Abwehr (Biologie)
Abwehr im biologischen Sinn bezeichnet bei Tieren und Pflanzen das Verhalten oder Reaktionen anderer Art, durch die ein Schaden durch Fressfeinde oder im weiteren Sinne auch Umwelteinflüsse verhindert werden soll.
Abwehr gegen Fressfeinde
Aktive Abwehr
Beispiele aktiver Abwehr sind bei Tieren etwa bestimmte Reflexe (Verteidigung, Täuschung) und bei Pflanzen die Freisetzung von chemischen Substanzen:
- Abwehrkampf: im Fall eines Angriffes (typisches Beispiel: ein Muttertier verteidigt seinen Nachwuchs) oder auch präventiv, zum Beispiel bei Vögeln zur Verteidigung einer Brutkolonie
- Bisse, auch mit Gift; Schnabelhiebe
- Schläge, z. B. mit Hufen oder bewehrten Körperteilen (Sporn des Hahnes, Stachelschwanz)
- Stöße mit Hörnern
- Drohung durch Geräusche, Gebärden, Klopfen auf den Boden
- Täuschung/Ablenkung: das angegriffene Tier macht den Fressfeind auf sich aufmerksam und lockt ihn beispielsweise vom Gelege weg.
- Brennnesseln oder Feuerquallen setzen bei Berührung Gifte frei, die speziell auf das Hervorrufen eines starken Schmerzempfindens ausgerichtet sind
Weitere aktive Abwehrmaßnahmen sind das Spucken von Speichel (Lama) oder Gift (Speikobra), das Verspritzen heißer giftiger Flüssigkeit (Bombardierkäfer) oder stinkender Sekrete (Stinktier).
Bisse mit und ohne Giftzähne und Stiche mit einem Giftstachel dienen oft sowohl der Verteidigung gegen Feinde als auch dem Kampf mit dem erbeuteten Tier.
Passive Abwehr
Passive Abwehr erfolgt zum Beispiel:
- bei schnellen Tieren durch Flucht
- mit ‚Haken schlagen‘ (Feldhase)
- in Baue (Kaninchen, Murmeltier), auf Bäume oder durch Verbergen
- bei Vögeln und Fluginsekten durch Erheben in die Luft
- mit Panzerungen bei Tieren, die nicht flüchten können (Schildkröten, Stegosaurier, Schuppen von Fischen, Schlangen und Echsen)
- mit bewehrten Körperteilen, zum Beispiel Nadeln, Stacheln oder Dornen (Igel, Rosen, Agaven, Schlehe, Robinie, Brombeere, viele Gräser)
- durch Mimikry, d. h. Vortäuschen einer größeren oder giftigen Art
- durch opferbare Körperteile, die leicht nachwachsen können (z. B. Eidechsen, Wurzelunkräuter)
- durch ungenießbare oder giftige Körperbestandteile oder Absonderungen, z.B. Baumsteigerfrösche, bestimmte Schmetterlingslarven, Nacktschnecken, Pflanzengifte bzw. Giftpflanzen; Giftigkeit wird oft durch grelle Farben signalisiert (vgl. jedoch Mimikry)
- durch Tarnung (Wandelndes Blatt, Stabheuschrecke, Chamäleons, Ausstoßen von Farbflüssigkeit: Tintenfische)
- durch Sich-Totstellen
- durch Schallabsorption mittels Behaarung (Nachtfalter tragen gegen die Ultraschall-Ortung der Fledermäuse eine Behaarung und lassen sich bei Ortung zusätzlich fallen[1])
Weitere Abwehrarten
- Starke Behaarung und dicke Haut schützt gegen Bisse und Stiche
- dicke Rinde schützt gegen Fressfeinde und Feuer
- Bestimmte Sumpfpflanzen regulieren den Wasserstand durch Verdunstung und können Luft in den sauerstoffarmen Wurzelbereich leiten
- harte, glatte oder behaarte Blätter und bewehrte Blattkanten schützen gegen Schneckenfraß und andere Fressfeinde wie Larven oder kleinere Wirbeltiere
- kleine Fische oder z. B. auch Tauben bilden Schwärme, wenn Feinde auftauchen. Richtungswechsel erfolgt oft abrupt und synchron, sodass kein Tier ausschert.
- Schildkröten und bestimmte Meerestiere schlüpfen zu gleicher Zeit oder sogar an einem Tag, sodass statistisch mehr Jungtiere überleben
Die Immunabwehr dient der Verteidigung gegen Bakterien, Parasiten und Viren anhand ihrer fremden genetischen Signatur; sie kann von jenen durch täuschende Oberflächenmoleküle (Proteine) oder andere Maßnahmen umgangen werden.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ http://www.expliq.ch/inhalt/tier/flmaus.php Abwehrmechanismen von Nachtfaltern gegen Fledermäuse