Hat Fruchtbarkeit einen Einfluss auf den Körpergeruch von Frauen?



Bio-News vom 26.07.2024

Die Wahl unserer Partner basiert teilweise auf äußerlicher Anziehung. Wissenschaftler debattieren, ob die Fruchtbarkeit von Frauen durch subtile Veränderungen im Körpergeruch für potenzielle Partner erkennbar ist. Forscher der Universität Leipzig, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und der Universität Göttingen haben sich dieser Frage angenommen.

In ihrer neuesten Studie bewerteten sie nicht nur, wie Männer den Geruch von Frauen an verschiedenen Tagen wahrnehmen, sondern analysierten auch erstmals chemisch die Geruchsproben. Mit beiden Methoden fanden sie keine Beweise dafür, dass Frauen an ihren fruchtbaren Tagen attraktiver für Männer riechen.

Forscher kombinierten zwei Methoden, um zu prüfen, ob sich der Körpergeruch von Frauen während ihres Zyklus ändert und ob Männer diesen Geruch je nach Zyklustag unterschiedlich attraktiv finden. Sie sammelten Achselgeruchsproben von 29 Frauen an zehn verschiedenen Tagen eines Menstruationszyklus, besonders um die fruchtbaren Tage. 91 Männer bewerteten diese Proben. Zudem analysierte das Team bei 16 Frauen, ob sich die chemische Zusammensetzung des Geruchs an fruchtbaren gegenüber unfruchtbaren Tagen verändert.


Symbolbild

Publikation:


Madita Zetzsche, Brigitte M. Weiß, Marlen Kücklich, Julia Stern, Claudia Birkemeyer, Anja Widdig, Lars Penke
Combined perceptual and chemical analyses show no compelling evidence for ovulatory cycle shifts in women´s axillary odour

Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences (2024)

DOI: 10.1098/rspb.2023.2712



Kombinierte und strengere Methoden liefern neue Ergebnisse

Die Hypothese, dass Männer den Körpergeruch von Frauen während des Eisprungs angenehmer finden als an nicht-fruchtbaren Tagen, ist in der wissenschaftlichen Literatur umstritten. Neue Erkenntnisse aus Leipzig und Göttingen erweitern das Verständnis von Körpergeruch und dessen hormonellen Einflüssen. Die Biologin und Hauptautorin der Studie, Madita Zetzsche, führt die abweichenden Ergebnisse ihrer Untersuchung im Vergleich zu früheren Studien auf eine kombinierte und robustere Methodik zurück.

„Der weibliche Zyklus ist ein unglaublich komplexer Prozess. Das macht die Erforschung von Effekten, die mit dem Zyklus verbunden sind, sehr anspruchsvoll, insbesondere was die passende Methodik betrifft“, erläutert Zetzsche. In vielen früheren Studien wurden die fruchtbaren Tage der Teilnehmerinnen nur anhand der Zykluslänge ermittelt, während in der neuen Analyse der Tag des Eisprungs auch hormonell bestimmt und dadurch viel präziser bestätigt wurde. „Mittlerweile stehen uns robustere Methoden zur Verfügung. Es ist daher möglich, dass neuere und methodisch strengere Studien zu anderen Ergebnissen kommen als jene vor zehn Jahren.“

Zudem existieren bisher keine einheitlichen methodischen Standards zur Untersuchung von zyklusabhängigen Wahrnehmungseffekten, wie etwa die unterschiedliche Wahrnehmung des Körpergeruchs je nach fruchtbaren oder unfruchtbaren Tagen. Der Psychologe Prof. Dr. Lars Penke von der Universität Göttingen leitete die Wahrnehmungsstudie in dem Forschungsprojekt und sagt: „Wir hoffen, dass die Ergebnisse unserer Studie dazu beitragen, den Dialog in diesem Forschungsfeld offen zu halten und durch weiteren Austausch den Weg zu einem robusten methodischen Standard zu ebnen. Das würde uns auch helfen, die Ergebnisse älterer Studien neu zu überprüfen.“

Chemische und evolutionäre Aspekte des Körpergeruchs intensiver erforschen

Das Forschungsteam versteht seine neue Studie als wichtigen Beitrag zu der jahrzehntelang unbeantworteten Frage, wie und ob Änderungen im Körpergeruch chemisch nachweisbar sind. Die Biologin Prof. Dr. Anja Widdig von der Universität Leipzig leitete die chemische Untersuchung und sagt: „Wir hoffen, dass wir mit dieser Studie weitere Forschungen inspirieren, die sich intensiver mit der chemischen Komponente des Körpergeruchs auseinandersetzen.“ Darüber hinaus nehme die Forschung evolutionäre Fragestellungen in den Blick. „Bei einigen nicht-menschlichen Primaten konnten mein Team und ich einen Zusammenhang zwischen Körpergeruch und Fruchtbarkeit nachweisen. Insofern interessiert uns sehr, wie sich dieses Phänomen in der Evolution des Menschen entwickelt hat.“


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Leipzig via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.


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