplatte, die die Augäpfel vor den leistungsstarken Schläfenmuskeln schützt, die sich seitlich der Augen befinden. Die Ohren sind sehr groß und beweglich. Die Zähne sind spitz wie Nadeln.
Fortpflanzung
Die Paarungszeit der Sulawesi-Koboldmakis ist an keine feste Jahreszeit gebunden und somit kommt während des ganzen Jahres Nachwuchs zur Welt. Nach einer Tragzeit von ca. 6 Monaten kommt ein einzelnes Junges zur Welt, die schon recht weit entwickelt sind und ungefähr 20 bis 30 g wiegen[1][2][3].
Die Jungen können bereits im Alter von einem Monat Spünge machen und werden etwa 45 Tage lang gesäugt. In diesem Alter können sie auch schon selbstständig Beute fangen.
Das Neugeborene hat bereits ein recht dichtes Fell, die Augen sind geöffnet und es ist in der Lage Zweige zu umgreifen, obwohl es sich normalerweise am Bauch der Mutter mit Händen und Füßen fest hält. Manchmal trägt die Mutter das Neugeborene in ihrem Maul, um Hände und Füße für ihre Sprünge von Baum zu Baum frei zu haben. Im Alter von 3 Wochen beginnt das Baby, lebendige Nahrung zu sich zu nehmen.
Verhalten
Sulawesi-Koboldmakis ist sind während der Dämmerung und und in der Nacht aktiv. Sie verschlafen den Tag und wachen bei Dämmerung auf. Danach pflegen sie ihr Fell, indem sie es sauber lecken, und gehen dann auf die Suche nach Beute, die sie vor allem durch ihr feines Gehör aufspüren.
Sulawesi-Koboldmakis sind berühmt für ihre Sprungfähigkeiten; sie sind in der Lage, Vegetationslücken von bis zu 6 m zu überwinden - aber sie sind sehr schlecht zu Fuß. Wenn sie von den Bäumen herabsteigen, hoppeln sie auf zwei Beinen umher, wobei sie ihren Schwanz vertikal nach oben in die Luft strecken.
Sulawesi-Koboldmakis sind unter den modernen Tarsiern die primitivste Art. Sie sind hinsichtlich ihrer nächtlichen Lebensweise und ihrer ausschließlich springenden Fortbewegungsweise am wenigsten spezialisiert. Beispielsweise besitzen Philippinenkoboldmakis (Tarsius syrichta) Haftpolster unter ihren Zehen, mit denen sehr glatte Zweige erklimmen können; diese fehlen den Sulawesi-Koboldmakis.
Sulawesi-Koboldmakis leben in der Regel paarweise oder in kleinen Familiengruppen. Jede Gruppe oder jedes Paar hat ein eigenes Revier, obwohl sich diese manchmal überlappen. Falls erforderlich, verteidigten sie ihr Territorium, aber es wird versucht, Konflikte zu vermeiden, indem Reviere mit Urin und einer Sekretion aus Hautdrüsen auf der Brust markiert werden.
Sulawesi-Koboldmakis gelten als eher sanfte Kreaturen, die ihre Zuneigung sowohl Mitgliedern der eigenen Art, als auch Menschen zeigen, die sie kennen. Trotz dieser Tatsache können Sulawesi-Koboldmakis sehr aggressiv sein und zubeißen, besonders wenn sie sich bedroht fühlen. Dies gilt vor allem für die Männchen dieser Art [1][2][3].
Kommunikation
Die Kommunikation bei Sulawesi-Koboldmakis beinhaltet viele Elemente. Taktile Kommunikation zwischen Müttern und ihren Jungen sowie zwischen Geschlechtspartnern, ist sicherlich von Bedeutung. Darüber hinaus verwenden diese Primaten komplexe Lautäußerungen um einerseits einen gewissen Abstand zum Nachbarn zu wahren, andererseits um während der Futtersuche in Kontakt zu bleiben. Auch Düfte zur Kennzeichnung spielen eine Rolle. Obwohl eine visuelle Kommunikation nicht dokumentiert ist, ist es wahrscheinlich, dass sie auch verschiedene Körperhaltungen und andere visuelle Signale verwenden.
Ernährung
Sulawesi-Koboldmakis sind sowohl Insekten- als auch Fleischfresser, die Zusammensetzung des Speisezettels variiert jedoch von Individuum zu Individuum. Zu ihrer Beute gehören Ameisen, Käfer, Schaben, Skorpione, Eidechsen, Fledermäuse, Schlangen, Vögel und andere Kleinsäuger. Sie trinken mehrmals jede Nacht, indem sie mit der Zunge Wasser aufnehmen. Sulawesi-Koboldmakis formen häufig ihre langen Finger zu einem Käfig, um Insekten zu fangen. Andere Beutetiere werden gefangen, indem sie sie anspringen, auf dem Boden festhalten und mit wenigen Bissen töten. Anschließend nehmen sie die Beute mit auf einen geeigneten Hochsitz und verzehren sie, wobei sie mit dem Kopf anfangen. Sulawesi-Koboldmakis fressen fast alle Teile der Beute, sogar Federn, Schnäbel und Füße [3][2].
Aufgrund ihrer nächtlichen und dämmerungsaktiven Lebensweise werden Sulawesi-Koboldmakis ihrerseits oft zur Beute von Eulen.
Für Biologen sind Sulawesi-Koboldmakis wegen ihrer systematischen Stellung zwischen den Feucht- und den Trockennasenaffen besonders wichtig, da man sich von ihnen viele Antworten auf Fragen hinsichtlich der Evolution der Primaten erhofft.
Haltung
Aufgrund ihrer geringen Größe, ihrem sanften Wesen und der Tatsache, dass man sie zähmen kann, versuchen viele Menschen, diese Primaten als Haustiere zu halten. Probleme entstehen, weil Sulawesi-Koboldmakis eine spezielle Ernährung in Form von lebenden Tieren benötigen. Beim Versuch, diese Primaten als Haustiere zu halten, sterben sie in der Regel nach wenigen Tagen. Es hat tatsächlich Fälle gegeben, wo ein gefangenes Tier so traumatisiert war, dass es immer wieder mit dem Kopf gegen die Gitterstäbe des Käfigs schlug, bis es tot war. Ein weiterer Grund, warum es keine gute Idee ist, Sulawesi-Koboldmakis als Haustiere zu halten, ist die Tatsache, dass man bei einigen Würmer im Darm fand, wie z. B. Haaken- und Bandwürmer, die auf den Menschen übertragen werden können [3].