Gelb-Seggen



Gelb-Seggen

Gelb-Segge (Carex flava s.str. – evtl. var. alpina)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Seggen (Carex)
Art: Gelb-Seggen
Wissenschaftlicher Name
Carex flava agg.

Die Gelb-Seggen (Carex flava agg.) sind ein Artenkomplex innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Darin werden mehrere, nahe verwandte, ähnlich aussehende und daher bestimmungskritische Seggen-Arten und -Unterarten zusammengefasst.

Merkmale

Die ausdauernden, krautige Pflanzen sind Hemikryptophyten, die keine Ausläufer entwickeln, sondern lockere bis dichte, kleine Horste bilden. Je nach Art sind diese nur sommer- oder auch wintergrün und erreichen Wuchshöhen zwischen etwa 5 und 60 Zentimetern, wobei insbesondere Carex viridula kleinwüchsig und gedrungen ist, Carex flava var. flava dagegen relativ am größten. Sowohl die Fruchtschläuche als auch die Pflanzen insgesamt – die meist zwei bis fünf Millimeter breiten Blattspreiten und der Stängel – zeigen je nach Art und Reifezustand eine gelbgrüne bis hellgelbe Färbung, was der Artengruppe auch den Namen gab. Nur die grundständigen Blattscheiden erscheinen gelbbraun.

Bei diesen einhäusigen (monözischen), zierlichen Pflanzen, die innerhalb der Gattung Carex zu den Verschiedenährigen Seggen zählen, sind die in den Sommermonaten erscheinenden Blütenstände getrenntgeschlechtig gestaltet. Am oberen Ende ist ein einzelnes, schmal-zylindrisches, braunes Ährchen mit männlichen Blüten ausgebildet, unter dem sich ein oder mehrere (zwei bis maximal vier) kugelig-ovale weibliche Ährchen befinden. Diese bestehen aus mehr oder weniger „aufgeblasenen“, „geschnäbelten“ (spitz zulaufenden) und sich rundum „igelig“ abspreizenden Fruchtschläuchen mit jeweils drei Narben. Die genaue Form der Schläuche sowie Anzahl und Lage der Ährchen zueinander sind einige wesentliche Bestimmungsmerkmale innerhalb der Artengruppe. Auch die Ausrichtung des Hüllblattes, welches sich an der Basis des untersten weiblichen Ährchens befindet, gibt einigen Aufschluss über die Artzugehörigkeit (Näheres in den jeweiligen Artikeln).

Taxonomie des Artenkomplexes Carex flava agg.

  • (Echte/Große) Gelb-Segge, Carex flava L. s.str.
    • Alpen-Gelb-Segge, Carex flava L. var. alpina Kneuck. (Syn.: Carex flavella Krecz.)
    • Gewöhnliche Gelb-Segge, Carex flava L. var. flava
  • Späte Gelb-Segge, Carex viridula Michx.
    • Gewöhnliche Späte Gelb-Segge, Carex viridula Michx. var. viridula (Syn.: Carex oederi auct., C. serotina Mérat, Carex viridula ssp. viridula)
    • Küsten-Gelb-Segge, Skandinavische G., Carex viridula Michx. var. pulchella (Lönnr.) B. Schmid (Syn.: Carex scandinavica Davies, Carex serotina ssp. pulchella)
  • Grünliche Gelb-Segge, Aufsteigende G., Carex demissa Hornem. (Syn.: Carex tumidicarpa Anderss., Carex viridula ssp. oedocarpa)
  • Schuppenfrüchtige Gelb-Segge, Carex lepidocarpa Tausch (Syn.: Carex viridula ssp. brachyrrhyncha)
  • Carex derelicta Štěpánková (Syn.: Carex viridula ssp. pseudoscandinavica Holub; eine neu beschriebene endemische Art aus der Tschechischen Republik)[1]

Standortansprüche

Die Gewöhnliche Späte Gelb-Segge (Carex viridula var. viridula) bildet niedrige, feste Horste

Allen Arten gemein ist die Bevorzugung offener, sickernasser Standorte in nährstoffarmen, aber basenreichen Nieder- und Quellmooren, Nasswiesen, Rieselfluren oder an ähnlichen Stellen mit schwach bis mäßig sauren Sumpfhumusböden auf Lehm, Niedermoor oder sandigem Anmoor. Insbesondere Carex demissa gilt als Nässezeiger (Feuchtezahl 9 gemäß Ellenbergscher Zeigerwerte; C. viridula und C. flava s.str. weisen die Feuchtezahl 8 auf). Carex flava s.str. präferiert eindeutig kalkhaltige Standorte (Reaktionszahl: 8), ebenso wie Carex lepidocarpa, während die übrigen Arten hierbei als indifferenter zu bewerten sind. Alle haben ein hohes Lichtbedürfnis (Lichtzahl: 8) und eine geringe Stickstofftoleranz (N-Zahl: 2).

Pflanzensoziologisch sind die Gelb-Seggen vor allem in der Klasse der Kleinseggenriede (Scheuchzerio-Caricetea nigrae) vergesellschaftet; die kalkholderen Arten Carex flava s.str. und C. lepidocarpa dabei insbesondere in der Ordnung Caricetalia davallianae (Davallseggen-Kalkniedermoor). Carex demissa wird auch als eine Charakterart der Assoziation Parnassio-Caricetum nigrae (Herzblatt-Braunseggensumpf) angesehen. Carex viridula kommt neben Kleinseggenrieden unter anderem auch in Strandlingsrasen (Littorelletea uniflorae), Hochmoor-Schlenken (Sphagno-Utricularion) sowie Feuchtpionier- und Flutrasen (Lolio-Potentillion) vor.

Verbreitung, Gefährdung

(Florengebiete gemäß Oberdorfer; vgl. Lit.)

  • Carex flava var. alpina: alpin (nur in den Alpen und im Alpenvorland).
  • Carex flava var. flava: nordisch-eurassubozean innerhalb Europas sowie entsprechende Zonen in Nordamerika; in den Alpen bis ~1860 m NN. In Deutschland ziemlich selten mit großen Verbreitungslücken, insbesondere in kalkarmen Regionen im Norden, Westen und Osten.
  • Carex viridula var. viridula: eurasisch (subozean), in den Alpen bis ~1880 m NN (?). In Deutschland zerstreut mit größeren Verbreitungslücken.
  • Carex viridula var. pulchella: Küstengebiete (genauere pflanzengeographische Abgrenzung offenbar nicht bekannt). In Deutschland nur an den Küsten von Nord- und Ostsee.
  • Carex demissa: nordisch-subatlantisch innerhalb Europas sowie kanadische Küste. In Deutschland sehr zerstreut mit großen Verbreitungslücken; kommt nicht in den Alpen vor.
  • Carex lepidocarpa: (nordisch)-subatlantisch innerhalb Europas. In Deutschland sehr zerstreut mit großen Verbreitungslücken, insbesondere im kalkarmen Norddeutschen Tiefland; etwas zusammenhängendere Vorkommen gibt es noch im südlichen Bayern, namentlich im kalkreichen Alpenvorland.
  • Carex derelicta: Von diesem erst 2008 beschriebenen Endemiten ist lediglich der im Jahr 1991 gesammelte Holotypus bekannt; Fundort sind die Krkonoše-Berge im tschechischen Riesengebirge auf ca. 1320 m NN.[1]

Die Schuppenfrüchtige Gelb-Segge (C. lepidocarpa) wird in Deutschland bundesweit auf der Roten Liste als „gefährdet“ geführt; die übrigen Taxa stehen in verschiedenen regionalen Roten Listen der Bundesländer. Hauptgefährdungsursachen für die Bestände der einzelnen Gelbseggenarten sind Nährstoffeinträge sowie Entwässerung in ihren stark bedrohten Moor- und anderen Feucht-Lebensräumen.

Literatur

  • Heinz Ellenberg: Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. – Scripta Geobotanica IX, Verlag Erich Goltze, Göttingen, 2., verbess. Aufl. 1979.
  • Henning Haeupler & Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000. ISBN 3-8001-3364-4
  • Henning Haeupler & Peter Schönfelder: Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. – Ulmer Verlag, Stuttgart, 1988. ISBN 3-8001-3434-9
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. – Ulmer Verlag, Stuttgart, 6. Aufl. 1990. ISBN 3-8001-3454-3
  • Richard Pott: Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. – UTB für Wissenschaft, Ulmer Verlag, Stuttgart, 1992. ISBN 3-8252-8067-5

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Jitka Štěpánková: Carex derelicta, a new species from the Krkonoše Mountains (Czech Republic). Carex derelicta, nový druh ostřice z Krkonoš. Preslia 80 (2008): 389–397. (PDF online)

Weblinks

Commons: Gelb-Segge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Grünliche Gelb-Segge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Späte Gelb-Segge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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