Eigentliche Eulen
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Eigentliche Eulen | ||||||||
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Systematik | ||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||
Strigidae | ||||||||
Vigors, 1825 |
Die Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae) ist die größere der beiden Familien der Eulen (Strigiformes). Die zweite, kleinere Familie ist die der Schleiereulen (Tytonidae).
Im Gegensatz zu den in Größe und Aussehen recht einheitlichen Schleiereulen sind die Vertreter der Eigentlichen Eulen sehr variabel. Die schwersten und größten Arten erreichen eine Länge von über 70 Zentimetern und ein Gewicht von annähernd 4 Kilogramm. Die kleinsten sind dagegen nur gut sperlingsgroß.
Die meisten Vertreter dieser Familie zeigen ein wenig kontrastreiches Gefieder, das bei braunem, graubraunem und manchmal auch rötlichbraunem Grundton helle und dunkle Flecken, Bänderungen oder Sperberungen aufweist. Ein auffallender Färbungsdimorphismus besteht bei keiner Art; Weibchen sind meist etwas, gelegentlich auch deutlich schwerer als Männchen. Bei etwa der Hälfte der Arten sind Federohren ausgebildet.
Viele Arten sind Höhlenbrüter oder brüten in Felsnischen, am Boden, auf Baumstumpen oder in alten Greifvogel- oder Krähennestern. Eigene Nester bauen Eulen nicht, nur bei ganz wenigen Arten sind rudimentäre Nestbauaktivitäten feststellbar. Das Nahrungsspektrum ist entsprechend den sehr unterschiedlichen Körpermaßen und Lebensräumen sehr vielfältig und reicht von Fluginsekten, Kleinsäugern, Kleinvögeln, Amphibien und Fledermäusen bis zu Säugetieren von Hasengröße und entsprechend schweren Vögeln, insbesondere Hühnervögeln. Einige Arten haben sich auch auf Fischfang spezialisiert. Bis auf die Antarktis haben Vertreter dieser Familie alle Kontinente besiedelt; sehr viele Arten sind Inselendemiten.
König und Weick[1] unterscheiden 24 Gattungen mit 214 Arten, von denen 56 Arten in unterschiedlichen Gefährdungsstufen der IUCN gelistet sind. Unter ihnen sind 11 Arten stark gefährdet (endangered) und 4 vom Aussterben bedroht (critically endangered).[2] In prähistorischer und historischer Zeit starben mindestens 8 Arten aus. Alle waren Inselendemiten.
Aussehen
Die Eulen sind Vögel mit gedrungenem Körper, relativ großem Kopf, oft mit Ohrbüscheln, kurzem, kräftigem, von der Wurzel an abwärts gebogenem, kurzhakigem, zahnlosem, häufig fast ganz von Federn verdecktem Schnabel, kurzer Wachshaut, großer, meist von einem häutigen Ohrdeckel geschützter Ohröffnung, umgeben von einem Kranz steifer Federn (Schleier), der sich häufig auf das ganze Gesicht und die Kehle ausbreitet. Die Augen sind auffallend groß, nach vorn gerichtet, die Flügel meist lang, breit und muldenförmig und die Außenfahnen der Handschwingen gefranst; der Schwanz ist kurz, klein, die Beine mittel- oder ziemlich hoch und gewöhnlich bis zu den Krallen herab befiedert, die Zehen verhältnismäßig kurz, die äußere Zehe ist eine Wendezehe; die Klauen sind groß, lang, stark gebogen, äußerst spitzig. Das Gefieder ist sehr reich, die einzelnen Federn sind groß, am Ende zugerundet, höchst fein gefasert, weich und biegsam; die Färbung ist meist düster, die Zeichnung oft zierlich und mannigfaltig. Da die Augen starr sind, besitzen sie einen umso beweglicheren Hals, welcher bis zu 270° in beide Richtungen drehbar ist.[3][4]
Lebensraum und Lebensweise
Die Eulen finden sich weit verbreitet in allen Zonen, leben meist in Wäldern, aber auch in Steppen, Wüsten und bei den Wohnstätten des Menschen; sehr viele sind Nachtraubvögel und durch ihr weiches Gefieder, den lautlosen Flug, das für kürzere Entfernungen sehr scharfe Auge und das feine Gehör dazu besonders befähigt. Gegen Tageslicht ist das Auge empfindlich, und einzelne Arten verschließen es am Tag zur Hälfte und mehr. Nur wenige Arten jagen auch am hellen Tag, jedoch keine ausschließlich am Tag.
Sie sind sehr beweglich, auf der Erde aber meist ungeschickt; der Flug ist verhältnismäßig langsam, und nur bei größeren Wanderungen erheben sie sich zu bedeutender Höhe.
Ernährung
Sie leben meist von kleinen Säugetieren (hauptsächlich von Mäusen und Spitzmäusen), jagen Vögel und suchen Kerbtiere, einzelne fischen auch; Aas verschmähen sie. Sie verschlingen die Beute in großen Bissen und speien Knochen, Haare und Federn, zu Kugeln geballt (Gewölle), meist an einem bestimmten Ort wieder aus.
Stimme
Die Stimme ist gewöhnlich laut; einzelne kreischen, andere geben ganz eigentümliche Töne zu hören und haben dadurch und durch ihr nächtliches Wesen viel Aberglauben genährt.
Fortpflanzung
Viele nisten in Höhlen, Spalten, andere in den Bauten von Säugetieren, in verlassenen Falken- und Krähennestern. Sie legen 2-10 weiße Eier, welche vielleicht von beiden Geschlechtern bebrütet werden. Die Jungen sitzen lange im Nest und werden treulich gepflegt und mutig verteidigt.
Gattungen und Arten
Diese Darstellung folgt König und Weick [1]
- Zwergohreulen (Otus) – 51 Arten, z. B.:
- Zwergohreule (Otus scops)
- Radschaeule (O. brookii)
- Torotoroka-Zwergohreule (O. madagascariensis)
- Afrika-Zwergohreule (O. senegalensis)
- Psiloscops – monotypisch, früher bei Otus
- Ponderosaeule (P. flammeolus)
- Kreischeulen (Megascops) – 27 Arten, z. B.:
- Weißkehl-Kreischeule (Megascops albogularis)
- Ost-Kreischeule (M. asio)
- Guatemala-Kreischeule (M. guatemalae)
- Choliba-Kreischeule (M. choliba)
- Pyrroglaux – monotypisch, früher bei Otus oder bei Megascops
- Palau-Eule (Pyrroglaux podarginus)
- Gymnoglaux – monotypisch – früher bei Megascops
- Kuba-Kreischeule (Gymnoglaux lawrencii)
- Weißgesichtseulen (Ptilopsis) – 2 Arten; früher bei Otus
- Temminck-Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis)
- Grant-Weißgesichtseule (P. granti)
- Mimizuku – monotypisch; früher bei Otus, gelegentlich auch bei Bubo
- Rotohreule (Mimizuku gurneyi)
- Uhus (Bubo) – 25 Arten – 4 Untergattungen: Nyctea (monotypisch), Bubo (18 Arten), Ketupa (3 Arten) und Scotopelia (3 Arten) z. B.
- Uhu (Bubo bubo)
- Schnee-Eule (B. scandiacus)
- Binden-Fischeule (B. peli)
- Rotrücken-Fischeule (B. ussheri)
- Marmorfischeule (B. bouvieri)
- Virginia-Uhu (B. virginianus)
- Magellan-Uhu (B. magellanicus)
- Wüstenuhu (B. ascalaphus)
- Mähneneulen (Jubula) – monotypisch
- Mähneneule (Jubula lettii)
- Haubenkäuze (Lophostrix) – monotypisch
- Haubenkauz, Haubeneule (Lophostrix cristata)
- Brillenkäuze (Pulsatrix) – 4 Arten
- Brillenkauz (P. perspicillata)
- Kurzbrauen-Brillenkauz (Pulsatrix pulsatrix)
- Gelbbrauenkauz (P. koeniswaldiana)
- Bindenkauz (P. melanota)
- Strix – 25 Arten, z. B.:
- Waldkauz (Strix aluco)
- Bartkauz (S. nebulosa)
- Habichtskauz (S. uralensis)
- Pagodenkauz (S. seloputo)
- Fleckenkauz (S. occidentalis)
- Rostfußkauz (S. rufipes)
- Sperbereulen (Surnia) – monotypisch
- Sperbereule (Surnia ulula)
- Sperlingskäuze (Glaucidium) – ca. 25 Arten, z. B.:
- Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)
- Perlkauz (G. perlatum)
- Wachtelkauz (G. brodiei)
- Rocky Mountains-Sperlingskauz (G. californicum)
- Amazonas-Zwergkauz (G. hardyi)
- Taenioglaux – 9 Arten; früher Glaucidium. z. B.:
- Dschungelkauz (Taenioglaux radiata)
- Kuckuckskauz (T. cuculoides)
- Kapkauz (T. capense)
- Peruanerkäuze (Xenoglaux) – monotypisch
- Peruanerkauz (Xenoglaux loweryi)
- Elfenkäuze (Micrathene) – monotypisch
- Elfenkauz (Micrathene whitneyi)
- Steinkäuze (Athene) – 6 Arten z. B.:
- Steinkauz (Athene noctua)
- Kaninchenkauz (A. cunicularia)
- Blewitt-Kauz (A. blewitti) – galt als ausgestorben (1997 wiederentdeckt)
- Aegolius – 4 Arten, z. B.:
- Raufußkauz (A. funereus)
- Sägekauz (A. acadicus)
- Buschkäuze (Ninox) – 25 Arten – z. B.:
- Kläfferkauz (Ninox connivens)
- Riesenkauz (N. strenua)
- Neuseeland-Boobook (N. novaeseelandiae)
- Falkenkauz (N. scutulata)
- Rundflügelkäuze (Uroglaux) – monotypisch
- Rundflügelkauz (Uroglaux dimorpha)
- Salomoneneulen (Nesasio) – monotypisch
- Salomoneneule (Nesasio solomonensis)
- Jamaikaeulen (Pseudoscops) – monotypisch
- Jamaikaeule (Pseudoscops grammicus)
- Ohreulen (Asio) – 7 Arten, z. B.:
- Waldohreule (Asio otus)
- Sumpfohreule (A. flammeus)
- Schreieule (A. clamator)
Ausgestorbene Gattungen
- † Lachkäuze (Sceloglaux)
- † Weißwangenkauz (S. albifacies)
- † Mascarenotus
- † Mauritius-Eule (M. sauzieri)
- † Réunion-Eule (M. grucheti)
- † Rodrigues-Eule (M. murivorus)
- † Grallistrix
- † Grallistrix auceps
- † Grallistrix erdmani
- † Grallistrix geleches
- † Grallistrix orion
Literatur
- John A. Burton (Hrsg): Eulen der Welt – Entwicklung – Körperbau – Lebensweise. Neumann-Neudamm Verlag, Melsungen 1986, ISBN 3-7888-0495-5.
- Wolfgang Epple: Eulen – Die geheimnisvollen Vögel der Nacht. Gräfe und Unzer Verlag, München 1994, ISBN 3-7742-1790-4.
- Claus König und Friedhelm Weick: Owls of the World. Christopher Helm, London 2008, ISBN 978-0-7136-6548-2
- Theodor Mebs / Wolfgang Scherzinger: Die Eulen Europas – Biologie, Kennzeichen, Bestände. Kosmos Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-07069-7.
- Jürgen Nicolai: Greifvögel und Eulen. Gräfe und Unzer Verlag, München 1987, ISBN 3-7742-3805-7, (Kompaß Naturführer).