Hornmilben



Hornmilben

Hornmilbe aus der Familie Phthiracaridae

Systematik
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Unterklasse: Milben
Überordnung: Acariformes
Ordnung: Sarcoptiformes
Unterordnung: Hornmilben
Wissenschaftlicher Name
Oribatida
Dugès, 1834
Eine Hornmilbe aus der Gattung Stomacarus

Die Hornmilben (Oribatida), auch Moos- Käfer- oder Panzermilben genannt, sind eine Unterordnung der Milben, die überwiegend im Humus und Boden, aber auch in feuchtem Moos und selten in Wasser leben. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Streuzersetzung.

Systematik

Die Unterordnung der Hornmilben ist äußerst arten- und formenreich. Fossilien belegen, dass diese Tiergruppe bereits vor etwa 380 Millionen Jahren im Devon vorkam. Heute sind weltweit etwa 10.000 Hornmilbenarten bekannt[1], von denen circa 60 Familien mit 400 Arten[2] in Deutschland zu finden sind.

Körperbau

Die meisten Arten sind stark gepanzert und haben eine kugelige Form. Diese dient zum Schutz vor Feinden und gegen Austrocknung. Die kugelförmige Schutzstellung kann zusätzlich durch das Anlegen der Beine in Körpervertiefungen oder durch Überdeckung der Beine durch flügelartige Anhänge des Hysterosoma verstärkt werden.

Die deutschen Namen der Hornmilbenarten beziehen sich oft auf die Ähnlichkeit mit Käfern oder die starke Panzerung (oder auch auf den Lebensraum Moos) und sind somit nicht für die ganze Unterordnung zutreffend.

Die Arten der Familien Damaeidae und Neoliodidae sind vorwiegend groß und haben verhältnismäßig lange Beine. Sie leben meist in lockerer Streu und Moos und schützen sich, indem sie auf ihrem Rücken alte abgestreifte Larven- beziehungsweise Nymphenhäute mit sich herumtragen. Dieses Schutzpaket ist häufig noch zusätzlich mit Schmutzteilen inkrustiert.

Die feuchtigkeitsbedürftigen Arten der Familie Brachychthoniidae sind gar nicht oder kaum gepanzert. Die Tiere sehen weißlich aus, da sie nur wenig Chitin besitzen.

Ernährung

Hornmilben fressen, je nach Typ, Pflanzenteile wie zum Beispiel Laubblätter, seltener leben sie räuberisch oder als Aasfresser. Ernährungsbiologisch werden sie nach ihrem Futter in 3 verschiedene Gruppen eingeteilt. Die makrophytophagen Arten ernähren sich nur vom makrophytischen Bestandesabfall, die mikrophytophagen Arten von Mikroorganismen wie Algen, Bakterien und Pilzen, und die dritte Gruppe der panphytophagen Arten ernähren sich als Nichtspezialisten von gemischter Nahrung.[3] Bei den bodenbewohnenden Milben sind Hornmilben mit einem Anteil von 70 bis 90 % vertreten. Sie leben in der Streu und in der oberen Bodenschicht bis 5 cm (maximal 10 cm) Bodentiefe. Hier ertragen sie Trockenheit als auch Nässe. Wegen ihrer Toleranz gegenüber niedrigen pH-Werten gehören Hornmilben in stark versauerten Waldböden zu den wichtigsten Streuzersetzern. Sie können 10 bis 20 % des jährlichen Bestandesabfalls fressen. Dabei wird die Zellulose und das Lignin von Mikroorganismen im Darm der Milben aufgeschlossen.

Die Individuendichte auf einem Quadratmeter Waldboden kann 20.000 bis 50.000 Tiere betragen. Dieses entspräche einem Lebendgewicht von 8 bis 20 kg je Hektar. [4]

Sonstiges

Einige Hornmilben dienen als Zwischenwirte verschiedener Bandwürmer (Moniezia, Anoplocephala und andere), die an Haus- oder Wildtieren parasitieren. So infizieren sich zum Beispiel Kühe oder Pferde, wenn sie auf feuchten Weiden grasen und dabei Hornmilben verschlucken. Für die Monieziose der Wiederkäuer sind allein 20 Arten von Hornmilben als Zwischenwirt bekannt.[5] Viele Arten der Hornmilben können fettlösliche Alkaloide synthetisieren, die eine Giftwirkung aufweisen. Verschiedene kleine Froscharten, darunter die Pfeilgiftfrösche, nehmen diese Gifte mit ihrer Nahrung, die zu einem großen Teil aus Hornmilben besteht, auf. Sie können diese Stoffe, meist Pumiliotoxine, so umbauen (sequestrieren), dass sie ihnen nicht schaden und über die Haut abgegeben werden können. Die Gifte dienen diesen Fröschen als Schutz vor Bakterien und Pilzen und halten Fressfeinde ab.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Informationsdienst Wissenschaft
  2. Paul Brohmer: Fauna von Deutschland. 18. Auflage, Heidelberg 1992, ISBN 3-494-01200-8, S. 153
  3. Heinrich Schatz: Über Ernährungsbiologie von Oribatiden (Acari) im Hochgebirge. 1979
  4. Zoologie der Wirbellosen (Skript zur Vorlesung - Universität Kassel)
  5. Johannes Eckert, Karl Theodor Friedhoff, Horst Zahner, Peter Deplazes: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2. Auflage, Enke-Verlag, 2008, S. 194ff bei Google Books
  6. Ariel Rodríguez, Dennis Poth, Stefan Schulz und Miguel Vences: Discovery of skin alkaloids in a miniaturized eleutherodactylid frog from Cuba. Biology Letters, Royal Society Publishing, Onlinepublikation am 3. November 2010 doi:10.1098/rsbl.2010.0844 Volltext (PDF, englisch)

Literatur

  • Wolfram Dunger: Tiere im Boden. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 327, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1983, ISSN 0138-1423

Weblinks

Commons: Hornmilben (Oribatida) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

News mit dem Thema Hornmilben

Die News der letzten Tage