Koblenzer Stadtwald


Wildfreigehege Remstecken mit Hotelrestaurant

Der Koblenzer Stadtwald ist ein geschlossenes Waldgebiet südlich der Stadt Koblenz, linksrheinisch an der Peripherie der Hunsrückhöhen gelegen. Das Naherholungsgebiet umfasst ein verzweigtes Wanderwegenetz, Lehrpfade zu archäologisch und geologisch interessanten Örtlichkeiten, zwei Gaststätten, einen Wildpark und Kinderspielplätze.

Lage

Der Koblenzer Stadtwald ist 2772 ha groß und gehört im Wesentlichen zum Stadtteil Koblenz-Karthause. Im Süden grenzt er an das Ortsgemeindegebiet von Waldesch und den Rhenser Wald. Im Osten endet er an steilen Schieferfelsklippen, einer Formation aus dem Unterdevon, die über 100 m tief zum Rhein abfallen (Stadtteil Koblenz-Stolzenfels), von einigen Tälern (Laubach, Königsbacher Tal, Siechhaustal, Gründgesbachtal) durchschnitten. Im Westen fällt der Höhenwald sanft zur Mosel (Koblenz-Lay und Koblenz-Moselweiß) ab; Grenze zum Gemeindegebiet von Dieblich ist der Konderbach. Durchschnitten wird der Koblenzer Stadtwald in Nord-Süd-Richtung durch die B 327 (Hunsrückhöhenstraße).

Geschichte

Teilrekonstruierte Grundmauern der Villa Rustica am Remstecken
Grundmauern des Mercuriustempels

Auf dem Gebiet des Koblenzer Stadtwalds hat es schon eine prähistorische Besiedlung gegeben. Eine Urnenfeldkultur aus der späten Bronzezeit (ca. 1.200 bis 750 v. Chr.) ist rund um den Dommelberg (225 m) belegt; die befestigte Höhensiedlung hat es mutmaßlich bis in die Eisenzeit hinein gegeben.

Nach der römischen Landnahme im 1. vorchristlichen Jahrhundert verlief eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Confluentes (= Koblenz) und Augusta Treverorum (= Trier) mitten durch den Koblenzer Stadtwald, etwa auf der Linie der heutigen Karthause - Kühkopf - Eiserne Hand (Wegekreuz von 1778) - B 327. Der Trasse folgt heute ein auch mit dem PKW befahrbarer asphaltierter Wanderweg.

Eine gallorömische Tempelanlage (ausgegraben um 1920) war Bodenfunden zufolge Mercurius und seiner gallischen Gefährtin Rosmerta geweiht. Eine quadratische Cella mit Altar, umgeben von einem Portikus, ca. 19 x 18 m groß, stand inmitten eines von einer Umfassungsmauer umgebenen heiligen Bezirks (Temenos), der mindestens drei Eingänge hatte und neben einem Brunnen verschiedene kleinere Gebäude aufwies. Das Gelände maß an seiner breitesten Stelle 106 m Durchmesser. Heute stehen nur noch Grundmauern (1986/87 stark restauriert).

Ca. 30 römische Gutshöfe zur Versorgung der Truppen und Zivilbevölkerung sind auf dem Gelände des heutigen Koblenzer Stadtwaldes gefunden worden. Nur einige davon sind wiederhergestellt und für die Öffentlichkeit dokumentarisch aufbereitet.

Nach dem Ende des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert bricht die Siedlungsgeschichte dieses Geländes ab. Eine Kontinuität in die fränkische, mittelalterliche und frühe Neuzeit ist nicht nachweisbar. Möglicherweise war der Bereich nicht immer bewaldet. Vom 16. Jahrhundert an sind Quellen vorhanden, die die Nutzung des linksrheinischen Waldes südlich von Koblenz für die Bürger der Stadt regeln.

Erst im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, als der Wald für die Koblenzer Stadtbevölkerung als Naherholungsgebiet entdeckt wurde und erste archäologische Ausgrabungsarbeiten begannen, rückte der Koblenzer Stadtwald wieder in das öffentliche Interesse.

Ausflugsziele

Aussichtspunkt Rittersturz
Aussicht vom Rittersturz rheinabwärts auf den Sportpark Oberwerth und die Festung Ehrenbreitstein

Östlich der B 327 liegt das Wandergebiet rund um die historische Römerstraße, von deren ursprünglicher Pflasterung indes nichts erhalten ist. Von verschiedenen Parkplätzen sind eingebunden

  • der Aussichtspunkt Rittersturz, auf dem 1948 mit der Rittersturz-Konferenz die Basis für das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland gelegt wurde,
  • der Kühkopf, mit 382 m die höchste Erhebung im Koblenzer Stadtwald mit ehemaligem Forsthaus von 1843 (heute Gaststätte) und dem Fernmeldeturm Koblenz,
  • der Dommelberg (225 m), ältester Siedlungskern des heutigen Stadtwaldgebiets mit keltischen Ringwällen,
  • der Hasenberg (273 m) mit Aussicht über den Rhein,
  • die Augustahöhe (349 m) mit Kaiserin Augusta gewidmetem Pavillon; die im 19. Jahrhundert freie Aussicht auf Lahnstein ist heute zugewachsen. Die Sicht auf den Rhein durch eine Waldlichtung liegt vielmehr etwas unterhalb (317 m) an der neu erbauten Schweriner Hütte und öffnet sich nach Norden linksrheinisch auf die Stadt Koblenz bis zum Deutschen Eck und über die rechtsrheinischen Stadtteile und die Festung Ehrenbreitstein hinweg nach Vallendar und die Höhen des Westerwaldes;
  • der Pastorenpfad (ca. 8 km) zwischen Waldesch und Koblenz-Stolzenfels, den einst der gemeinsame Pastor beider Gemeinden Sonntagsmorgens zu allen Jahreszeiten und bei jedem Wetter zu Fuß begehen musste, um in beiden Kirchen die Messe zu lesen. An ihm liegen die Reste des römischen Mercuriustempels und der ihn umgebenden römischen Siedlung sowie ca. 2 km weiter am Schüllerhof eine Fundstätte einer Villa Rustica, die bereits um 1900 durch den Lahnsteiner Lehrer Robert Bodewig (1857-1923) lokalisiert, 1991 indes erst ausgegraben wurde. Das rechteckige Areal mit Herrenhaus, Getreidescheune und Stallungen war von einer Umfassungsmauer umgeben. Heute ist nur noch wenig zu erkennen.

Westlich der B 327 ist wichtigstes Naherholungsziel für die Koblenzer Familien der Wildpark Remstecken mit ehemaligem Forsthaus (Gaststätte); in der Nähe stehen die Grundmauern der bekanntesten Villa Rustica des Koblenzer Stadtwaldes, die ebenfalls ursprünglich von Bodewig erkannt und heute in Teilen rekonstruiert sind. Wanderwege gehen von dort nach Waldesch sowie zur Mosel, beispielsweise über den Layer Kopf nach Koblenz-Moselweiß sowie entlang an Remstecker Bach, Eschbach und Silberkaulsbach (römisches Gräberfeld) hinunter ins Kondertal.

Lehrpfade

Im Rahmen der 2000-Jahr-Feier der Stadt Koblenz 1992 wurden im Koblenzer Stadtwald ein geologisch-landeskundlicher und ein archäologischer Wanderweg angelegt.

Der Geologisch-Landeskundliche Lehrpfad verläuft im Bereich von Kühkopf und Rittersturz und hat 12 mit Dokumentationstafeln unterlegte Stationen. Erklärt werden Höhengliederung, Verwitterung, Hangschutt, Becken und Terrassen, Gesteine, Klima und Gewässer, die Geologie des Rheintals und Grundzüge der Talbildung im Allgemeinen sowie ein Aufschluss durch Gesteinsschichtungen.

Der Archäologische Lehrpfad verbindet mit 7 Stationen, teilweise auf der Trasse der historischen Römerstraße, als markante Eckpunkte die prähistorischen Siedlungen am Dommelberg, keltische Grabhügel am Kühkopf, den Gutshof bei Remstecken, römische Siedlungen am Pastorenpfad und den Mercuriustempel.

Abgrenzung

Es gab, ausgehend von einer Schenkung der Koblenzer Bürger an die Schönstätter Augustinerinnen im Jahr 1198, auch einen rechtsrheinischen Koblenzer Stadtwald. Dieser nicht geschlossene Wald rund um Vallendar, Arzheim, Immendorf, Simmern und Neuhäusel wird heute nicht mehr als Koblenzer Stadtwald bezeichnet.

Literatur

  • Lehrpfade im Koblenzer Stadtwald, hrsg. von der Stadt Koblenz, Amt für Liegenschaften und Forsten, Koblenz 1993
  • Unser Stadtwald : Die grüne Lunge von Koblenz, hrsg. von der Stadt Koblenz, Amt für Liegenschaften und Forste, Koblenz 1993

Weblinks

Commons: Koblenzer Stadtwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 18′ 23″ N, 7° 33′ 33″ O