Glocken-Heide
Glocken-Heide | ||||||||||||
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Glocken-Heide (Erica tetralix) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Erica tetralix | ||||||||||||
L. |
Die Glocken-Heide (Erica tetralix), auch Moor-Glockenheide genannt, gehört zu den Heidekrautgewächsen (Ericaceae). Die Bezeichnungen Doppheide (Stormarn), Toppheide und Dopphehe (Ibbenbüren) beziehen sich auf die Form der Blütenkrone. „Dopp“ bedeutet so viel wie „hohle Rundung“. Weitere Namen sind Sumpfheide, Torfheide, Suerheid (bergisch), Forchheide und Frühlingsheide.
Beschreibung
Der immergrüne Zwergstrauch (Chamaephyt) erreicht Wuchshöhen zwischen 15 und 50 Zentimetern. Die nadelförmigen Blätter werden zwischen 3 bis 6 Millimeter lang. Sie stehen quirlständig und sparrig abstehend am Stängel. Sie sind steifhaarig bewimpert und am Rand umgerollt.
Der Blütenstand ist kopfig-doldig und besteht aus fünf bis fünfzehn Einzelblüten. Die Kelchblätter sind vierteilig und 2 bis 3 Millimeter lang. Ein Außenkelch fehlt. Die Krone der Blüten ist 6 bis 9 Millimeter lang, rosa und eiförmig zylindrisch. Sie schließt die acht Staubblätter (Antheren) ein. Die Glocken-Heide blüht von Juni bis September.[1]
Sie ähnelt der Irischen Heide (Daboecia cantabrica), deren Blüten deutlich größer sind.
Ökologie
Die Glocken-Heide ist ein Zwergstrauch mit immergrünen, am Rand umgerollten Nadelblättern als Anpassung an die Nährsalzarmut des Standorts; es liegt also eine Peinomorphose der Blätter vor. Außerdem bildet die Pflanze einer endotrophe Mykorrhiza von Ericaceen-Typ aus.
Die Blüten sind „Glockenblumen mit Streueinrichtung“. Die Staubblätter sind zu einem Streukegel vereint. Der Nektar wird am Fruchtknoten abgeschieden. Die Blütenkrone bleibt nach der Bestäubung erhalten, so dass die Pflanze lange Zeit wie blühend erscheint. Die Blütenbesucher wie Hummeln und Tagfalter sind für die Bestäubung kaum von Bedeutung. Honigbienen können wegen des relativ kurzen Rüssels gerade eben nicht an den Nektar gelangen, es sei denn, dass sie sich diesen genauso wie Erdhummeln durch seitliches Anbeißen der Blütenkrone holen. Windbestäubung ist möglich aber relativ selten. Spontane Selbstbestäubung ist dagegen weit verbreitet. Die Hauptbestäubung aber erfolgt durch die nur 1 mm großen Insekten aus der Gruppe der Blasenfüße, die sogenannten „Gewitterwürmchen“, vor allem durch Taeniothrips ericae, die in der Mehrzahl der Blüten zu finden sind. Die Weibchen legen die Eier in das Innere der etwas fleischigen Kronblätter, und die Entwicklung se Larven erfolgt innerhalb der Blüte. Auch die erwachsenen Insekten leben in den Blüten, wo sie durch Nektar gut versorgt werden. Es sind überwiegend geflügelte Weibchen, die nach Öffnung der Blüten hin und her fliegen, um mit den seltenen und ungeflügelten Männchen zu kopulieren und dabei sowohl die Fremd- als auch die Selbstbestäubung der Blüten bewirken. Blütezeit ist von Juni bis August.
Die Früchte sind in der Krone verborgene wandspaltige Trockenkapseln; sie sind Windstreuer. Die Samen sind sehr klein und zahlreich und breiten sich als Körnchenflieger aus.
Verbreitung und Standort
Dieses Heidekrautgewächs kommt im atlantischen Europa wie Spanien, Portugal, Nordfrankreich, England und Dänemark, aber stellenweise auch noch in Polen vor. In Deutschland bildet das Nordwestdeutsche Tiefland den Schwerpunkt. Neuerdings wurde die Glocken-Heide auch in bayerischen Mooren angesalbt, wo die Art natürlicherweise nicht vorkam.
Glocken-Heide wächst in nährstoffarmen Mooren und Moorwäldern sowie in Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen auf sauren, nährstoffarmen, sandig-anmoorigen bis torfigen Böden. Typische Biotoptypen sind auch Feuchtheiden, Ufer von Heideweihern und Heidemoore. Sie siedelt auch auf weiteren Sekundärstandorten, beispielsweise in Sandgruben und auf Waldlichtungen. Besonders auf degenerierten, teilentwässerten Regenmoorstandorten bildet sie so genannte Moorheiden aus.
Gefährdung und Schutz
Die Glocken-Heide ist vor allem durch Entwässerung, Wiederbewaldung beziehungsweise Aufforstung und durch Eutrophierung der Standorte gefährdet. Größere Bestände finden sich oftmals nur noch in Naturschutzgebieten. An vielen Stellen wird sie nach Trockenlegung der Standorte durch das Pfeifengras (Molinia caerulea) verdrängt. Durch geeignete Biotopflegemaßnahmen wie Wiedervernässung und Entbuschung kann das Wiederausbreiten der Pflanze gefördert werden.
Quellen und weiterführende Informationen
Einzelnachweise
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
- ↑ H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer, Stuttgart, 2000. ISBN 3-8001-3364-4