Foniohirse



Foniohirse
Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Gattung: Fingerhirsen (Digitaria)
Art: Foniohirse
Wissenschaftlicher Name
Digitaria exilis
(Kippist) Stapf

Die Foniohirse (Digitaria exilis), auch Hungerreis, Hungerhirse und Acha genannt, ist eine Getreideart aus der Gattung der Fingerhirsen (Digitaria) in der Familie der Süßgräser (Poaceae), von der es zahlreiche Landsorten gibt. Zur gleichen Gattung gehört das auch als „Schwarzer Fonio“ bezeichnete Iburu (Digitaria iburua).

Beschreibung

Die Foniohirse ist eine einjährige, aufrechte, krautige Pflanze, die Wuchshöhen 35 bis 75 Zentimeter erreicht. Sie hat kurze Laubblätter. Die Fingerähren bestehen aus zwei bis fünf schmalen Teilähren, die bis zu 15 Zentimeter lang werden. Die Ährchen sind einblütig. Die Karyopsen sind mit ein bis 1,5 Millimeter sehr klein; die Farbe reicht von weiß über gelblich bis purpurn.

Fonio reift nach verschiedenen Angaben schneller als alle anderen Getreidearten. Manche Varietäten können bereits sechs bis acht Wochen nach der Aussaat geerntet werden[1]. Andere reifen langsamer, üblicherweise in 165 bis 180 Tagen.

Inhaltsstoffe

Die Körner enthalten durchschnittlich 6 % Wasser, 8,7 % Protein, 1,1 % Fett, 81 % Kohlenhydrate, 1,1 % Rohfaser und 2,1 % Asche[2]. Die Proteine sollen besser verträglich sein als die anderer Hirsearten. Fonio ist reich an Methionin und Cystin, zwei für den Menschen essentiellen Aminosäuren.

Verbreitung und Standort

In Afrika kann diese Art auch auf trockenen Savannen-Standorten angebaut werden und erträgt auch zeitweise Trockenheit. Gegen exzessive Trockenheit ist sie jedoch empfindlich. Hohe Regenmengen werden gut vertragen. Die Grenzen liegen bei rund 250 mm Jahresniederschlag bzw. bei 1500 mm. Die Hauptanbaugebiete verfügen über mehr als 400 mm Jahresniederschlag. Obwohl Fonio teilweise auf Meeresniveau angebaut wird, befinden sich die Hauptanbaugebiete über 600 m NN.

Die Foniohirse erträgt sehr arme Böden und gedeiht auch auf Standorten, wo kein anderes Getreide mehr wächst. Hauptsächlich wird es auf armen, sandigen Böden angebaut, wächst aber auch auf felsigen Böden. Auch auf sauren Lehmböden mit hohem Aluminiumgehalt gedeiht Fonio im Gegensatz zu fast allen anderen Nutzpflanzen gut. Auf schweren Böden gedeihen die meisten Varietäten schlecht.

Bei Fonio soll es sich um eine der ältesten afrikanischen Getreidearten handeln. Über die Verbreitung der Wildform gibt es keine Angaben, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass diese in Westafrika liegt, wo die heutigen Landrassen auch angebaut werden.

Anbau

Erntemengen 1998/99
(in Tonnen)
Land Ernte
Mali 40.000
Burkina Faso 12.000
Guinea 110.000
Senegal 4.000
Côte d'Ivoire 7.800
Tschad 212
Nigeria ?
Quelle: Nourritures inconnu d'Afrique[3]

Nennenswerten Anbau gibt es nur in Westafrika vom Tschadsee bis Kap Verde, Süd-Mali, im Westen von Burkina Faso, Ost-Senegal, im Norden von Guinea, in Nordost-Nigeria sowie im Süden des Niger, wo die Pflanze die Grundnahrung für eine Million Menschen liefert (Franke). Nach anderen Quellen[1] soll die Hirse die Grundnahrung für drei bis vier Millionen liefern. In manchen Regionen von Mali, Burkina Faso, Guinea und Nigeria ist Foniohirse die wichtigste oder eine der wichtigsten Getreidearten. Der Weiße Fonio hat sein Hauptanbaugebiet in den Hochlandplateaus von Nigeria, wo sie Acha genannt wird. Die zweite Fonio-Art, Iburu oder Schwarzer Fonio, ist auf das Jos-Bauchi Plateau in Nigeria und die nördlichen Regionen von Togo und Benin beschränkt.

Fonio wird auch in Teilen der Dominikanischen Republik angebaut, wohin es bereits um 1500 von Westafrika aus gebracht wurde, lange nur als Unkraut wuchs, in letzter Zeit aber auch wieder angebaut wird.[4]

Die Anbaufläche in Westafrika erstreckt sich etwa auf eine Größe von 300.000 ha. Gute Erträge liegen meist bei 600 bis 800 Kilogramm pro Hektar, auf guten Böden bei 1.000 Kilogramm. In den Randgebieten liegen die Erträge unter 500 Kilogramm und sinken auf sehr armen Böden auf 150 bis 200 Kilogramm. Fonio gilt als das schmackhafteste Getreide Westafrikas. Die Bezeichnung „Hungerreis“ wurde von den britischen Kolonialherren geprägt, beschreibt aber nicht die Bedeutung dieses Getreides. Wegen des guten Geschmacks des Fonio wurde und wird es in manchen Gebieten besonders von gehobenen Schichten (Stammeshäuptlingen) oder zu besonderen Anlässen gegessen. Es wird auch als „chief's food“ bezeichnet. Bei den Dogon, einem Volk in Mali, ist Fonio von großer Bedeutung im Ahnenkult. Für sie entstand das ganze Universum aus einem Foniosamen, dem für die Dogon kleinsten Objekt.[1]

Verwendung

Foniohirse wie auch Iburu werden gleichartig zu verschiedenen Produkten verarbeitet. Es wird zu Brei und Couscous verarbeitet; gemahlen und mit anderen Mehlen vermischt zu Brot verarbeitet; und zu Bier vergoren. In Togo wird Fonio zu Popcorn verarbeitet.

Die Hausa in Nigeria bereiten aus beiden Arten ein Kuskus, wusu wusu, zu. Die Lambas in Togo, brauen aus der Weißen Fonio Bier (tchapalo).

Das Getreide kann auch gut an Haustiere, an Wiederkäuer wie auch an Schweine und Geflügel verfüttert werden. Auch Stroh und Spreu werden verfüttert.

Das Stroh wird mit Lehm vermischt auch für den Hausbau verwendet. Auch als Heizmaterial zum Kochen wird es benutzt.

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

  • Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. Thieme, Stuttgart 1985. ISBN 3-13-530404-3
  • J.P. Morales-Payán, J.R. Ortiz, J. Cicero, F. Taveras (2003): Digitaria exilis as a crop in the Dominican Republic. p. S1–S3. In: J. Janick and A. Whipkey (eds.), Trends in new crops and new uses. ASHS Press, Alexandria, VA. (online)
  • Danladi Dada Kuta, Emmanuel Kwon-Ndung, Stephen Dachi, Mark Ukwungwu and Emmanuel Dada Imolehin: Potential role of biotechnology tools for genetic improvement of “lost crops of Africa”: the case of fonio (Digitaria exilis and Digitaria iburua). In: African Journal of Biotechnology. 2. Jahrgang, Nr. 12, Dezember 2003, S. 580–585 (org.br).

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 Lost Crops of Africa
  2. W. Franke, 1989, S. 102
  3. Production et commercialisation
  4. Morales-Payán et al. 2003.

Weblinks