Amerikanische Weiß-Eiche
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Amerikanische Weiß-Eiche | ||||||||||||
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Amerikanische Weiß-Eiche (Quercus alba), Foto eines großen Exemplars in Ohio | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Quercus alba | ||||||||||||
L. |
Die Amerikanische Weiß-Eiche (Quercus alba) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Eichen (Quercus). Dieser Laubbaum ist im östlichen Nordamerika beheimatet. Ihr großes Verbreitungsgebiet sowie etliche markante Einzelexemplare tragen zur großen Bekanntheit der „white oak“ in Amerika bei. So ist die Amerikanische Weiß-Eiche der Staatsbaum der US-Bundesstaaten Connecticut, West Virginia und Maryland. In Mitteleuropa ist sie als Parkbaum nur selten anzutreffen, obwohl sie durchaus winterhart ist.
Beschreibung
Die Amerikanische Weiß-Eiche ist ein sommergrüner Baum. Sie ähnelt in ihrem Aussehen den beiden europäischen Arten Stiel- und Traubeneiche.
Wurzeln, Stamm und Zweige
Das Wurzelsystem besteht aus einer tief reichenden Pfahlwurzel sowie weit ausgebreiteten oberflächennahen Seitenwurzeln. Es ist empfindlich gegen Überflutung und Bodenverdichtung, tolerant gegen Salz. Durch die tief reichenden Wurzeln können Trockenperioden ausgehalten werden, die Pfahlwurzel macht allerdings das Verpflanzen in der Baumschule schwierig.
Die Rinde junger Zweige sind rötlich oder rot und grün gefärbt und leicht behaart, später wird sie grau und kahl. An älteren Ästen und am Stamm bildet sich eine hellgraue Borke, auf deren Farbe sich der Name bezieht. Die Borke ist rau und in schmale Platten geteilt, manchmal auch gefurcht.
Im Alter erreicht der Stamm einen Durchmesser von 90 bis 120 Zentimeter bei einer Wuchshöhe des Baums von 25 Metern. Einzeln stehende Exemplare erreichen auch weit größere Ausmaße – Höhen bis maximal 46 Meter und Stammdurchmesser bis 240 Zentimeter. Während die Krone im geschlossenen Wald schmal und der Stamm gerade ist, bilden freistehende Bäume eine tief angesetzte Rundkrone mit waagrechten Ästen aus. In den Höhenlagen der südlichen Appalachen wächst sie nur strauchförmig.
Knospen und Blätter
Die braun-roten, glatten Winterknospen sind mit einer Größe von 3 bis 4 Millimeter oval mit stumpfer Spitze.
Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter bestehen aus einem 1 bis 3 Zentimeter langen Blattstiel und der Blattspreite. Die einfache Blattspreite ist etwa 12 bis 20 Zentimeter lang und 9 Zentimeter breit, die Breite ist oberhalb der Mitte am größten. Sie weist beiderseits zwei bis vier Blattlappen auf, deren Enden rund zulaufen. Die Einschnitte zwischen den Blattlappen reichen etwa ein Drittel bis sieben Achtel ins Blatt hinein. Der Spreitengrund läuft keilförmig zu. Die Blattoberseite ist hellgrün bis grau-grün, die Unterseite heller bis weißlich und im Austrieb leicht behaart. Die Herbstfärbung ist purpur-rot bis braun-violett, die trockenen Blätter bleiben bis weit in den Winter am Baum haften.
Blüten und Früchte
Die Amerikanische Weiß-Eiche ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen, gelblich-grünen Blüten sind zu locker herabhängenden, 5 bis 10 Zentimeter langen Blütenständen zusammengefasst, die aus Knospen an der Basis der neu austreibenden Zweige entspringen. Die weiblichen Blüten sind rötlich und stehen zu zweit oder dritt zusammen, sie stehen in Blattachseln entlang des neuen Austriebs. Die Blütezeit liegt im Frühjahr, etwa Ende März bis Ende Mai, gleichzeitig mit dem Laubaustrieb.
Die Früchte reifen noch im selben Jahr. Die Eicheln stehen einzeln oder zu zweit oder zu dritt zusammen, sie sind kurz oder gar nicht gestielt. Der rauschuppige Fruchtbecher (Cupula) umschließt weniger als ein Drittel der Eichel. Diese hat eine Länge von etwa 2 Zentimetern und ist hellbraun gefärbt. Erste Früchte werden im Alter von 20 bis 50 Jahren gebildet, reiche Fruchtbildung erfolgt alle vier bis zehn Jahre.
Die Früchte zeigen keine Dormanz sondern keimen (hypogäisch) bald nach der Reife im September oder Oktober. Dabei wächst im Herbst zuerst die Wurzel, im Frühjahr dann auch der Spross.
Verbreitung
Die Amerikanische Weiß-Eiche hat ein großes Verbreitungsgebiet im östlichen Nordamerika. Die Nordgrenze der Verbreitung bildet ungefähr die kanadische Grenze bzw. die Großen Seen. Im Westen reicht das Areal bis zur Prärie, ziemlich genau entlang des 95. Längengrades. Im Süden wird nur ein schmaler Streifen an der Küste des Golfs von Mexiko und am Unterlauf des Mississippi nicht besiedelt, im Osten bildet der Atlantik die Grenze.[1] Die besiedelten Höhenlagen reichen von 0 bis 1600 Metern.
Innerhalb dieses großen Areals werden unterschiedliche Standorte besiedelt. Man findet diese Eiche oft auf nährstoffärmeren und trockeneren Böden, die größten Exemplare wachsen jedoch auf gut drainierten, nährstoffreichen Lehm-Böden. Die Jahresdurchschnittstemperaturen im Verbreitungsgebiet reichen von 7 °C im Norden bis zu 21 °C im Süden; der Jahresniederschlag reicht von 750 bis 2000 Millimeter. Die größten Vorkommen finden sich im Tal des Ohio und im mittleren Mississippi-Tal, dort beträgt die Durchschnittstemperatur 13 °C, der Niederschlag summiert sich auf 1000 Millimeter. In den höheren Lagen der nördlichen Appalachen, wo Nadelgehölze dominieren, fehlt sie meist, ebenso in staunassen Niederungen.
Ökologie
Im gesamten Verbreitungsgebiet wächst die Amerikanische Weiß-Eiche in sommergrünen Laubwäldern. Während sie im Norden ihres Verbreitungsgebietes selten oberhalb von 150 m über NN anzutreffen ist, findet man sie in den südlichen Appalachen bis 1 700 m Meereshöhe. Im Norden kommt sie auch in Mischwäldern vor und ist mit Quercus ellipsoidalis, Quercus prinus, der Grau-Birke, Weymouths-Kiefer, Kanadischen Hemlocktanne und dem Zuckerahorn vergesellschaftet. Weiter südlich kommen verschiedene Rot-Eichen und Hickorys hinzu sowie der Amberbaum, Färber-Eiche und Quercus macrocarpa. Im Süden des Verbreitungsgebietes treten in Gesellschaft der Art auf trockenen Standorten verschiedene Kiefern-Arten auf, begleitende Eichen sind Quercus falcata, Scharlach-Eiche und Quercus michauxii. In der Wald-Klassifikation der Society of American Forresters sind drei Wald-Typen nach der Amerikanischen Weiß-Eiche benannt: White Oak – Black Oak (Färber-Eiche) – Northern Red Oak (Roteiche) (Typ 52), White Oak (Typ 53) und Yellow-Poplar (Tulpenbaum) – White Oak – Northern Red Oak (Typ 59).[2]
Junge Pflanzen können im Halbschatten aufwachsen, ältere Bäume vertragen eine Beschattung schlechter. Keimlinge, die in sehr schattigen Bereichen stehen, können viele Jahre verharren, bis eine Lücke im Kronendach entsteht. Auf Beschädigung durch Feuer reagiert die Amerikanische Weiß-Eiche mit starken Stockausschlägen.
Die Früchte sind nicht bitter und werden von einer ganzen Reihe von Tieren gefressen, unter anderem von Rotkopfspecht, Weißwedelhirsch, Zahnwachteln, Streifenhörnchen, Waschbären, Truthuhn sowie verschiedene Mäusen. Grauhörnchen und Blauhäher sorgen für die Verbreitung, indem sie Früchte als Vorrat im Boden verstecken. Die Weißwedelhirsche fressen auch die Blätter.
Misteln der Gattung Phoradendron wachsen auf den Ästen, während im Wurzelbereich die Pflanzenart Aureolaria flava wahrscheinlich als Epiparasit lebt. Ebenfalls im Wurzelbereich der Amerikanischen Weiß-Eiche finden sich diverse Pilze, etwa Russula vesca, Lactarius quietus, Cortinarius- und Hmenogaster-Arten. Das Holz der Eiche wird ebenfalls von Pilzen besiedelt. Wichtige Schädlinge finden sich in den Gattungen Chrysoplenium, Sclerotina, Helotium, Corticium, Hydnum und Strumella, diese besiedeln lebende Bäume. Auf totem Holz findet man noch eine Vielzahl weiterer Pilze, etwa Polyporus frondosus und Polyporus sulphureus sowie Vertreter der Gattungen Bulgaria und Mycena. Alle Teile der Weiß-Eiche werden von diversen Insekten besiedelt. Wirtschaftlich wichtig sind dabei vor allem Arten, die das Holz zerstören. Allein 400 verschiedene Insekten treten als Gallenbildner an der Amerikanischen Weiß-Eiche auf. Darunter finden sich Arten aus den Gattungen Callirhytis, Cynips, Cecidomyia, Taphrina, Dishlocaspis, Andricus und Neuroterus.[3]
Verwendung
Das Holz ist schwer und dauerhaft, es lässt sich gut bearbeiten und ist entsprechend geschätzt. Allerdings lässt es sich nur schwer imprägnieren, es nimmt keine Flüssigkeit auf. Aus diesem Grund wird es gerne für Fässer, etwa Wein- oder Whisky-Fässer, verwendet. Da Roteichen schneller wachsen und sich deren Holz imprägnieren lässt, werden sie im Forstbetrieb inzwischen häufiger gepflanzt.
Gelegentlich wird die Amerikanische Weiß-Eiche als Zierbaum oder Alleebaum gepflanzt. Im Handel ist nur die Art, keine ausgelesenen Sorten.
Von den Indianern wird die Verwendung der Rinde als Medizin berichtet. Die Eicheln wurden als Nahrungsmittel genutzt.[4]
Systematik
Die Amerikanische Weiß-Eiche gehört in die Untergattung Quercus, dort in die Sektion Quercus. Die Eichen dieser Sektion werden zusammenfassend auch Weiß-Eichen genannt. Kreuzungen mit verschiedenen anderen Eichen aus dieser Sektion wurden in der Natur beobachtet. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=24. Der Artname Quercus alba wurde 1753 von Carl von Linné erstveröffentlicht.[5]
Besondere Einzelexemplare
- In einer Höhlung der Charter Oak versteckten die Siedler der Colony of Connecticut 1687 der Legende nach ihre Charta, als der königliche Gouverneur sie beschlagnahmen wollte.
- Der Tree That Owns Itself (dt. Baum, der sich selbst besitzt) stand in der Stadt Athens im US-Bundesstaat Georgia. Dieses Baumexemplar wurde berühmt dafür, dass es „sich selbst als Besitz zurückgegeben“ wurde. An der gleichen Stelle wächst mittlerweile ein Nachfolgeexemplar Son of The Tree That Owns Itself, das aus einer Eichel des 1942 umgefallenen Baumes gezogen wurde. Der Baum stellt heute eine Touristenattraktion dar und ist mittlerweile über 15 Meter hoch.
- Die beiden Council Oaks in Arkansas markierten das Zusammentreffen von Robert Crittenden und Führern der Cherokee, bei dem die Indianer zusagten, das Südufer des Arkansas River zu verlassen.
- Die Holly Halls White Oak in Maryland soll schon bei der Ankunft William Penns im Jahre 1682 gestanden haben.
- Als größte Amerikanische Weiß-Eiche wurde die Wye Oak im Wye Oak State Park gelistet, mit einem Stammumfang von über neun Meter, einer Höhe von 30 Meter und einem Kronendurchmesser von 48 Meter.
Belege und Weiterführendes
- H. Miller & S. Lamb: Oaks of North America, Naturegraph Publishers, 1985 ISBN 0-87961-137-5, S. 169ff
- L. Moore (2002): White Oak. US Department of Agriculture Plant Fact Sheet. Online, abgerufen am 6. September 2007
- K. C. Nixon: Quercus. In: Flora of North America. Online, abgerufen am 6. September 2007
- R. Rogers (1990): White Oak. In: R. M. Burns & B. H. Honkala (Hrsg.): Silvics of North America, U.S. Department of Agriculture. Online, abgerufen am 6. September 2007
- D.A. Tirmenstein (1991): Quercus alba. In: Fire Effects Information System, U.S. Department of Agriculture. Online, abgerufen am 6. September 2007
Einzelnachweise
- ↑ E.L. Little (1971): Atlas of United States Trees. Quercus alba (PDF)
- ↑ F. H. Eyre (Hrsg.) (1980): Forest cover types of the United States and Canada. Society of American Foresters, Washington, DC. 148 S. Zitiert in Rogers (1990)
- ↑ M. Mellinger (2000): The Ecology of the White Oak. In: Chattooga Quarterly, Chattooga Conservancy. Online, abgerufen am 7. September 2007
- ↑ Native American Ethobotany Database, University of Michigan Online, abgerufen am 6. September 2007
- ↑ C. von Linné: Species plantarum, 2, 1753, S. 996. Eingescannt bei botanicus.org, abgerufen am 12. September 2007
Links
- Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases. Online, abgerufen am 6. September 2007