Tran


Alte Trankessel zum Ausschmelzen von Walfett in Ilulissat, Grönland

Tran, auch „Polaröl“ oder „Fischöl“ genannt, ist ein aus dem Fettgewebe von Meeressäugern wie Walen und Robben, dem sog. Blubber, und von Fettfischen durch Erhitzen, Auspressen, Ausschmelzen oder einfaches Ausklopfen gewonnenes Öl.

Der durch das Auskochen von zerstückeltem Walspeck gewonnene Waltran wurde bis Anfang des 20. Jh. als Lampenöl benutzt; er war der erste in großen Mengen verfügbare flüssige Brennstoff und seine Gewinnung war die wirtschaftliche Hauptantriebskraft des Walfangs. Dieser wurde besonders im 17. und 18. Jahrhundert in sehr großem Stil besonders von Seefahrern aus England und den Niederlanden betrieben. Bevorzugte Regionen dafür waren zunächst die Küsten vor Spitzbergen und das Europäische Nordmeer, die zu jener Zeit enorm hohe Bestände an Walen und Robben aufwiesen; nach dem Niedergang der nördlichen Bestände verlagerte sich der Walfang dann immer stärker in die subantarktischen Gewässer des Südatlantiks und Südpazifiks.

Durch Ranzigwerden kann Tran einen unangenehmen Geruch und Geschmack annehmen, während er frisch genießbar ist.

Lebertran wird nicht aus Walen, sondern aus der Leber von Fischen, vor allem dem Dorsch bzw. Kabeljau, gewonnen.

Trangewinnung

Unten stehendes Bild aus einem Werk des 18. Jahrhunderts zeigt die Zubereitung des Waltrans, wie er an den Küsten des Nordmeers (Grönland, Spitzbergen) verbreitet war. Von den Walfangschiffen werden Speckstücke in Fässern angeliefert (a). Im großen Kupferkessel (b) werden sie erhitzt und zum Kochen gebracht (c), so dass man das Fett mit Löffeln abschöpfen und in den Kanal gießen kann. Dort wird das Fett gesiebt (d) und fließt dann durch mehrere mit Wasser gefüllte Tröge, in denen das Fett abkühlt. Zuletzt wird es vom Küfer in Fässer abgefüllt (e). Gemäß Bildinschrift liefert ein Wal 45 bis 50 Quardeelen Tran, was nach heutigen Maßeinheiten grob 5 Tonnen entspricht.

Die Tranbrennerei aus Abbildliche Geschichte der See-Thiere, Balearum Walfische von J.B. Homann. Nürenberg, ca. 1790

Auf einigen Inselgruppen, wie den Kerguelen und Südgeorgien, wurden die Kessel teilweise mit Pinguinen beheizt, da Bäume vor Ort Mangelware waren und man die Brennstoffvorräte auf den Schiffen schonen wollte.[1]

Niedergang der Tranproduktion

Tranlampe aus dem 18./19. Jahrhundert

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm der Ertrag aus dem Walfang deutlich ab, da die Walfanggebiete massiv überfischt worden waren. Die langsame Reproduktionsrate der Wale konnte mit der Abschlachtungsgeschwindigkeit durch die Walfänger in keiner Weise mithalten. Mit dem Aufkommen der Erdölindustrie im späten 19. Jahrhundert wurde der Tran dann zunehmend durch Petroleum ersetzt. Als Schmierstoff fand Waltran noch bis in die 1950er-Jahre Verwendung. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. diente Tran als Rohstoff zur Margarine-, Kerzen- und Seifenherstellung und als Salbengrundlage für Kosmetika und Pharmazeutika. Heute sind andere Rohstoffe, überwiegend Pflanzenfette, an seine Stelle getreten. Der Walfang ist heute durch das Internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs geregelt und in den meisten Staaten verboten.

Siehe auch

Literatur

  • F. A. Henglein: Grundriss der Chemischen Technik, Verlag Chemie GmbH Weinheim/Bergstraße, 1955.

Einzelnachweise

  1. Matthias Zepper: Die Tranindustrie, Pinguine.net, 2009, Zugriff am 6. Mai 2012

Weblinks

Commons: Ehemalige Walfang-Stationen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tran – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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