Borsdorfer Apfel


Borsdorfer Apfel
Synonyme 'Edler Winterborsdorfer', 'Reinette Batarde', 'Reinette d’Allemagne', 'Leipziger Renette', 'Rubinaapfel', 'Schwarzer Borsdorfer'
Malus Edelborsdorfer 4495.jpg
Art Kulturapfel (Malus domestica)
Herkunft Kloster Pforta 1175 bzw. Meißen 1561
Abstammung

unbekannt

Liste von Apfelsorten

Borsdorfer Apfel ist eine Bezeichnung für verschiedene Sorten aus der Gruppe der Borsdorfer Renetten. Der bekannteste unter ihnen ist der Edelborsdorfer, einer Apfel-Sorte. Synonyme sind Edler Winterborsdorfer, Reinette Batarde, Reinette d’Allemagne,Leipziger Renette, Rubinaapfel, Schwarzer Borsdorfer[1], Maschantzger, Maschanzker, Marschansker, Zigeunerapfel[1] Andere Sorten aus dieser Gruppe sind der Zwiebelborsdorfer, sowie der rote und gelbe Münsterländer Borsdorfer.

Abstammung

Der Borsdorfer Apfel ist eine Entdeckung der Zisterzienser, die älteste dokumentierte Sorte in Deutschland und wahrscheinlich auch in Europa. Die letzten Bäume wurden Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gepflanzt. Die Sorte kam aus der Mode und wurde vergessen. Durch Fehler in den Reisergärten wurde die Sorte in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts falsch vermehrt. Deutsche Pomologen haben vor einigen Jahren einige Bäume dieser Sorte wiederentdeckt. Mittlerweile kennt man ungefähr 30 Altbäume in der Bundesrepublik.

Zisterzienserapfel

Seine erste Erwähnung durch die Zisterzienser wird unterschiedlich auf um 1100, 1170 bzw. 1175 datiert. Der heimische Holzapfel (Malus sylvestris) ist nicht mit unseren Kulturäpfeln verwandt. Vom Mutterkloster Citeaux (1098–1109) der Zisterzienser bei Dijon in Frankreich (Burgund) lässt sich der Weg der Grauen französischen Renette im 12. Jh. durch die nachweisliche Gründung von Tochterklöstern über Kloster Morimond (1115), Kloster Kamp (1122–1123, Kamp-Lindfort bei Düsseldorf), das Kloster Walkenried (1127–1129) zunächst zum Kloster Pforta (1132–1137, Schulpforte) verfolgen. Der Edelborsdorfer ist evtl. als Edelreis aus der französischen Region Bassigny bei Kloster Morimond mitgebracht worden. Aus dem Kloster Pforta lässt der Abt Florentinus 1175 Apfelbäume zum Tochterkloster Leuben in Schlesien (1163–1175, Leubus / Lubiąż) bringen, was lt. dem Verein deutscher Pomologen als Ersterwähnung des Edelborsdorfers gilt. Doch erst 1177 ist eine bedeutende Grangie (Wirtschaftshof) des Klosters Pforta in Borsendorf (Porstendorf bei Dornburg/Saale) urkundlich nachweisbar, wo der Edelborsdorfer angeblich von den Zisterziensern direkt aus südländischen Reisern veredelt worden sein soll. Zeitgleich entstand das Landgut der Ritter von Borstendorf (Porstendorf), das 1192 erstmals erwähnt wird und ab 1221 eine Kommende des Deutschen Ordens war, die erst 1226 von Hermann von Salza (um 1162–1239) an das Kloster Pforte verkauft wurde, sowie seit 1209 zudem ein vom Meißner Bischof (1209–1228) Bruno II. von Borsendorf (Porstendorf) gegründetes Augustinerchorherrenstift, welches 1227 an den Deutschen Orden überging. Erst 1239 wird der Borsdorfer Apfel bezüglich seiner Qualität im Zusammenhang mit Porstendorf genannt. Nach der Reformation gingen diese Anlagen in den Besitz der sächsischen Herzöge (Albertiner) über. Das Rittergut Porstendorf wurde nach 1945 weitgehend zerstört.

Apfel aus Pohrsdorf

Die Pohrsdorfer Apfelkönigin 2007–2009
Ortswappen von Pohrsdorf mit dem Borsdorfer Apfelbaum in der amtlichen Form von 1995

Von Pforte gibt es zur Tochtergründung Kloster Altzella (1162–1175, Stadt Nossen) und von Porstendorf durch den Meißner Bischof Bruno von Borstendorf (1209–1228) direkt nach Meißen die Verbindung bis ins Meißner Land, der Heimat des Borsdorfer Apfels, wo er angebaut wurde bzw. auch zum Altzellaer Mutterkloster Pforte zurück gelangte. Unweit von Meißen entstand damals die Flur Pohrsdorf als Ausgründung der Besitzungen von Boriwo de Tharandt (1216–1242), einem Vasallen der Markgrafen von Meißen, aus der Flur Grumbach als Boriwois Dorf (1349: Borsdorf) und es wurde die dortige Burg Pohrsdorf zum Schutz des Riesenburger Weges bzw. der Alten Meißner Landstraße sowie der Pilgerwege im Zuges des Heiligen Weges von Altzella und Meißen nach Böhmen errichtet, die bis 1313 im Besitz des Meißner Burggrafen war.

Am Tharandter Wald soll der Borsdorfer Apfel im 13. Jh. angebaut und worden sein, der über die schon genannten Pilger- und Handelswege weiter nach Böhmen und bereits im 15. Jh. direkt zum Verkauf auf die Märkte von Freiberg und Meißen gelangte. So wird der Borsdorfer Apfel zum Beispiel im Süddeutschen bzw. in Österreich als Marschansker bzw. Maschanzker bezeichnet, da er in Böhmen und Mähren Meißnischer Apfel hieß (tschechisch: míšenské jablko). Marschansker soll aus einer Verballhornung des slawischen Wortes Misenaha für Meißen entstanden sein.

Da nicht bekannt ist, wann der Borsdorfer Apfel seinen Namen bekam, ist es durchaus möglich, dass dies nach einem Ort im damaligen Hauptanbaugebiet des Apfels um Meißen geschah, der damals auch wirklich Borsdorf hieß und seit Jahrhunderten den Apfelbaum im Ortswappen führt, womit wir zum heutigen Pohrsdorf (Stadt Tharandt) kommen.

Peter Albinus Meißnischer Land- und Berg-Chronika von 1589 stützt diese These mit den Worten: Sonderlichen aber von den alten gemeinen Obsten sind für andern gerühmt die Borsdorfer äpfel so umb die Stadt Maysen und derselben gegend dem gebirge zu wachsen und dannen von dem Dorff Borsdorff in derselben refir namen haben. Welche wegen ihrer güte im Sprichwort die deudschen Pomerantzen genennet werden. Wozu sie sonderlich dienen, kann man von den Medicis erfahren, von welchen einesteils ich dies gehöret, daß wider die Melancholian gebraucht werden.

Weitere Orte, die als Namensgeber für den Borsdorfer Apfel in Verbindung gebracht werden:

  • Porstendorf

(Neuengönna, Verwaltungsgemeinschaft Dornburg-Camburg, Saale-Holzland-Kreis, Thüringen)

Ursprung des Ortes ist ein parallel zum Landgut der Ritter von Borstendorf bzw. Borsendorf entstandener Wirtschaftshof (Granie) des Zisterzienserklosters Pforta mit Kirche und Mühle, der 1177 erstmals urkundlich erwähnt wird. Im Zusammenhang mit dem Ort wird der Borsdorfer Apfel erstmals 1239 genannt.

  • Borsdorf

(Nidda, Wetteraukreis, Region Vogelsberg, Hessen)

Gemeinde keltischen Ursprungs, die 1207 erstmals als Barstorp (im Sinne von bar, bloß, allein stehendes Dorf) urkundlich erwähnt wurde. Erst ein dort 1893 erstmals gegründeter und 1983 reaktivierter Obst- und Gartenbauverein nennt im Bezug zum Ort auch den Borsdorfer Apfel.

  • Borsdorf

(Landkreis Leipzig, Sachsen)

Der Ort wird erst am 28. Juli 1267 in den Akten des Merseburger Domstifts urkundlich als Borsdorph erwähnt und hat erst heute einen Apfelbaum im Ortswappen. Die Verbindung zu den Zisterziensern und dem Borsdorfer Apfel ist unter anderem auf eine Verwechslung mit dem ehem. Wirtschaftshof des Klosters Pforte im heutigen Porstendorf bei Dornburg / Saale zurückzuführen.

  • Boršov / Porstendorf

(Moravská Třebová / Mährisch Trübau, Tschechien)

Der Ort wird 1280 erstmals erwähnt und gehörte bis 1945 zur größten deutschen Sprachinsel an der Grenze von Böhmen und Mähren im Schönhengstgau. Er könnte mit dem immer wieder mit dem Borsdorfer Apfel auch in Verbindung gebrachten Ort Borsdorf in Böhmen identisch sein. 1267 hatte das von Borso von Riesenburg (Boreš z Rýzmburka, auch Bores von Riesenburg bzw. Boresch von Ossegg sowie Bohuslav II. von Riesenburg, 1210/15-77) gegründete Mährisch Trübau deutsches Stadtrecht. Vom Kloster Osek (1192–1197,Ossegg) auf dem Land der Stammburg Riesenburg gibt es hier über die Klöster in Waldsassen (1133, Bayern) und Volkenroda (1131, Thüringen) auch eine Verbindung zum Zisterzienser-Kloster Kamp.

Literatur

  • J. C. Schiller: Die Baumzucht im Großen, Neustrelitz 1795.
  • Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 104-105.
  • Autorenkollektiv: Meyers Konversationslexikon, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, 4. Auflage, 1885–1892, 1. Band, A – Atlantiden.
  • Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, 5. Auflage, Band 1, Leipzig 1911, S. 244.
  • Autorenkollektiv:Brockhaus' Konversationslexikon, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896.
  • H. Fischer: Mittelalterliche Pflanzenkunde, München 1929.
  • Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 2, Stichwort: Borsdorferapfel.
  • Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 7, Stichwort: Morimond, Freiburg 1962.
  • A. Schneider: Die Zisterzienser, in: Geschichte, Geist, Kunst, 1972.
  • D. Hennebo: Gärten des Mittelalters, München und Zürich 1987.
  • A. Sternschulte u. M. Scholz: Obst in Westfalen, Münster- Hiltrup 1990.
  • Sydow von Linden (Hrg.): Die Zisterzienser, Becking, Stuttgart-Zürich 1991.
  • K. Aigner: Äpfel und Birnen, München 1993.
  • Holger Jakobi: Zisterzienser an der A 14 – Kloster am Wegesrand (Teil 1), in: Tag des Herrn, 48. Jahrgang, 29/1998, Service.
  • Maria Hornung: Wörterbuch der Wiener Mundart, 2. ed., Wien 2002.
  • Roland Hanusch: Borsdorfer Äpfel – Deutsche Pomeranzen für die Gebirgsregion, in Erzgebirgische Heimatblätte, 5/2004.
  • Jörg Stock: Buddeln für den Nachwuchs, in: Sächsische Zeitung, Ausgabe Freital, 29. März 2008.
  • Reinhard Lämmel: Der Apfel kommt nicht aus Pohrsdorf, in: Sächsische Zeitung, Ausgabe Freital, 15. Juli 2009.
  • André Kaiser: Wie kam der Borsdorfer Apfel nach Pohrsdorf, in: Rund um den Tharandter Wald, Amtsblatt der Stadt Tharandt, 1. September 2009
  • Lars-Arne Dannenberg / Vincenz Kaiser: Wilsdruff im Hochmittelalter. Überlegungen zur Besiedlung des Wilsdruffer Landes und zur Entstehung der Stadt unter besonderer Berücksichtigung der Jakobikirche, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte, 80. Band (2009), Verlagsdruckerei Schmidt, ISBN 978-3-87707-769-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Zigeunerapfel. In: J. G. Kruenitz: Oeconomische Encyclopädie. 1773–1858.

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