Intersexualität


Intersexualitätssymbol

Die Medizin spricht von Intersexualität oder Sexualdifferenzierungsstörungen (engl. disorders of sex differentiation, DSD), wenn ein Mensch genetisch (aufgrund seiner Geschlechtschromosomen) und/oder anatomisch (aufgrund seiner Geschlechtsorgane) und hormonell (aufgrund des Mengenverhältnisses der Geschlechtshormone) nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden kann. Betroffene Menschen lehnen zumeist den pathologisierenden medizinischen Begriff der Störung ab und bezeichnen sich selbst als intersexuelle Menschen[1], Intersex, intergeschlechtliche Menschen[2], Hermaphroditen, Herms oder auch Zwitter. Etabliert hat sich auch die Schreibweise Inter*, wobei das Sternchen (*) für die genannten und weitere mögliche Selbstbezeichnungen steht.[3]

Begriffsgeschichte

Den Begriff Intersexualität prägte 1915 der Genetiker Richard Goldschmidt.[4][5] Er verwies damit auf geschlechtliche Erscheinungsformen, die er als Mischungen zwischen einem idealtypischen männlichen und weiblichen Phänotyp betrachtete. Diese erklärte er durch eine spezielle genetische Theorie, die von einer prekären Balance zwischen Männlichkeits- und Weiblichkeitsbestimmern ausgeht.[6] Goldschmidts Theorie wurde bis in die 1950er Jahre hinein in der deutschen medizinischen Literatur zitiert, wenn auch der Terminus Intersexualität in unterschiedlicher Bedeutung Verwendung fand.[7][8] Spätere medizinische Intersex-Nomenklaturen vermischten eine Einteilung anhand der Chromosomen mit der älteren Klassifikation anhand der Keimdrüsen, die auf drei Kategorien beruhte: Hermaphroditismus, weiblicher und männlicher Pseudohermaphroditismus. Im Oktober 2005 fand in Chicago, USA, eine Konsensuskonferenz der Lawson Wilkins Pediatric Endocrine Society (LWPES) und der European Society for Paediatric Endocrinology (ESPE) statt, auf der ein Consensus Statement on management of intersex disorders verabschiedet wurde. Dieses empfiehlt, anstelle der bisherigen Begriffe Intersexualität oder Hermaphroditismus die Bezeichnung Störung der Geschlechtsentwicklung (Disorders of sex development, DSD) zu verwenden.[9] Betroffenenorganisationen wie die Internationale Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen (IVIM) (die deutsche Sektion des weltweiten Netzwerks Organisation Intersex International (OII)) und der Verein Intersexuelle Menschen kritisieren die Bezeichnung DSD als pathologisierend und sexistisch.[10]

Biologische und medizinische Aspekte

Unterschied zu Transgender und Transsexualität

Abzugrenzen ist die Definition der Intersexualität von Transgender und Transsexualität:

  • Transgender sind Menschen, die sich mit ihrem zugewiesenen Geschlecht falsch oder unzureichend beschrieben fühlen oder auch jede Form der Geschlechtszuweisung bzw. -kategorisierung grundsätzlich ablehnen. Manche intersexuelle Menschen sind Transgender. Während in einigen Organisationen und Bündnissen Transgender und intersexuelle Menschen zusammenarbeiten, da viele Gemeinsamkeiten gesehen werden, lehnen andere intersexuelle Menschen jede Zusammenarbeit mit Transgendern ab.
  • Transsexuelle Menschen sind biologisch eindeutig einem Geschlecht zugeordnet, empfinden sich selbst aber als einem anderen Geschlecht zugehörig. Für die medizinische Diagnose „Transsexualität“ ist Intersexualität daher formal ein Ausschlusskriterium. Die Diagnose „Intersexualität“ kann nur durch diverse Untersuchungen, unter anderem eine Chromosomenanalyse, erfolgen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass intersexuelle Menschen, welche die Geschlechtsrolle wechseln, gar nicht erfahren, dass sie eigentlich intersexuell sind, und daher medizinisch und auch juristisch (Transsexuellengesetz, kurz TSG) wie transsexuelle Menschen behandelt werden.

Ursachen

Uneindeutigkeiten des Körpergeschlechts können verschiedene Ursachen haben:

  • Chromosomale Variationen: Statt der durchschnittlich am häufigsten vorfindlichen Karyotypen 46,XX (weiblich) und 46,XY (männlich) gibt es unter anderem auch die Varianten 45,X, bekannt als Turner-Syndrom mit einem weiblichen Phänotypus, und 47,XXY, das Klinefelter-Syndrom mit männlichem Phänotypus, sowie Mosaike mos45,X/46,XX, mos45,X/46,XY und den Chimärismus chi46,XX/46,XY. Das chromosomale Geschlecht ist die Basis aller weiteren Geschlechtsausprägungen.
  • Gonadale Variationen: fehlende Entwicklung (Agonadismus); Ausbildung ganz oder partiell zu sog. Streifengonaden (nicht oder nur teilweise ausgebildete (Gonadendysgenesien); ovarielle und testikuläre Gewebeanteile in entweder denselben (Ovotestes) oder getrennten Keimdrüsen (echter Hermaphroditismus/Hermaphroditismus verus).
  • Hormonelle Variationen: Auffällige Serumspiegel bei Geschlechtshormonen und deren Vorläufern, teils mit Folgen wie Gynäkomastie (Brustentwicklung bei Männern) oder Hirsutismus (sehr starke Körperbehaarung) bei Frauen, teils aber auch die sexuelle Differenzierung insgesamt betreffend. Diese kann unterschiedliche Ursachen (chromosomale, gonadale und nephrologisch bedingte Varianten, Enzymdefekte) haben.
  • Anatomische Variationen: Von geschlechtlichen Besonderheiten mit unspezifischen Ursachen bis zu eher kulturell bedingten Einschätzungen (Grundlage des sozialen Geschlechts) wie „zu kleiner“ Penis oder „zu große“ Klitoris sind sehr viele Variationen bekannt.

Viele intersexuelle „Syndrome“ bestehen nicht nur aus einer einzigen nachweisbaren Variation, sondern entstehen im Zusammenspiel mehrerer Faktoren, so zum Beispiel beim Androgenrezeptor-Defekt (AIS, Androgenresistenz). Hier sind komplette Androgenresistenz bzw. vollständiger AIS (CAIS, von complete AIS), partielle Androgenresistenz bzw. partieller AIS (PAIS) und minimale Androgenresistenz bzw. minimaler AIS (MAIS) zu unterscheiden. Bei kompletter Androgenresistenz (CAIS) entwickeln sich zum Beispiel bei einem Fötus mit XY-Chromosomen Hoden, die im Körper verbleiben können. Die Rezeptoren für Testosteron fehlen jedoch, so dass sich ein „weiblich aussehendes“ äußeres Genital (allerdings ohne weibliche innere Organe) entwickelt; das Erziehungsgeschlecht ist dann meist weiblich. Intersexuelle Menschen mit CAIS werden – anders als bei PAIS – oft erst in der Pubertät auffällig. Bei weniger ausgeprägter Resistenz kommt es laut dem medizinischen Wörterbuch Pschyrembel Wörterbuch Sexualität zu unterschiedlichen Ausbildungen der männlichen Sexualorgane (Hypospadie, Kryptorchismus, Azoospermie) und körperlicher Feminisierung (z. B. Gynäkomastie, siehe Reifenstein-Syndrom).

Bei einem XY-chromosomalen Menschen mit Swyer-Syndrom mit Deletion des SRY sind auch Vagina und Uterus ausgebildet, in Gewebeproben findet sich allerdings kein Barrkörperchen, was bei jeder XX-chromosomalen Frau zu finden ist. Bei einem XY-chromosomalen Swyer-Syndrom ist also von einer männlichen Vagina und einem männlichen Uterus zu sprechen. Auch Menschen mit Swyer-Syndrom werden oft erst in der Pubertät auffällig.

Bei Menschen mit 5α-Reduktase-Mangel entwickelt der Körper erst ab der Pubertät ausreichende Mengen an Dihydrotestosteron, um ein männliches Genital auszubilden und sich zum fortpflanzungsfähigen Mann zu entwickeln.

Zu berücksichtigen ist auch das Vorhandensein einer Prostata bei fast allen XY-chromosomalen Menschen mit intersexuellen Syndromen.

Die Häufigkeit von Intersexualität wird äußerst unterschiedlich geschätzt – von 1:5000 bis 1:100,[11] was auf Deutschland umgerechnet etwa 16.000 bis 800.000 Menschen wären. Andere Schätzungen – unter Einschluss von Klinefelter- und Turner-Syndrom verweisen auf einen Anteil von 1,7 und 4 %.[12] [13] [14] Um Intersexualität auszuschließen, ist eine ausführliche körperliche Untersuchung einschließlich Chromosomenanalyse notwendig.

Solche biologischen Betrachtungen werden auch innerdisziplinär kritisiert. Es wird darauf verwiesen, dass dermaßen viele Faktoren auf die Geschlechtsentwicklung Einfluss nehmen, so dass sich Geschlecht individuell, vielgestaltig auspräge. Solche Zuordnungen zu Intersexualität und neu „Disorders of Sex Development“ seien Pathologisierungen, die aus der Position normativer Zweigeschlechterordnung erfolgten.[15] Zahlreiche Intersexuelle Menschen üben überdies Kritik an biologischen Normierungen und Pathologisierungen und medizinischer Zwangsbehandlungspraxis.

Medizinische Geschlechtsangleichung/Festlegung

Die Theorie, man könne Geschlecht medizinisch festlegen, führt heute noch vor allem zu genitalangleichenden Operationen. Dazu gehören die Anlage einer Neovagina im Kleinkindalter, die Beschneidung des Genitals auf eine eindeutige, meist weibliche Größe (insbesondere Klitorisverkleinerung) oder die Kastration, letztere in der Regel mit anschließender contra-chromosomaler Hormonersatztherapie.

Eingriffe erfordern meist langfristige Nachbehandlungen. Neben der Hormonersatztherapie betrifft das auch die Anlage einer Neovagina im Kleinkindalter, da sie noch mindestens bis zum Abschluss des körperlichen Wachstums gedehnt (bougiert) werden muss. Medizinische Spätfolgen bei alten intersexuellen Menschen sind bisher noch weitgehend unerforscht; so hat sich die Gerontologie beispielsweise noch nicht mit der Pflege einer Neovagina oder mit der Dosierung und Anwendung einer Hormonbehandlung contra- bzw. chromosomal auseinandergesetzt.

Die Behauptung, man könne das Geschlecht eines Menschen durch medizinische Eingriffe festlegen, führt, abgesehen von der kurzfristigen Schmerzhaftigkeit dieser Eingriffe, auch mittel- und langfristig zu physischen und psychischen Komplikationen und dauerhaften Schäden. Viele intersexuelle Menschen tragen aufgrund der schmerzhaften Eingriffe körperliche Schäden davon– etwa wenn sie aufgrund einer Verkleinerung die Sensibilität der Klitoris verlieren, wenn vernarbte Stellen bei sexueller Erregung zu Schmerzen führen oder wenn schon bei Kleinkindern die angelegte Neovagina – zum Teil bis ins hohe Alter – bougiert werden muss. Auch werden durch die contra-chromosomale Hormontherapie oft multiple Stoffwechselstörungen hervorgerufen. Erschwerend kommt die bisherige Praxis hinzu, derzufolge die Betroffenen und deren Angehörige nicht über das chromosomale Geschlecht informiert wurden; dadurch werden den Betroffenen vielfach die Unterlagen (Aufbewahrungzeit 30 Jahre) vorenthalten. Dies kann eine falsche medizinische Behandlung zur Folge haben (z. B. weibliche Krankenkassenkarte trotz Kerngeschlecht xy-chromosomal). Zu den psychischen Schäden gehören starke Traumatisierungen durch die Operationen und ihre Folgen. Zudem sind die Reaktionen des auf eine angeblich mögliche Geschlechtsfestlegung drängenden sozialen Umfeldes und die Tabuisierung für Intersexuelle oft belastend (siehe soziale Aspekte).

Intersexuelle Aktivisten kritisieren aus diesen Gründen die Zwangsfestlegung insbesondere im Kindesalter und fordern, die Genitaloperationen erst dann durchzuführen, wenn der intersexuelle Mensch die Operation aus eigenem Willen möchte und ihr zustimmen kann. Einige Aktivisten setzen chirurgische Anpassungen im Kindesalter mit der (von den Aktivisten abgelehnten) Beschneidung weiblicher Genitalien gleich. Außerdem sei z. B. XY-chromosomalen intersexuellen Menschen eine adäquate Testosteron-Hormonsubstitution auf Wunsch angedeihen zu lassen.

Aufgrund von Protesten haben sich erste Anzeichen gezeigt, dass die Praxis der körperlichen Eingriffe, die basierend auf Theorien von John Money angeblich geeignet wären, das Geschlecht eines Menschen durch Operationen anzupassen, sich ändert. Bei manchen Syndromen zeichnet sich eine Abkehr von der körperlichen Zwangszuweisung und den damit verbundenen medizinischen Eingriffen ab.

Eine 2010 mit dem Deutschen Studienpreis geehrte Dissertation (siehe 'Literatur') kommt zu dem Ergebnis, dass »geschlechtszuweisende Operationen« grundgesetzwidrig sind und umgehend verboten werden müssten.[16]

Soziale Aspekte in westlichen Kulturen

In den westlichen Kulturen der Neuzeit wurde (und wird teilweise noch heute) der Umgang mit Intersexualität von zwei zentralen Annahmen geprägt: Zum einen wird angenommen, dass es wissenschaftlich möglich sei, das „wirkliche“ Geschlecht eines jeden Menschen zu bestimmen; aufgrund dieser Annahme wurde die überwiegende Zahl der Intersexuellen zu Pseudohermaphroditen („Scheinzwittern“) „hinwegerklärt“. Daneben bestand und besteht die Annahme, dass es im Interesse des intersexuellen Menschen liege, seinen Körper einem „wirklichen“ Geschlecht anzupassen; begründet wird das meist mit der geschlechtlichen Vereindeutigung sowie sonst fehlender sozialer Akzeptanz. In der Praxis wird eine Geschlechtsfestlegung auch in vielen Alltagssituationen (diverse Formulare für Geschäftsabschlüsse, Mitgliedschaften usw.) oder aus bürokratischen Gründen gefordert („standesamtliches Geschlecht“ auf dem Personalausweis).

Aufgrund der von ihnen befürworteten Geschlechtsfestlegung üben Eltern auf ihre intersexuellen Kinder – im Gegensatz zur Erziehung der meisten nicht-intersexuellen Kinder – in der Regel bewusst besonders starken Druck aus, sich dem zugewiesenen Geschlecht entsprechend zu verhalten. Die Diagnosen der häufigen medizinischen Untersuchungen werden den Kindern oft routinemäßig verschwiegen, aus Schamgründen zum Teil bis ins Erwachsenenalter hinein.

Viele intersexuelle Menschen, Transgender sowie einige kritische Wissenschaftler argumentieren hingegen, dass die westliche Vorstellung von genau zwei sauber unterscheidbaren Geschlechtern (siehe Heteronormativität) falsch sei. Sie sind der Ansicht, dass die Festlegung auf eines der beiden gegenpoligen Geschlechter oft zweifelhaft sei und zu starken physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen könne. In der Regel handele es sich bei einer Festlegung um einen durch sozialen Druck entstandenen Wunsch des Umfeldes und nicht um ein Bedürfnis der Betroffenen selbst. Die Folgen für die Kindererziehung werden abgelehnt, da sie bei den Kindern zu unmäßigem Druck führten und durch das Verschweigen der Hintergründe die psychische Verwirrung noch verstärkten.

Kritisiert wird auch die Entscheidungsfindung bei der Geschlechtsfestlegung. Da die entsprechenden medizinischen Eingriffe (siehe oben) oft im Säuglings- und Kleinkindalter vorgenommen würden, werde der für die Betreffenden wichtigste Faktor, nämlich ihr psycho-emotionales „Identitätsgeschlecht“, nicht berücksichtigt. Stattdessen reiche die Entscheidungsfindung, so die Kritiker, oft von subjektiver Willkür (Eltern wünschten oft in selbst unplausibelsten Fällen eine männliche Zuweisung, nur wegen des uneindeutigen Genitals wird allerdings seit fünfzig Jahren meist weiblich zugewiesen) über medizinische Machbarkeit (John P. Gearharts zynisches: „Es ist einfacher, ein Loch zu machen als einen Pfahl zu bauen“[17]) bis zu Ehrgeiz der Mediziner („Urologen basteln gerne Jungen“). Beleg für den kulturhistorisch bedingten Einfluss bei der Geschlechtsfestlegung sei, dass man von männlichen Zuweisungen in drei Viertel aller Fälle in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert spricht.

Weiterhin ist die Tabuisierung der Intersexualität kritisiert worden. Das Motto „Sage es niemand anderem!“ übt auf die Betroffenen einen starken sozialen Druck aus.

Einige intersexuelle Menschen nutzen in ihren Bemühungen um gesellschaftliche Akzeptanz die Begriffe „Zwitter“ oder „Hermaphrodit“, um sich zu benennen, da der Begriff „Intersexueller Mensch“ gesellschaftlich wenig bekannt sei, und für sie zudem nur eine medizinische Kategorie darstelle, der sie äußerst kritisch gegenüber stünden.

Juristische Aspekte

Der staatliche Zwang, in den Geburtsdokumenten das Geschlecht als männlich oder weiblich festzulegen, führt zu einer Diskriminierung der intersexuellen Minderheit – mit oft ernsten Folgen. Der Deutsche Ethikrat schlägt dem Deutschen Bundestag vor, „dass intersexuelle Menschen auch den Eintrag ‚andere‘ wählen können“[18]. Einen Zwang zur Festlegung auf „männlich“ oder „weiblich“ wertete der Rat als einen „nicht zu rechtfertigenden Eingriff in das Persönlichkeitsrecht und das Recht auf Gleichbehandlung“.

In Deutschland können intersexuelle Menschen ihren Personenstand (und damit auch den Vornamen) nach dem § 47 Personenstandsgesetz ändern, was in der Praxis häufig mit Verweis auf das Transsexuellengesetz verweigert wird. Im Gegensatz zur Regelung im TSG ist es nach dem PStG nicht möglich, nur den Vornamen zu ändern und eine evtl. bestehende Ehe aufrechtzuerhalten.

Kulturelle Aspekte

Die Idee, dass eine strikte Aufteilung aller Menschen in zwei Geschlechter (z.B. Adam und Eva) den natürlich vorhandenen Gegebenheiten nicht gerecht werde, ist nicht neu. In einigen Kulturen und Religionen werden Intersexuelle (oft zusammen mit Transgender-Personen) als Angehörige eines dritten Geschlechts betrachtet, wie die Two-Spirit vieler nordamerikanischer Indianerstämme, indische Hijras,[19] die Khanith Omans oder thailändischen Katoys.

So nehmen sie in vielen Stämmen der amerikanischen Ureinwohner wie auch bei den Ureinwohnern rund um den nördlichen Polarkreis die Position eines Schamanen ein. Weil sie beide Geschlechter in sich vereinigten, hätten sie eine direktere Verbindung zum geschlechtslosen Göttlichen. Intersexuellen und transgender Menschen wird etwa das Potenzial übernatürlicher Wahrnehmung zugeschrieben, sie sind verantwortlich für Heilungen und Rituale. Die übernatürliche Wahrnehmung dient vielfach der Ausgrenzung aus der „Normal-Gesellschaft“.

In der altgriechischen Mythologie war der Seher Teiresias erst Mann, dann Frau und dann wieder Mann.

Intersexuelle Gottheiten finden sich unter anderem in den buddhistischen und hinduistischen Hochkulturen. Die bekannteste ist Bodhisattva Avalokiteshvara, Gottheit des Mitgefühls (japan. „Kannon“). Auch hier wird das Transzendieren der Geschlechtergrenzen als spirituelle Überwindung der Dualität interpretiert.

In christlichen, patriarchalisch geprägten Gesellschaften wird dagegen häufig auf die Bibel verwiesen. Gott habe laut Schöpfungsgeschichte die Menschen ausschließlich als Mann und Frau geschaffen. Daher wurden Intersexuelle gerade hier immer wieder gezwungen, sich einem dieser beiden Geschlechter anzupassen. 1999 hat die intersexuelle Theologin Sally Gross in Bezug auf zwei Bibelstellen (Gen 1,27 GNB und Num 5,3 GNB) darauf hingewiesen, dass – dem Buchstaben nach – die Grammatik dieser Texte auf mehr als zwei Geschlechter hinweisen könnte. Dabei berief sich Gross auch auf einige talmudische Glossen, die einen anekdotischen Charakter haben.[20]

Einige Intersexuelle mit Wunsch nach Religion oder Esoterik haben – ebenso wie Schwule, Lesben und Transgender – der christlichen Kultur aufgrund ihrer mangelnden Akzeptanz den Rücken gekehrt.[21]

Historische Aspekte

Die Bandbreite des historisch belegten Umgangs mit intersexuellen Menschen bis in die Frühe Neuzeit reicht von Verehrung bis zu Tötungsdelikten.

Die Assimilierung von Hermaphroditen oder Zwittern, wie intersexuelle Menschen vor der Einführung dieses Begriffes meist genannt wurden, in die beiden Geschlechter „Mann“ und „Frau“ erhielt mit der modernen Medizin eine völlig neue Qualität. So stellte in Preußen das Allgemeine Landrecht Hermaphroditen noch frei, sich ab dem vollendeten 18. Lebensjahr entweder für das männliche oder für das weibliche Geschlecht zu entscheiden. Bis dahin hatten die Eltern dieses Recht. Ein Dritter konnte jedoch, wenn seine Rechte vom Geschlecht eines "vermeintlichen Zwitters" abhängig waren (u.a. durch die unterschiedlichen Rechte der Geschlechter, beispielsweise bei Erbschaften), die Begutachtung durch einen Sachverständigen beantragen, der auch gegen die Wahl des Zwitters oder seiner Eltern entscheiden konnte.[22] Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen Mediziner jedoch zunehmend für sich in Anspruch, anhand willkürlicher und sich über die Zeit hinweg verändernder Kriterien das „wahre“ Geschlecht von „Pseudo“-Hermaphroditen unabhängig von deren Willen zu bestimmen; mit oft traumatischen Folgen für diejenigen, die plötzlich aus ihrem angestammten Leben gerissen und einem ihnen fremden Geschlecht zugewiesen wurden. Dies lässt sich unter anderem an der Autobiographie (Anfang des 19. Jahrhunderts) und dem Suizid von Herculine Barbin ablesen. In anderen "Fällen" nahmen allerdings auch zahlreiche Mediziner Abstand davon, ein anhand von Keimdrüsen "erkanntes" Geschlecht zuzuweisen; auch wurde oftmals keine Operation vorgenommen um im Körperinneren vermutetes Keimdrüsengewebe zu bestimmen, da solche Operationen gefährlich waren; zudem nahmen auch Patienten Einfluss auf die Diagnose.[23]

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden „Pseudo“-Hermaphroditen darüber hinaus als „missgebildet“ und „krank“ klassifiziert. Ihre Genitalien wurden nicht selten von Ärzten abfotografiert und öffentlich zur Schau gestellt. Doch erst in den 1950er Jahren war die Medizin so weit, ihr Heilungsinteresse auch praktisch geltend zu machen. Zu diesem Zeitpunkt begann der amerikanische Arzt und Psychiater John Money, mit frühkindlichen Operationen an Intersexuellen zu experimentieren. Das Ziel war es, die fehlende Geschlechtseindeutigkeit spätestens bis zum zweiten Lebensjahr durch massive chirurgische und hormonelle Eingriffe zu beheben. Die Empfehlung Moneys, das künftige Geschlecht des Kindes einfach nach Machbarkeit auszuwählen, setzte sich schließlich vierzig Jahre lang als ein internationaler Standard durch. Dieser Standard wird jedoch seit Mitte der 1990er Jahre sowohl durch die Proteste intersexueller Menschen als auch durch die Kritik renommierter Mediziner wie Milton Diamond zunehmend in Frage gestellt (vergleiche auch David Reimer).

Aktuelle Aspekte

2008 und 2010 hat eine nationale Nichtregierungsorganisation die Nichterfüllung ratifizierter Rechte intersexueller Menschen in Schattenberichten bei den Vereinten Nationen in den Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) und den Ausschuss über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (CESCR) zur Verhandlung gebracht.

Seit 2010 beschäftigte sich der Deutsche Ethikrat mit der Situation intersexueller Menschen. Seine Stellungnahme, die der Ethikrat im Auftrag der Bundesregierung vorlegt, hat er am 23. Februar 2012 veröffentlicht.[24] Der Rat vertritt die Auffassung, dass intersexuelle Menschen als ein Teil gesellschaftlicher Vielfalt den Respekt und die Unterstützung der Gesellschaft erwarten dürfen. Zugleich müssten sie vor medizinischen Fehlentwicklungen und Diskriminierungen geschützt werden.[25] Mit dieser Grundlage fand Ende Juni 2012 im Bundestag eine öffentliche Anhörung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Grundrechte von intersexuellen Menschen statt, deren Videoaufzeichnung online abrufbar ist.[26]

Intersexualität – Begriffe und Syndrome

M = männlich / W = weiblich / IS = Intersexuell / ( ) = wird wahrgenommen als

Fachbegriff Geschl. Erklärung Wirkung

„Normalität“

Gesamthäufigkeit versus Intersexualität ca. 50 : 1

wahrgenommene Häufigkeit ca. 1000 : 1

W
M
IS
Abweichung von normierten Geschlechtsmerkmalen und/oder Geschlechtseigenschaften und dem typischen Körperbau Weiblich: Genotyp 46,XX; Brustwachstum; Vulva, Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, Menstruation und gebärfähig; Fettverteilung, Hauteigenschaften, Behaarung weich und gering am Körper, typisches Kopfhaar, typische Schambehaarung.

Männlich: Genotyp 46,XY; Bartwachstum, Stimmbruch; Penis, Hoden, Prostata, Samenleiter, Samenblase, Ejakulation und zeugungsfähig; typische Körperbehaarung, Glatzenbildung und Geheimratsecken.

Jede Abweichung im Phänotyp (Erscheinungsbild) oder Genotyp kann im weitesten Sinn der Intersexualität zugerechnet werden.

Turner-Syndrom

Häufigkeit ca. 1 : 12 500

IS
W
Das Geschlechtschromosomenpaar enthält nur ein X, also 45,X0 oder als Mosaik 45,X0 46,XX Die äußeren und inneren Geschlechtsorgane werden weiblich ausgebildet, die Geschlechtsreife tritt jedoch nicht ein;
überwiegend Kleinwuchs und die Gefahr weiterer körperlicher Entwicklungsstörungen ohne med. Behandlung
Klinefelter-Syndrom
Häufigkeit ca. 1 : 590
IS
M
(W)
Beim Trennungsvorgang der Chromosomen während der Teilungsphase entsteht ein dreifach gepaartes Geschlechtschromosom vom Typ 47,XXY Das äußere und innere Erscheinungsbild ist überwiegend männlich, durch verringerte Testosteronproduktion kommt es aber in der Pubertät nicht zu den typisch männlichen Ausprägungen, die Spermienproduktion ist meist erheblich vermindert.
Pseudohermaphroditismus = „Scheinzwitter“ IS
M/W

Ein Sammelname für viele der bisher aufgeführten Syndrome

Hermaphroditismus verus = „echte“ Zwitter IS Gleichzeitige Entwicklung der inneren und äußeren weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmale Gebärfähigkeit kann erreicht werden; eine Eigenbesamung ist nicht möglich, denn die Hoden produzieren zwar ausreichend Hormone, aber die Spermienreifung ist gestört.

Es sind aber auch Einzelfälle von männlich lebenden Hermaphroditen bekannt, die erfolgreich Kinder gezeugt haben.[27]

Syndrome mit geschlechtsuntypischen Auswirkungen
Die folgenden Begriffe sind nur im erweiterten Sinne IS zuzuordnen, was auch aus der Geschlechtsangabe ersichtlich ist.
Weibliche Scheinzwitter W Verschiedene angeborene Mangelerscheinungen oder Gen-Defekte führen zur Verhinderung der Sexualentwicklung oder Vermännlichung;
z.B. Aromatasemangel

3β-HSD

ein Enzym, das die Bildung von Estrogenen fördert; es kommt zu Mangel an Estrogenen und erhöhter Testosteronproduktion.

Das Enzym fördert die Bildung von Sexualhormonen, bei Mangel kommt es zu einer leichten Vermännlichung.

Männliche Scheinzwitter M Verschiedene angeborene Mangelerscheinungen oder Gen-Defekte führen zur Verhinderung der Sexualentwicklung oder Verweiblichung;
z.B. 17β-HSD-Mangel

5α-Reduktase-Mangel

Androstendion kann nicht in Testosteron umgewandelt werden, und es fehlt bei der Entwicklung in der Schwangerschaft der androgene Einfluss, es kommt zur Zuordnung weiblich trotz 46,XY und Hoden, in der Pubertät jedoch leichte Vermännlichung.

Das im Hoden neben Testosteron gebildete Estradiol führt in der Pubertät zu einem weiblichen Brustwachstum, wenn das Enzym nicht ausreichend vorhanden ist.

Sexualhormone produzierende Tumoren

bei männlichen und weiblichen Scheinzwittern

M/W Diese Tumoren sind meist gutartig und können schon vor der Pubertät entstehen, ohne dass sie erkannt werden oder selbst Beschwerden hervorrufen. Je nach „Wirt“, Art, Zeitpunkt und Menge der Hormonausschüttung kommt es zu geschlechtsuntypischen Entwicklungen oder zu Beschleunigung oder Hemmung geschlechtstypischer Entwicklungen.

Die Tumoren treten in der Nebennierenrinde auf, in den Eierstöcken oder Hoden, selten im Bereich der Hypophyse.

Neurologische Syndrome, welche manchmal eingeordnet werden
Hirnorganische Intersexualität = „Transsexualität“ „Transidentität“ oder „Transgender“

besser Transmann, Transfrau

Häufigkeit ca. 1 : 200 [28]

(auch Harry Benjamin Syndrom)

W
M
Die Geschlechtsprägung im Gehirn ist bipolar.

Es ist zu vermuten, dass die Geschlechtskodierung im Gehirn von der Geschlechtszuweisung abweicht. Es entstehen psychosomatische Störungen (sekundär) der Geschlechtsidentität bei eindeutigem Phänotyp und Genotyp.

Verhältnis m/w ca. 1 : 1

Die psychisch/seelische Entwicklung und das natürliche Rollenverhalten des heranwachsenden Kindes stehen im Widerspruch zu den biologischen Vorgaben und den Erwartungen des Umfeldes. Die Identifikation mit dem bei der Geburt aufgrund der biologischen Vorgaben zugewiesenen Geschlecht gelingt nicht.
Transvestismus

(obwohl völlig unerforscht, halten sich in der Literatur Thesen aus dem frühen 20. Jahrhundert – die hier nicht wiedergegeben werden)

W
M
Annahme des typischen Geschlechtsrollenverhaltens des Gegengeschlechtes (aus individuell verschiedensten Gründen); vgl. auch Cross-Dressing. Weiblicher Transvestismus bleibt meist unbehelligt, von Ausnahmen bei restriktiver Erziehung abgesehen; vergl. Drag King.

Männlicher Transvestismus wird als „pervers“ oder sexuelle „Entgleisung“ betrachtet oder in Form von Travestie, auf der Bühne oder in der Öffentlichkeit akzeptiert, nicht jedoch im Alltag.

Psychoneurologische Intersexualität M/W Annahme des Sexualverhaltens des Gegengeschlechtes (weitgehend unerforscht). Es handelt sich um die Geschlechtsorientierung. Wenn Phänotyp und Genotyp eindeutig und erkennbar sind, sprechen wir von Homosexualität, lesbisch oder schwul. Bei einer gleichzeitig vorliegenden (biologischen) Intersexualität kann der Eindruck von Heterosexualität entstehen.

Dieser Eindruck entsteht auch bei gleichzeitig vorliegender „Transsexualität“, wenn im zugewiesenen Geschlecht gelebt wird.

In der Literatur

Jeffrey Eugenides beschreibt in seinem Roman Middlesex, für den er mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, die Lebensgeschichte der hermaphroditen Hauptfigur Calliope und über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens mit ihrem Schicksal. Auch im historischen Roman Der Greif von Gary Jennings ist die Hauptfigur ein Hermaphrodit.

Im Roman Die Galerie der Lügen von Ralf Isau sind gleich mehrere Figuren echte Hermaphroditen. Der Autor behandelt in seinem Buch nicht nur das „Hin- und Hergestoßensein zwischen den Geschlechtern“, sondern geht auch auf unkonventionelle Weise der Frage nach, ob intersexuelle Menschen der nächste Schritt der Evolution sind.

In Gustav Meyrinks Roman Der Golem spielt der Hermaphroditismus ebenfalls eine wichtige Rolle.

In der S.F.-Literatur wird Hermaphrodismus oft als Kennzeichnung aliener Spezies verwendet oder auch als (absichtlich hervorgerufener) „fremdartiger“ Zustand zukünftiger Menschen(kulturen) eingeführt (z.B. die Herm vom Planeten Beta in: Barrayar-Zyklus von Lois McMaster Bujold).

Im Film

Der argentinische Film XXY[29][30] behandelt das Thema Intersexualität und die damit verbundenen Probleme anhand der Geschichte der fünfzehnjährigen Alex.

Der österreichische Film Tintenfischalarm[31][32] zeigt die Geschichte des Intersexuellen Alex/Jürgen, der geschlechtsuneindeutig geboren wurde, im Kindesalter geschlechtsangleichende Operationen und Hormonbehandlungen zur Verweiblichung erhält und im Erwachsenenalter die Entscheidung zur operativen und hormonellen Veränderung zum Mann trifft.

Die Münsteraner Tatort-Folge Zwischen den Ohren vom September 2011 thematisiert Intersexualität und die Akzeptanz- sowie Selbstfindungsprobleme, mit denen Menschen mit dieser genetischen Variation häufig zu kämpfen haben. Im Luzerner Tatort Skalpell vom 28. Mai 2012 geht es um den Mord an einem auf intersexuelle Kinder spezialisierten Chirurgen.[33]

Literatur

Publikationen intersexueller Menschen

  • AGGPG, Bremen (archivierte Version des Internet Archive vom Juni 2001)
  • Michel Reiter: Ein normales Leben ermöglichen. In: Neue Gesellschaft für bildende Kunst e.V. (NGBK) (Hrsg.): 1-0-1 [one 'o one] intersex. Das Zwei-Geschlechter-System als Menschenrechtsverletzung. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 17. Juni bis 31. Juli 2005. NGBK, Berlin 2005, ISBN 978-3-926796-95-0, S. 136-141
  • Ins A Kromminga: Die Borniertheit der Toleranz. Die extraterrestrischen Strahlen meiner Jugend − (Scotty, where ARE you?!). In: Neue Gesellschaft für bildende Kunst e.V. (NGBK) (Hrsg.): 1-0-1 [one 'o one] intersex. Das Zwei-Geschlechter-System als Menschenrechtsverletzung. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 17. Juni bis 31. Juli 2005. NGBK, Berlin 2005, ISBN 978-3-926796-95-0, S. 27-31
  • Curtis E. Hinkle: Sexistische Genetik und ambivalente Medizin. In: GID Spezial 9, 2009, 27-29
  • Internationale Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen (IVIM): Intergeschlechtlichkeit ist kein medizinisches Problem!. In: GID Spezial 9, 2009, 21-26
  • Verein Intersexuelle Menschen e.V.: Vielfalt zulassen? Wir sind dafür! Stellungnahme des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. zur Präimplantationsdiagnostik. In: GID Spezial 9, 2009, 30-32

Medizin & Psychologie

  • Knut Werner-Rosen: Was ist Intersexualität? Biologische und psychische Aspekte, in: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport (Hrsg.): Männlich - Weiblich - Menschlich. Zusammenleben in Berlin, Berlin 2006, S. 29-41 (PDF)
  • Voß, Heinz-Jürgen: Intersexualität - Intersex: Eine Intervention. Unrast Verlag, Münster 2012. ISBN 3897711192

Geschichte

  • Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst: Hermaphroditismus, Sex und Gender in der deutschen Medizin. Eine historische Studie zur Intersexualität. Bielefeld (transcript) 2010, ISBN 978-3-8376-1343-8
  • Ulrike Klöppel: Zwitter, Zweifel, Zwei-Geschlechter-Norm. In: GID Spezial 9, 2009, 5-12
  • Dericks-Tan & Martin: Onans Kinder. Merk-Würdiges zu Sexualität und Fortpflanzung aus Geschichte und Medizin. Abadi Verlag, 2000, ISBN 3-00-006497-4.
  • Voß, Heinz-Jürgen: Intersexualität - Intersex: Eine Intervention. Unrast Verlag, Münster 2012. ISBN 3897711192

Sozialwissenschaften

  • Ulla Fröhling: Leben zwischen den Geschlechtern. Intersexualität – Erfahrungen in einem Tabubereich. Berlin 2003, ISBN 978-3-86153-290-3
  • Kathrin Zehnder: Zwitter beim Namen nennen-Intersexualität zwischen Pathologie, Selbstbestimmung und leiblicher Erfahrung, transcript Verlag, Bielefeld 2010 ISBN 978-3-8376-1398-8
  • Adrian de Silva: Physische Integrität und Selbstbestimmung: Kritik medizinischer Leitlinien zur Intersexualität. In: Zeitschrift für Sexualforschung 20/2, 2007, 176–185

Recht

  • Konstanze Plett: Intersexualität aus rechtlicher Perspektive. In: polymorph (Hg.): (K)ein Geschlecht oder viele? Transgender in politischer Perspektive. Berlin (Querverlag) 2002, 31-42 [Erstveröff. u.d.T. "Recht auf ein eigenes Geschlecht", in: Gigi – Zeitschrift für sexuelle Emanzipation, Nr. 13 (Mai/Juni 2001), 24-27]
  • Konstanze Plett: Intersexuelle – gefangen zwischen Recht und Medizin. In: Frauke Koher und Katharina Pühl (Hrsg.): Gewalt und Geschlecht. Konstruktionen, Positionen, Praxen. Opladen (Leske + Budrich) 2003, 21-41
  • Konstanze Plett: Intersexualität als Prüfstein: Zur rechtlichen Konstruktion des zweigeschlechtlichen Körpers. In: Kathrin Heinz und Barbara Thiessen (Hrsg.): Feministische Forschung – Nachhaltige Einsprüche. Opladen (Leske + Budrich) 2003, 323-336
  • Konstanze Plett: Intersex und Menschenrechte. In: Claudia Lohrenscheit (Hrsg.): Sexuelle Selbstbestimmung als Menschenrecht, Baden-Baden (Nomos) 2009, 151-167
  • Angelika Kolbe: Dissertation (2010 eine der drei Preisträgerinnen des Deutscher Studienpreis)[34]
  • Britt Tönsmeyer: Die Grenzen der elterlichen Sorge bei intersexuell geborenen Kindern. Baden-Baden (Nomos) 2012, ISBN 978-3-8329-7318-6

Kunst

  • Neue Gesellschaft für bildende Kunst e.V. (NGBK) (Hrsg.): 1-0-1 [one 'o one] intersex. Das Zwei-Geschlechter-System als Menschenrechtsverletzung. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 17. Juni bis 31. Juli 2005. NGBK, Berlin 2005, ISBN 978-3-926796-95-0

Siehe auch

  •  Portal:Transgender, Transsexualität und Geschlechtervielfalt – Übersicht der Wikipedia-Inhalte zum Themenbereich
  • Smith-Lemli-Opitz-Syndrom (Typ II mit Pseudo-Hermaphroditismus)*
  • Swyer-Syndrom
  • Heteronormativität
  • Androgynität
  • Futanari
  • Karl M. Baer

Weblinks

Wiktionary: Intersexualität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Intersexualität – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Linklisten

  • Selbsthilfe- und Kontaktgruppen, Foren, Infos, Organisationen, Projekte, Forschung und Wissenschaft auf der Internetseite des Vereins Intersexuelle Menschen e.V.
  • Inter*-Organisationen weltweit auf der Internetseite der Organisation Intersex International (OII)
  • Liste der interdisziplinäre klinische Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft "Vom Gen zur Geschlechtsidentität"
  • Liste des Netzwerk Disorders of Sex Development
  • Liste der Hamburger Forschergruppe Intersex
  • sonntags-club Berliner Beratungs- und Informationszentrum

Einzelnachweise

  1. Internetseite des Vereins Intersexuelle Menschen e.V.
  2. Internetseite von IVIM: Unsere Basisprinzipien
  3. Inter*-Aktion: Die erste Berliner Inter*-Tagung
  4. Richard Goldschmidt: Vorläufige Mitteilung über weitere Versuche zur Vererbung und Bestimmung des Geschlechts. In: Biologisches Centralblatt 35/12, 1915: 565-570
  5. siehe Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst: Hermaphroditismus, Sex und Gender in der deutschen Medizin. Eine historische Studie zur Intersexualität. Bielefeld (transcript) 2010, ISBN 978-3-8376-1343-8, Kap. II.3.4
  6. siehe Helga Satzinger: Differenz und Vererbung: Geschlechterordnungen in der Genetik und Hormonforschung 1890 - 1950. Köln u.a. (Böhlau) 2009, ISBN 978-3-412-20339-9, Kap. II.3
  7. Goldschmidt selbst kritisierte die „willkürliche Begriffsverwendung“: Richard Goldschmidt: Die sexuellen Zwischenstufen. Berlin (Verlag von Julius Springer) 1931, S. 12
  8. siehe Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst: Hermaphroditismus, Sex und Gender in der deutschen Medizin. Eine historische Studie zur Intersexualität. Bielefeld (transcript) 2010, ISBN 978-3-8376-1343-8, Kap. II.3.4
  9. Consensus Statement on Management of Intersex Disorders. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ) sowie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat sich in ihrer Leitlinie [http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/027-022l_S1_Stoerungen_der_Geschlechtsentwicklung_2010-10.pdf Störungen der Geschlechtsentwicklung der im Consensus Statement vorgeschlagenen Nomenklatur angeschlossen.
  10. Internetseite von IVIM: Unsere Basisprinzipien; Curtis E. Hinkle: Sexistische Genetik und ambivalente Medizin. In: GID Spezial 9, 2009, 27-29. Siehe auch Adrian de Silva: Physische Integrität und Selbstbestimmung: Kritik medizinischer Leitlinien zur Intersexualität. In: Zeitschrift für Sexualforschung 20/2, 2007, 176–185
  11. Bericht der Online-Zeitschrift focus.de
  12. Blackless, Melanie; Charuvastra, Anthony; Derryck, Amanda; Fausto-Sterling, Anne; Lauzanne, Karl; Lee, Ellen (2000): How Sexually Dimorphic Are We? Review and Synthesis. American Journal of Human Biology, 12: S. 151–166.
  13. Fausto-Sterling, Anne (1993): The Five Sexes – Why Male and Female Are Not Enough. The Sciences, 33 (2): S. 19–25.
  14. Fausto-Sterling, Anne (2000): The Five Sexes, Revisited – The Varieties of Sex Will Test Medical Values and Social Norms. The Sciences, July/August 2000, S. 17–23.
  15. Voß, Heinz-Jürgen: Intersexuellenbewegung und zweigeschlechtliche Norm – Zwischen Emanzipation und Restauration. Eine kritisch-biologische Intervention (PDF)
  16. koerber-stiftung.de
  17. vgl. Melissa Hendricks: "Is it a Boy or a Girl?", in: Johns Hopkins Magazine November (1993), S. 15
  18. AFP-Meldung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. Februar 2012, Seite 5
  19. humsafar: Erklärung der Untergruppen (Englisch)
  20. „Intersexuality and Scripture“ von Sally Gross (englisch, archivierte Version des Internet Archive vom Juni 2006)
  21. „Vielfalt der Geschlechter & Christentum“ – Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (2003)
  22. Erster Theil, §§ 19-23 PrALR, http://www.smixx.de/ra/Links_F-R/PrALR/PrALR_I_1.pdf
  23. Heinz-Jürgen Voß (2008): Wie für Dich gemacht: die gesellschaftliche Herstellung biologischen Geschlechts. In: Coffey, J., Köppert, K., mAnN*, L., Emerson, J., Klarfeld, R., Müller, D., Huber, J., Emde, V.D. (Hrsg.): Queer leben – queer labeln? (Wissenschafts-)kritische Kopfmassagen. fwpf Verlag, Freiburg, S. 153–167, ISBN 9783939348146
  24. Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zur Intersexualität
  25. Pressemitteilung des Deutschen Ethikrats vom 23. Februar 2012
  26. Ausschusssitzung - Grundrechte von intersexuellen Menschen, Youtube/BundestagMedia, Upload am 25. Juni 2012
  27. Faheem Zayed, Ibrahim Ghalayini and Ismail Matalka: A male phenotype (XY) hermaphrodite treated for seminoma, fathered a healthy child by IVF–ICSI technique. J Assist Reprod Genet. 2008 July; 25(7): 345–348. PMID 18648929
  28. Deutsche Übersetzung: „Wie häufig tritt Transsexualität auf?“ Englisch: „How Frequently Does Transsexualism Occur?“ von Lynn Conway (17. Dezember 2002)
  29. Der argentinische Film XXY in der imdb
  30. Der argentinische Film XXY: Filmwebsite
  31. Der österreichische Film Tintenfischalarm: Filmwebsite
  32. Der österreichische Film Tintenfischalarm in der imdb
  33. Skalpell tatort.de
  34. [1] Infos zur Dissertation (pdf)