Kaschu



Kaschu

Kaschubaum (A. occidentale), Illustration aus Koehler 1887

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Sumachgewächse (Anacardiaceae)
Unterfamilie: Anacardioideae
Gattung: Anacardium
Art: Kaschu
Wissenschaftlicher Name
Anacardium occidentale
L.
Kaschubaum
Reife Früchte

Der Kaschubaum (Anacardium occidentale), auch Kaschu, Acajoubaum oder Nierenbaum genannt, ist ein zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) gehöriger Baum. Sehr verbreitet ist auch die englische Schreibweise Cashew. Er wächst in tropischem Klima und trägt Kaschuäpfel und Kaschukerne. Portugiesen entdeckten diesen Baum als erste Europäer im Nordosten Brasiliens. Kaschu leitet sich über den portugiesischen Namen Caju oder auch Cajueiro aus dem indianischen Tupi Acaju „Nierenbaum“ (wahrscheinlich wegen der Form der Kerne) ab.

Beschreibung

Der Kaschubaum ist ein immergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen von 10 bis 12 m und einen Brusthöhendurchmesser von etwa 30 cm erreicht. Seine Krone ist intensiv beastet und mehr oder weniger symmetrisch, kann aber in windexponierten Lagen unregelmäßige Formen annehmen. Neben 1 bis 2 m tief reichenden Pfahlwurzeln entwickelt der Baum auch ein relativ weitreichendes Seitenwurzelsystem. Diese Fähigkeit in Verbindung mit einer gewissen Toleranz gegenüber Nährstoffarmut und gelegentlicher Trockenheit führt dazu, dass der Baum gut als Wind- und Erosionsschutz geeignet ist. Die Rinde entwickelt sich im Alter zu einer braunen, rauhen und tiefgefurchten Borke.

Siehe auch: Größter Cashewbaum der Welt

Nutzung des Kaschubaumes

Kaschuapfel

Kaschuäpfel haben einen fleischig verdickten Fruchtstiel (Arillus), der ca. 5 bis 10 cm lang ist und birnen- oder paprikaförmig aussieht. Diese Scheinfrucht, die Kaschuapfel genannt wird, ist bei Reife gelborange bis rot gefärbt und wird zu Kaschu-Saft und Marmelade (Konfitüre) verarbeitet. Sie entwickelt in diesem Stadium einen sehr intensiven, fruchtig-süßlichen Duft. Kaschuäpfel sind sehr geschmacksintensiv, süßsäuerlich, ein wenig apfelartig und enthalten viel Vitamin C. In Brasilien wird aus den Kaschuäpfeln ein Getränk namens Cajuína hergestellt, dem eine medizinische und rituelle Wirkung zugesprochen wird. Im indischen Goa brennt man aus dem Saft auch Schnaps, den sogenannten Cashew-Feni. Der Arillus ist leicht verderblich und kann deswegen nicht gehandelt werden. Er wird unmittelbar nach der Ernte weiterverarbeitet.

Cashew-Schalenöl

Cashew-Schalenöl wird aus dem mittleren Teil der Fruchtwand der Cashewfrucht gewonnen. Es wird industriell und medizinisch genutzt. Es soll Holz und Papier vor Termitenfraß und Wurmbefall schützen (etwa auch bei Holzbooten, wo es in Afrika den traditionellen Tran aus Walhaien ersetzen kann) und zudem bei Warzen und Hühneraugen wirken. Weiterhin werden aus dem Cashew-Schalenöl auch ein hitzeresistentes Gummi sowie technische Harze hergestellt.

Anacardinsäure, die Hauptkomponente des Schalenöls, wird durch Erhitzen zu Cardinol umgesetzt, das als Ausgangsmaterial für eine Reihe von Produkten dient, von Beschichtungsmaterial für Bremsbeläge bis hin zu Korrosionsbeschichtungen für die Seeschifffahrt. Zudem lassen sich aus Cardinol Phenalkamine herstellen, die als Härterkomponente für dauerhafte 2K-Epoxy Beschichtungen von Betonböden eingesetzt werden.[1]

Cashew-„Nuss“

Gesalzene Cashew-Kerne

Am Fruchtstiel sitzt die eigentliche Frucht, die „Elefantenlaus“ genannt wird und die Kerne enthält, die in der deutschsprachigen Benennung meist mit dem englischsprachigen Namen Cashew als „Cashewkerne“ oder „Cashew-Nüsse“ (port. Caju) gehandelt werden, auch wenn es sich im engeren biologischen Sinne nicht um eine Nussfrucht handelt.

Die Schale enthält ein toxisches Öl namens Cardol, das durch den Röstungs- oder Erhitzungsprozess deaktiviert wird. Der Kontakt des Öls mit Schleimhaut verursacht schwere Verätzungen, auf der Haut wirkt es stark reizend. Daher wird in den meisten Fällen die Schale samt den darin enthaltenen Kernen im Öl geröstet oder mit Wasserdampf behandelt, um sie leichter zu öffnen und Spuren des Schalenöls zu deaktivieren. Die Kerne werden roh, geröstet und gesalzen, karamellisiert oder gewürzt im Handel angeboten. Ihr Geschmack ist süßlich-nussig und weniger intensiv als der von Erd- oder Walnuss.

Cashewkerne sind ein guter Lieferant von Mineralstoffen, etwa von Magnesium, das bei der Stärkung der Knochen und der Aktivität von Enzymen eine wichtige Rolle spielt. Die Kerne enthalten auch Eisen, das ein wichtiger Teil des Hämoglobins ist, eines elementaren Bestandteils roter Blutkörperchen.[2]

Nährwerte der Kerne

trocken geröstet, ohne Salz je 100 g[3]

Besonderheiten

In kaum einem anderen Lebensmittel ist der Anteil an der essentiellen Aminosäure Tryptophan derart hoch wie bei den Cashewnüssen. Tryptophan ist ein unerlässlicher Nährstoff bei der Produktion von Serotonin. Gemeinsam mit dem Vitamin B6 (Bierhefe, Kartoffeln) kann Tryptophan helfen, Depressionen zu behandeln.

Im Handel erhältliche „rohe“ Nüsse sind nicht in jedem Fall wirklich „roh“, eine Dampfbehandlung wird zumeist nicht angegeben. Einige Menschen sind allergisch gegen Cashew-Kerne, allerdings ist diese Allergie wesentlich seltener als bei verschiedenen anderen Nussarten.

Anbau und wirtschaftliche Bedeutung

Weltweite Cashewproduktion (2000)

Der Cashewbaum ist in Brasilien heimisch. Im 16. Jahrhundert wurde er von den Portugiesen nach Mosambik und Indien eingeführt, um der Erosion an den Küsten entgegenzuwirken. Im 19. Jahrhundert kam der Anbau in Plantagen auf und verbreitete sich in weitere Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Indien zum Zentrum der (meist manuellen) Verarbeitung von Cashewnüssen, die von dort auch nach Amerika und Europa exportiert wurden. Ab den 1960er Jahren wurden Cashews aus Ostafrika größtenteils nach Indien exportiert und dort verarbeitet.[4]

In den 1970er Jahren produzierten afrikanische Länder, allen voran Mosambik und Tansania, die Mehrzahl der Cashewnüsse. Unterdessen ist die Produktion in Indien gestiegen, und auch in asiatischen Ländern wie Indonesien und Vietnam wurde sie in den 1990er Jahren ausgeweitet. Nach einem Bericht von 2001 sind Indien, Brasilien, Nigeria und Tansania die größten Produzenten. Die kleineren westafrikanischen Staaten Elfenbeinküste, Benin und Guinea-Bissau haben ebenfalls den Cashew-Anbau ausgeweitet.[4]

In Guinea-Bissau förderte die Regierung den Anbau von Cashews als Cash Crops. Sie legte Mindestpreise fest und ermunterte Bauern, Cashew anzupflanzen und vom Verkaufserlös das Grundnahrungsmittel Reis einzukaufen. Als im Jahr 2006 die Weltmarktpreise sanken, kauften die indischen Großhändler die Cashews aus Guinea-Bissau nicht mehr oder zu entsprechend tieferen Preisen. Dies führte zu Hunger bei Teilen der Bevölkerung.[5]

Bilder

Literatur

  • Nadja Biedinger: Die Welt der Tropenpflanzen. DUMONT monte Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7701-5294-8
  • P. V. Bole in Peter Schütt u. a.: Bäume der Tropen. Hamburg 2006 (Sonderausgabe), ISBN 3-933203-79-1, S. 61-67.
  • Roland Hanewald: Essbare Früchte Asiens. Bielefeld: Reise Know-How Verlag, 2001ISBN 3-89416-771-8

Weblinks

Commons: Kaschu – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellenverzeichnis

  • [1] Tryptophanvorkommen in der Cashewnuss.
  1. (Alexander H. Tullo (September 8, 2008). "A Nutty Chemical". Chemical and Engineering News 86 (36): 26-27)
  2. Nährwerte von Cashewnüssen
  3. http://www.nal.usda.gov/fnic/foodcomp/search/ Nuts, cashew nuts, dry roasted, without salt added
  4. 4,0 4,1 FAO: Small-scale cashew nut processing, 2004
  5. Jochen Faget: Kampf ums Überleben, in: Deutschlandfunk, 20. September 2006