Aviculariinae
Aviculariinae | ||||||||||
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Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Aviculariinae | ||||||||||
Die Aviculariinae sind eine Unterfamilie von Spinnentieren. Es ist eine Unterfamilie innerhalb der Familie der Vogelspinnen (Theraphosidae).
Merkmale
Es sind meistens mittelgroße bis große Tiere mit einer Beinspannweite bis 23 Zentimeter (beispielsweise Avicularia huriana). Die Haarbüschel unter den Beißklauen sind weich. Die Tarsen sind dicker als Metatarsen.[1]
Die Tiere der Gattungen Avicularia und Pachistopelma haben Brennhaare auf dem Hinterleib, die Gattungen Ephebopus haben Brennhaare auf den Femora der Palpen.[2] Die Gattungen Psalmopoeus und Tapinauchenius haben keine Brennhaare. Die vordere Reihe der Augen ist bei Avicularia stark prokurv. Die Arten der Pachistopelma haben Apophysen an den Tibien des ersten Laufbeines und einen schwarzen Fortsatz aus Stacheln an den Tibien des zweiten Laufbeines. Psalmopoeus-Arten sind mit Stridulationsorgangen ausgestattet und Tapinauchenius-Arten haben große hintere Sternalsigillen und das Labium (Unterlippe) ist deutlich breiter als lang.[1]
Verhalten
Es handelt sich bis auf die Gattung Ephebopus um baumbewohnende Arten. Sie können schnell laufen und weit springen mit ausgespreizten Extremitäten. Sie haben zusätzliche Haarpolster an den Tastern, die beim Flug eine größe Fläche bilden und somit die Fallgeschwindigkeit reduzieren. Ihre Nester spinnen sie mit Spinnseide aus und bauen häufig auch Rindenstücke und Laub ein. Manche suchen sich als Behausung auch Astlöcher oder die Trichter von Bromelien (zum Beispiel einige Avicularia-Arten).[1]
Sie gelten als defensive Arten. Bei Störungen ziehen sie sich sehr schnell in ihre Wohnröhre bzw. -höhle zurück. Werden sie provoziert strecken sie einem zunächst den Hinterleib mit den locker sitzenden Brennhaaren entgegen. Haben sie keine Fluchtmöglichkeit, schlagen sie in der Regel erst drei- bis viermal mit den Vorderbeinen und den Tastern nach dem Angreifer, bevor sie zubeißen.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Aviculariinae ist auf dem amerikanischen Südkontinent. Die Arten leben in auf den Pflanzen und Bäumen. Im gleichen Gebiet gibt es die Unterfamilien Theraphosinae (Bombardierspinnen), Ischnocolinae und Selenocosmiinae.
Systematik
Die Systematik der Aviculariinae ist in der Fachwelt umstritten. Im Gegensatz zu den anderen Vertretern der Unterfamilie Aviculariinae besitzen Psalmopeus und Ephebopus keine Brennhaare.
Robert J. Raven hat die Gattung Psalmopoeus bereits 1985 in die Unterfamilie Selenocosmiinae gestellt [3]. Auch andere Vogelspinnensystematiker (z. B. Bertani, von Wirth) vermuten aufgrund phylogenetischen Untersuchungen, dass die Gattungen Psalmopoeus und Tapinauchenius viel näher mit z. B. Poecilotheria und Chilobrachys verwandt seien als mit den Gattungen Avicularia und Ephebopus.
Der deutsche Biologe und Vogelspinnensystematiker Günter E. W. Schmidt beließ die Gattung Psalmopoeus bei seiner Beschreibung von P. langenbucheri Ende 2006 noch in der Unterfamilie Aviculariinae, gab aber schon den ersten Hinweis, dass man darüber nachdenken könnte, sie in eine eigene Unterfamilie zu stellen.[4] Im Mai 2008 stellten Günter Schmidt und R. Samm Psalmopoeus und Tapinauchenius in eine neue Unterfamilie Sinurticantinae, die 2010 aus nomenklatorischen Gründen in Psalmopoeinae umbenannt wurde.[5] Es muss sich erst noch zeigen, ob andere Vogelspinnensystematiker dieser Argumentation folgen und sich die neue Unterfamilie in der Fachliteratur durchsetzt.
Zu den Aviculariinae gehören fünf Gattungen mit über sechzig Arten. Bei den kleinen mit mittelgroßen Tapinauchenius-Arten handelt es sich um sehr flinke Spinnen, die in Bäumen und Sträuchern leben. Sie bauen ihre Wohngespinste manchmal an Bodennähe. Die mittelgroßen Psalmopoeus-Arten wurden gelegentlich als Bananenspinnen aus Ekuador und Kolumbien nach Deutschland eingeschleppt. Sie haben Stridulationsorgane und können damit Geräusche machen. Der Gattungsname bezieht sich auf diese Fähigkeit und heißt übersetzt „Psalmendichter“. Jungtiere dieser Gattung leben häufig in Bodennähe. Die Gattung Pachistopelma hat nur zwei Arten. Die Ephobopus-Arten gehören zu den bodenbewohnenden Arten. Die Gattung Avicularia fasst sehr viele Arten (ca. 50) zusammen. Die Einordnung einiger Arten ist umstritten, da sie Raven 1985 als Synonyme für Eurypelma feststellte, führte bei der Revidierung der Gattung dazu, dass nun auch Eurypelma-Arten darunter sind, die eigentlich in ein anderes Taxon gehören.[1]
- Avicularia
- Ephebopus
- Pachistopelma
- Psalmopoeus
- Tapinauchenius
Avicularia versicolor.
Literatur
- Günther Schmidt: Die Vogelspinnen, Westarp Wissenschaften-Verlagsgesellschaften mbH, Hohenwarsleben 2003, ISBN 3-8943-2899-1, S. 38 und S. 197−206
- Peter Klaas: Vogelspinnen: Herkunft, Pflege, Arten. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2003. ISBN 3-8001-3696-1
- Andreas Tinter: Vogelspinnen. Nikol Verlagsgesellschaft mbH &Co. KG, Hamburg 2001. ISBN 3-933203-49-X
- Robert J. Raven: The spider infraorder Mygalomorphae (Araneae): Cladistics and systematics. (online) In: Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. Nr. 182, 1985, S. 1–180.
Weblinks
- Deutsche Arachnologische Gesellschaft e. V. (Publikationsorgan: ARACHNE – ISSN 1613-2688)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Günther Schmidt: Die Vogelspinnen, Westarp Wissenschaften-Verlagsgesellschaften mbH, Hohenwarsleben 2003, ISBN 3-8943-2899-1, S. 38 und S. 197−206
- ↑ S. D. Marshall und G. W. Uetz: The pedipalpal brush of Ephebopus sp. (Araneae, Theraphosidae): evidence of a new site for urticating hairs. Bulletin of the British Arachnological Society 8, 4, S. 122–124, 1990
- ↑ R. J. Raven: The spider infraorder Myglomorphae (Araneae): Cladistics and systematics, Amer Museum of Natural History, Dezember 1985, ISBN 978-9995245283
- ↑ Günter Schmidt, M. Bullmer & M. Thierer-Lutz: Eine neue Psalmopoeus-Art aus Venezuela, Psalmopoeus langenbucheri sp. n. (Araneae : Theraphosidae: Aviculariinae). Tarantulas of the World, 2006, 121.122,123: 3-17.
- ↑ R. Samm, Günter Schmidt: Psalmopoeinae subfamilia nov. – a new subfamily of the Theraphosidae (Araneae). TOW – 142/Juli 2010: 35-41.