Borneo-Dornschrecke



Borneo-Dornschrecke

Borneo-Dornschrecke (Epidares nolimetangere), ♂

Systematik
Ordnung: Gespenstschrecken (Phasmatodea)
Teilordnung: Areolatae
Überfamilie: Bacilloidea
Familie: Heteropterygidae
Gattung: Epidares
Art: Borneo-Dornschrecke
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Epidares
Redtenbacher, 1906
Wissenschaftlicher Name der Art
Epidares nolimetangere
(de Haan, 1842)
Weibchen

Die Borneo-Dornschrecke (Epidares nolimetangere) ist eine Insektenart aus der Ordnung der Gespenstschrecken (Phasmatodea) und der einzige Vertreter der Gattung Epidares.[1] Das Artepitheton nolimetangere (ursprünglich: noli-me-tangere) stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Rühr mich nicht an“. Es bezieht sich auf das stachlige Erscheinungsbild der Tiere.[2] Sinngemäß findet es sich auch im englischen Trivialnamen wieder, der „Touch Me Not Stick Insect“ lautet.[1] Auch im deutschen Sprachraum wird die Art mittlerweile gelegentlich als Rühr-mich-nicht-an-Stabschrecke bezeichnet.[3] Daneben ist auch noch der Name „Borneo-Stabschrecke“ oder auch „Borneo-Stabheuschrecke“ zu finden.[4]

Merkmale

Die Borneo-Dornschrecke zählt zu den kleineren Vertretern der Gespenstschrecken. Die Männchen werden nur etwa 35 bis 43 Millimeter lang, die Weibchen erreichen eine Länge von etwa 45 bis 48 Millimetern und haben kürzere Stacheln als die Männchen. Die in beiden Geschlechtern flügellosen Tiere tragen auf dem Kopf und am vorderen Rand des Mesonotums je ein Paar Stacheln und am hinteren Rand des Meso- und Metathorax je einen Ring aus vier Stacheln. Auf dem gesamten Abdomen der Männchen befindet sich nur ein Paar Stacheln, welches auf dem zweiten Abdominalsegment zu finden ist. Die Weibchen haben neben diesem auch auf dem dritten Abdominalsegment ein Stachelpaar, welches noch von kleineren, meist seitenständigen Stacheln ergänzt ist. Von der Borneo-Dornschrecke sind zwei Farbformen bekannt. Bei beiden sind die Weibchen bis auf einen hellen Mittelstreifen einfarbig dunkelbraun. Das Abdomen eierlegender Weibchen ist in der Mitte kugelig verdickt. Die Männchen beider Farbformen zeigen auf dem Rücken ab dem hinteren Bereich des Mesothorax bis zum Abdomenende dunkle Bereiche. Weitere Flecken befinden sich auf dem Pronotum und zwischen den Seiten- und Rückenstacheln von Meso- und Metathorax, wobei die Stacheln selbst hell gefärbt sind. Auf dem Abdomen fließen die dunklen Bereiche zu zwei parallelen Längsstreifen zusammen. Während die Flecken bei der roten, als Normalform anzusehenden Farbvariante sehr klein bleiben, sind sie bei der grünen Form deutlich großflächiger und können zusammenfließen. Ihre Farbe ist bei der roten Form braun bis dunkelgrün, bei der grünen Form sind diese Bereiche von deutlich metallischem Grün. Die Grundfarbe der roten Normalform variiert von einem hellen Braun an den Beinen bis zu einem leuchtenden Rot insbesondere an Kopf, Thorax und der Oberseite des Abdomens. Bei der grünen Form sind die Bereiche zwischen den grünen Flecken eher schlicht hellbraun gefärbt. Ian Abercrombie fand eine weitere sich deutlich von diesen Formen unterscheidbare Farbform, deren Männchen er als golden beschreibt.[5][6]

Vorkommen

Wie ihr Trivialname schon vermuten lässt, stammt die Borneo-Dornschrecke von der Insel Borneo. Dort ist sie insbesondere im Nordwesten, genauer im malaiischen Bundesstaat Sarawak sehr häufig zu finden und erreicht hier die höchste beobachtete Populationsdichte der auf Borneo lebenden Gespenstschrecken. Die grüne Form wurde bisher lediglich am Mount Serapi gefunden. Die Tiere leben auf niedriger Strauchvegetation der Regenwälder.[6][7]

Lebensweise und Fortpflanzung

Die Weibchen legen über einen Zeitraum von bis zu zwanzig Monaten wöchentlich ein bis drei etwa 3,5 bis 3,9 Millimeter lange, 2,9 bis 3,1 Millimeter breite und durchschnittlich 6,8 Milligramm schwere Eier. Diese sind mit Widerhaken tragenden Haaren besetzt und werden meist in eine mit den Hinterbeinen gegrabene Mulde abgelegt, die nach der Eiablage wieder abgedeckt wird.[5] Aus den Eiern schlüpfen nach vier bis sechs Monaten die sieben Millimeter langen Nymphen.[7]

Systematik

Wilhem de Haan beschrieb die Borneo-Dornschrecke ursprünglich als Phasma (Acanthoderus) nolimetangere. Joseph Redtenbacher errichtete für diese Art 1906 die Untergattung Epidares innerhalb der Gattung Dares. Aufgrund der deutlichen Unterschiede von deren einziger Art Dares (Epidares) nolimetangere zu den restlichen Vertretern der Gattung Dares, wurde diese Untergattung in den Status einer Gattung erhoben, die bisher monotypisch ist. Ein weiblicher Lectotypus und ein männlicher Paralectotypus sind im Nationalen Naturgeschichtlichen Museum in Leiden hinterlegt.[1]

Terrarienhaltung

Die Art benötigt eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 80 Prozent, wie sie in einem Glasterrarium mit kleinen Belüftungsschlitzen erzielt werden kann. Staunässe wird, anders als eine zu geringe Luftfeuchtigkeit, gut vertragen. Gefressen werden neben Blättern von Eichen und Haseln vor allem die verschiedener Rosengewächse wie Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren und Feuerdorn.[7] Beim Verfüttern von Kulturpflanzen besteht die Gefahr, dass sich die Tiere an Insektiziden vergiften. Als Bodengrund eignet sich eine Schicht Erde, welche mit stets feucht zu haltendem Moos abgedeckt wird. Die Eier können auf dem oder im Boden belassen werden.[5]

Die grüne Form wurde erstmals 1988 vom Mount Serapi durch Philip E. Bragg, die rote 1989 vom Mount Matang durch Patrick van der Stigchel eingeführt. Die Farbvarianten sind nur wenig durch die Haltungsbedingungen zu beeinflusst und lassen sich in reiner Form erhalten. Allerdings sind durch Vermischung der beiden Farbformen viele Stämme in Zucht, bei denen auch die Männchen nur noch braun in braun gefärbt sind und die roten bzw. grünen Farben kaum noch zu erkennen sind. Die Art wird von der Phasmid Study Group unter der PSG-Nummer 99 geführt.[2][6][8][9]

Bilder

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 Paul D. Brock: Phasmida Species File Online. Version 2.1/3.5. (abgerufen am 14. Juni 2009)
  2. 2,0 2,1 Oliver Zompro: Gespenstschrecken der Familie Heteropterygidae im Terrarium - Reptilia - Terraristik Fachmagazin (Nr.24, August/September 2000) Natur und Tier, Münster 2000
  3. Oliver Zompro: Grundwissen Pasmiden – Biologie - Haltung - Zucht. Sungaya Verlag, Berlin 2012, S. 72, ISBN 978-3-943592-00-9
  4. Epidares nolimetangere auf zimpernik.at
  5. 5,0 5,1 5,2 Christoph Seiler, Sven Bradler & Rainer Koch: Phasmiden - Pflege und Zucht von Gespenstschrecken, Stabschrecken und Wandelnden Blättern im Terrarium - bede, Ruhmannsfelden 2000, ISBN 3-933646-89-8
  6. 6,0 6,1 6,2 Philip E. Bragg: Phasmids of Borneo, Natural History Publikations (Borneo) Sdn. Bhd., Kota Kinabalu, Sabah, Malaysia, 2001, s. 174-179, ISBN 983-812-027-8
  7. 7,0 7,1 7,2 Eugène Bruins: Illustrierte Terrarien Enzyklopädie - Dörfler Verlag, Eggolsheim 2006, ISBN 978-3-89555-423-0
  8. Phasmidenseite von Frank H. Hennemann & Oskar V. Conle
  9. Phasmid Study Group Culture List (engl.)

Weblinks

Commons: Borneo-Dornschrecke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien