Alphatier


Alphatier bezeichnet in der Verhaltensforschung das Leittier einer Herde oder eines Rudels. Alphatiere sind in der Regel die kräftigsten, erfahrensten und aktivsten Tiere der Gruppe. Häufig sind sie auch die ältesten und die einzigen Männchen ihrer Gruppe, die Nachwuchs zeugen. Bei Hausrindern ist beispielsweise ein kräftiger Stier das Alphatier, der Leitbulle, bei den Gorillas der sogenannte Silberrücken.

Die Bezeichnung Alphatier ist abgeleitet von Alpha, dem ersten Buchstaben im griechischen Alphabet: Alphatiere sind also die „ersten“ (sprich: in der Rangordnung am höchsten stehenden) Tiere ihrer Gruppe. Entsprechend werden die ihnen im Rang unmittelbar nachfolgenden Tiere Beta-Männchen beziehungsweise Beta-Weibchen genannt und die in der Hierarchie an letzter Stelle stehenden Omega-Tiere.

Bei vielen in Gruppen lebenden Arten haben die Weibchen und die Männchen eine jeweils eigene Hierarchie: In diesen Fällen bezeichnet man das ranghöchste Männchen als Alpha-Männchen und das ranghöchste Weibchen als Alpha-Weibchen; zusammen bilden beide das Alpha-Paar. Ein Beispiel für diese Variante des Zusammenlebens sind die Pferdeantilopen und die Afrikanischen Wildhunde.

Bei Herdentieren wie zum Beispiel den Mufflons, den Przewalski-Pferden, den Bergzebras und den Steppenzebras führt ein Alpha-Weibchen die Herde. Auch Tüpfelhyänen und Kattas werden durch weibliche Leittiere angeführt.

Wölfen wurde jahrelang ebenfalls zugeschrieben, dass ihre Rudel von einem Alphatier beherrscht werden. Langzeitbeobachtungen an frei lebenden Wölfen zeigten jedoch ein soziales Gefüge, in dem die Leittiere (das Elternpaar) die primäre Führungsaufgabe erfüllen, aber nur situationsbezogen autoritär auftreten.[1]

Übertragung des Begriffs auf den Menschen

Führungspersönlichkeiten werden oft mit dem Terminus „Alphatier“ belegt, um ihre Stellung innerhalb einer Gruppe oder Bewegung zu charakterisieren. In diesem Falle hat der Begriff sowohl eine positive als auch eine negative Konnotation. Im negativen Sinne kann Alphatier bedeutungsähnlich sein mit autoritär, nicht kompromissbereit oder machthungrig.

Einzelnachweise

  1. Günther Bloch, Peter A. Dettling: Auge in Auge mit dem Wolf: 20 Jahre unterwegs mit frei lebenden Wölfen. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2009, S. 41

Siehe auch

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