Jojoba



Jojoba

Jojoba (Simmondsia chinensis)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Simmondsiaceae
Gattung: Simmondsia
Art: Jojoba
Wissenschaftlicher Name der Familie
Simmondsiaceae
Tiegh.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Simmondsia
Nutt.
Wissenschaftlicher Name der Art
Simmondsia chinensis
(Link) C.K.Schneid.

Jojoba (Simmondsia chinensis), genauer der Jojobastrauch, ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Simmondsia, der einzigen Gattung der Familie der Simmondsiaceae. Es gibt also nur diese eine Art in der Familie. Sie gehört in die Ordnung der Nelkenartigen (Caryophyllales). Es handelt sich um eine Nutzpflanze. Der Name stammt aus der Sprache der Tohono O’Odham und wird ursprünglich „ho-ho-ba“ ausgesprochen.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Jojoba wächst als immergrüner, reich verzweigter Strauch, dessen Wuchshöhen von 0,5 bis 4 Meter variieren, üblich sind 2 bis 2,5 Meter. In natürlicher Umgebung können die Sträucher etwa 200 Jahre alt werden.[1] Er besitzt Pfahlwurzeln, welche etwa 6 Meter tief in den Boden eindringen können. Anomales Sekundäres Dickenwachstum erfolgt durch ein konzentrisches Kambium. Das hellbraune Holz ist hart. Die Rinde ist glatt.

Die gegenständigen, kurz gestielten Laubblätter sind einfach, ledrig, ganzrandig und 2 bis 4 Zentimeter lang. Anomocytische Stomata befinden sich in etwa gleicher Zahl auf beiden Blattseiten. Nebenblätter fehlen.

Männliche Blüten des Jojobastrauchs
Kapselfrüchte am Zweig

Blütenstände und Blüten

Simmondsia chinensis ist eine zweihäusig getrenntgeschlechtige (diözisch) Pflanze. Die männlichen Blüten stehen endständig zu mehreren zusammen und die weiblichen Blüten stehen meist einzeln in den Blattachseln. Die kleinen, eingeschlechtigen, radiärsymmetrischen Blüten sind meist fünfzählig (selten vier- oder sechszählig). Die männlichen Blüten sind gelb und 3 bis 4 Millimeter groß. Die männlichen Blüten enthalten zwei Kreise mit meist fünf (selten vier oder sechs) freien, fertilen Staubblättern. Die weiblichen Blüten sind klein und hellgrün. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, dreifächerigen Fruchtknoten verwachsen. Jedes Fruchtknotenfach enthält eine hängende, anatrope, bitegmische Samenanlage. Es sind drei freie Griffel vorhanden, die in papillösen Narben enden. Die Bestäubung erfolgt über den Wind oder durch Insekten. Die Kelchblätter der weiblichen Blüten sind haltbar und vergrößern sich bis zur Fruchtreife auf 10 bis 20 Millimeter.

Illustration von Jojoba-Samen

Früchte und Samen

Es werden eiförmige, lokulizidale, dreifächerige, meist einsamige Kapselfrüchte gebildet. Die Kapselfrüchte sind 3 bis 6 Monate nach der Befruchtung reif und öffnen sich, um die Samen zu entlassen. Die braunen, runzeligen Samen besitzen etwa die Größe einer kleinen Olive. Der große, gerade Embryo ist gut entwickelt.

Inhaltsstoffe und Chromosomenzahl

Simmondsia chinensis enthält Proanthocyanidine. Es werden Calciumoxalat-Kristalle akkumuliert. Der Embryo beziehungsweise die Keimblätter im Samen enthalten Cyanogene Glycoside und flüssige Wachse aus Estern mit hoher molarer Masse, es sind Mono-Carbonsäureester aus Essigsäure, als Speicherstoffe.[2]

Die Chromosomengrundzahl beträgt x=13. Es liegt Tetraploidie vor, also 2n = 52.[3]

Vorkommen

Der Jojobastrauch gedeiht in Halbwüsten und Wüsten. Er ist in Mexiko, Kalifornien und Arizona im Gebiet der Sonora-Wüste heimisch. Seine botanische Artepitheton chinensis geht auf einen Irrtum zurück, da ein Botaniker bei der Erstbestimmung die Samen irrtümlich mit Proben anderer Pflanzenarten aus dem Kaiserreich China durcheinanderbrachte. Der Jojoba-Strauch ist also in China nicht heimisch.

Jojoba wird kommerziell außer in den USA noch in Israel, Argentinien, Peru und Australien angebaut. Ihre ökologische Bedeutung liegt im Schutz vor Bodenerosion und der Schaffung eines günstigen Kleinklimas.

Die von Jojoba besiedelten Biotope reichen von der warm-gemäßigten Wüsten, mit wenig oder keinen Frost über Dornwald bis zu Trockenwald. Der Jahresniederschlag sollte zwischen 200 und 1100 mm liegen, in Extremfällen werden unter 125 mm vertragen. Die besten Wachstumsbedinungen liegen bei etwa 300 mm. Bei Niederschlägen von etwa 75 mm wächst Jojoba bis zu 1 Meter hoch, bei Niederschlägen von 250 bis 400 mm erreicht er bis zu 5 Meter Wuchshöhe. Die Jahresdurchschnittstemperatur darf zwischen 16 und 26 °C liegen. Jojoba toleriert volle Sonne und Temperaturen zwischen 0 und 47 °C. Bei ausgewachsenen Sträuchern darf die Temperatur auf –10 °C sinken, aber Keimlinge sind empfindlich gegen Frost schon knapp unter 0 °C. Die Böden können pH-Werte zwischen 7,3 und 8,2 aufweisen. Jojoba gedeiht meist nur in gut drainierten Böden, grobe, gut durchlüftete Wüstenböden, die neutral bis basisch sind, in denen Phosphor vorkommt.[1]

Jojoba-Plantage mit weiten Abständen zwischen den Reihen

Anbau

Die Keimfähigkeit von Jojoba-Samen beträgt nach einem halben Jahr 99 % und nach 11 Jahren noch 38 % bei offener Lagerung. Die besten Keimerfolge liegen in basischem Sand bei Temperaturen von 27 bis 38 °C. Die Anzucht von Stecklingen hat den Vorteil, dass man die genaue Menge an weiblichen und männlichen Exemplaren vermehren kann; die Bewurzlungszeit dauert etwa 38 Tage.[1]

Gepflanzt werden Hecken mit 4 bis 5 Metern Zwischenraum und jeweils 2 Metern Abstand zwischen den einzelnen Pflanzen. Ideal ist ein fruchtbarer Boden mit einem pH-Wert von mehr als 5. Mindestens 5 % der Pflanzen sollten männlich sein, um eine Bestäubung sicherzustellen; beispielsweise 500 weibliche und 50 männliche Exemplare je Hektar, es können aber auch bei einer anderen Anbaumethode bis zu 2500 Exemplare je Hektar gepflanzt werden. Apomiktische Pflanzen sind bekannt, dies würde den Bedarf an Bestäuberpflanzen senken. Der erste Ertrag kann nach 3 bis 5 Jahren erzielt werden, das Ertragsmaximum liegt bei 12 Jahren.[1]

Nutzung

Geerntet werden die „nussähnlichen“ Samen, die ein bei Zimmertemperatur flüssiges Wachs (es handelt sich also nicht, wie bei anderen Pflanzenölen, um ein fettes Öl)[4] enthalten, bei einem Gehalt von etwa 50 %. Dieses hochwertige Pflanzenwachs wird für kosmetische und für industrielle Zwecke verwendet. Es enthält außerdem Provitamin A und Vitamin E, pflegt durch seine günstige Fettsäurenzusammensetzung die Haut intensiv und ist für alle Hauttypen geeignet. Es schützt vor Austrocknung, ohne einen schmierigen Film auf der Haut zu hinterlassen (da es sich ja nicht um ein Öl handelt), es ist leicht entzündungshemmend und beruhigend und riecht nur sehr schwach. Es wird als Massageöl und in der Haarpflege verwendet. Jojobaöl hat einen natürlichen Lichtschutzfaktor von drei bis vier, unterstützt langanhaltende Bräune und wird deswegen als Basisöl für Sonnenöle verwendet. Auch bei der Herstellung selbstgefertigter Kosmetik wird es wegen seiner positiven Eigenschaften häufig eingesetzt. So ist Jojobaöl ausgesprochen oxidationsstabil und trägt zur Stabilisierung von Ölmischungen bei, erhöht die Elastizität der Haut und schützt sie langanhaltend zuverlässig vor Feuchtigkeitsverlust. Zudem verhält es sich in Emulsionen wie ein Konsistenzgeber und Koemulgator. Da es vergleichsweise langsam spreitet, eignet es sich besonders gut für den Einsatz in Augenpflegeprodukten.

In der industriellen Anwendung ist es Ausgangsstoff vieler Schmiermittel für Präzisionsinstrumente und Grundlage von Pflegewachsen für Möbel- und Autopolituren. Da es sich um ein Wachs handelt, ist es äußerst temperaturbeständig. Es oxidiert und verharzt auch nicht vergleichbar einem Pflanzenöl. Besonders hervorzuheben ist der Umstand, dass das Jojoba-Wachs ein qualitativ hochwertiger Ersatz für das mittlerweile verbotene Walrat ist, das früher aus Pottwalen gewonnen wurde.

Erste kommerzielle Anbauversuche erfolgten 1943 in den USA, als bedingt durch den Zweiten Weltkrieg alternative Rohstoffressourcen gesucht wurden. Am Markt etablieren konnte sich die Produktion erst in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Erfolgreich experimentiert wurde, unter anderem in Arabien, auch mit der Anwendung als umweltfreundlicher, weil von Natur schwefelfreier Treibstoff für Dieselmotoren; lediglich die Beigabe von etwas Methanol ist notwendig. Hier könnte sich in den kommenden Jahrzehnten eine kommerzielle Nische öffnen. Da Jojobawachs ein nachwachsender Rohstoff ist, wird das bei seiner Verbrennung emittierte Kohlenstoffdioxid bei nachhaltiger Wirtschaft von nachwachsenden Pflanzen gebunden und trägt so nicht zur Klimaerwärmung bei.

Von den indigenen Völkern wurden die Samen geröstet und gekocht, um das flüssige Wachs zu gewinnen, und zu Lebensmitteln wie Heilmitteln verarbeitet.

Ein weiterer Inhaltsstoff der Samen ist Simmondsin. Samenpulver mit hohem Simmondsin-Gehalt wurde Anfang 2007 Nahrungsmitteln zugesetzt und besonders angepriesen. Dieser Nahrungsmittelzusatz ist aber europaweit gesetzlich verboten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät von einer Einnahme ab, da sich die Samen im Tierversuch als stark toxisch erwiesen haben.[5]

Systematik

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1822 unter dem Namen Buxus chinensis durch Johann Heinrich Friedrich Link in Enumeratio Plantarum: Horti regii botanici berolinensis altera, 2, S. 386. Der Gattungsname Simmondsia und der Name Simmondsia californica wurde 1844 von Thomas Nuttall in London Journal of Botany, Volume 3, S. 400, Tafel 16 veröffentlicht.[6] Der gültige Name Simmondsia chinensis wurde 1907 von Camillo Karl Schneider in Illustriertes Handbuch der Laubholzkunde, 2, S. 141 veröffentlicht.[7] So sind Buxus chinensis Link und Simmondsia californica Nutt. Synonyme für Simmondsia chinensis (Link) C.K.Schneid. Ein Synonym für Simmondsia Nutt. ist Brocchia Mauri ex Ten.[8] Die Gattung Simmondsia wurde lange Zeit in Buxaceae eingeordnet oder als eigene Familie Simmondsiaceae, den Buxaceae nahegestellt. Es wurde auch eine eigene Ordnung Simmondsiales innerhalb der Hamamelididae (Takhtajan 1997) aufgestellt. Heute gehört diese monotypische Gattung in die Ordnung der Caryophyllales. Die Familie Simmondsiaceae wurde 1899 von Philippe Van Tieghem in Just's botanischer Jahresbericht, 25 (2), S. 422 aufgestellt.[9] Der Gattungsname Simmondsia ehrt den britischen Botaniker Thomas Williams Simmonds († 1804 in Trinidad).

Weitere Bilder

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 James A. Duke, 1983: Handbook of Energy Crops. (unveröffentlicht) Simmondsia chinensis (Link) C.Schneid. bei NewCROP - The New Crop Resource Online Program.
  2. Die Familie der Simmondsiaceae bei DELTA von L. Watson & M. J. Dallwitz.
  3. H. Tobe, S. Yasuda & K. Oginuma: Seed coat anatomy, karyomorphology and relationships of Simmondsia (Simmondsiaceae), In: Botanical Magazine (Tokyo), Volume 105, 1992, S. 529–538.
  4. Römpp CD 2006, Georg Thieme Verlag 2006
  5. Information Nr. 012/2007 zu Jojoba vom BfR - Bundesinstitut für Risikobewertung.
  6. Nutall 1844 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  7. Schneider1907 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  8. Eintrag bei GRIN.
  9. Eintrag bei Tropicos.

Weblinks

Commons: Jojoba (Simmondsia chinensis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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