Laurisilva


Der Laurisilva (auch latein, Laurissilva), zu deutsch Lorbeerwald, ist auf den spanischen Kanarischen Inseln La Gomera, La Palma, Gran Canaria, El Hierro und Teneriffa und auf den portugiesischen Inseln Madeira und Azoren verbreitet.

Laurisilva im Nationalpark Garajonay in La Gomera

Der Nationalpark Garajonay auf La Gomera (der größte noch zusammenhängende Lorbeerwald Europas) und der Lorbeerwald Laurisilva von Madeira sind jeweils UNESCO-Weltnaturerbe.

Flora

Laurisilva in La Palma
Laurisilva in Teneriffa
Laurisilva in Madeira

Der Lorbeerwald weist subtropische Pflanzenarten auf, die im klimatisch wärmeren Tertiär auch in Europa und im Mittelmeerraum (Südeuropa, Nordafrika und Südwestasien) heimisch waren. Während diese Pflanzengesellschaft in Europa durch die Eiszeiten, im Mittelmeerraum erst während der letzten Eiszeit verschwand, konnte sie sich auf den Makaronesischen Inseln (Kanarische Inseln, Madeira und Azoren) teilweise halten.

Die Lorbeerwälder Makaronesiens sind allerdings kein Spiegelbild der tertiären Lorbeerwälder Europas und des Mittelmeerraums. Diese waren aufgrund der vielfältigeren Standorte und der Anzahl an Pflanzenfressern artenreicher. Außerdem gelang einigen Arten mit schweren, nicht flugfähigen Samen der „Sprung“ auf die Inseln nicht. So fehlen auf Makaronesien Eichen, Storaxbäume, Ahorne, Magnoliengewächse und Walnussbäume.

16 von 20 Baumarten, die für den madeirensischen Lorbeerwald charakteristisch sind, haben Früchte, die von Vögeln gefressen werden. Die übrigen haben Samen, die so leicht sind, dass sie durch den Wind verbreitet werden können.

Geographie

Der inmitten La Gomeras liegende Nationalpark Garajonay bedeckt circa 10 Prozent der Inselfläche. Sein Ökosystem ist seit 1986 UNESCO-Weltnaturerbe. Die Wälder im Park sind Lorbeerwälder, die aufgrund der fehlenden Eiszeit hier noch existieren. Das Herzstück des Nationalparks besteht aus immergrünem Nebelwald mit bis zu zwei Meter hohen Farnen, von den Bäumen hängenden langen Bartflechten, moosbewachsenen knorrigen Ästen und Bächen mit einigen wenigen Wasserfällen.

Der Lorbeerwald Laurisilva von Madeira in Madeira bedeckt noch etwa 20 Prozent der Inselfläche und hat damit eine Ausbreitung von etwa 150 Quadratkilometern. Sie finden sich auf der Nordseite der Insel in einer Höhe zwischen 300 und 1300 Metern über dem Meer und auf der Südseite zwischen 700 und 1200 Metern. Sein Ökosystem ist seit dem 2. Dezember 1999 UNESCO-Weltnaturerbe.

Vegetation

Bedingt durch den Nebelniederschlag sind die Wälder sehr feucht. Zu den charakteristischen Baumarten zählen der als Gewürz verwendbare Azoren-Lorbeer (Laurus azorica, syn. Persea azorica), dessen schwarze, olivenförmige Früchte ein wesentlichen Nahrungsbestandteil der Silberhalstaube darstellen; der Barbusano (Apollonias barbujana); die Kanaren-Stechpalme (Ilex canariensis); die Baumheide (Erica arborea); die Madeira-Besenheide (Erica scoparia ssp. maderensis); die Madeira-Heidelbeere (Vaccinium maderense), der Madeira-Holunder (Sambucus lanceolata); der Kanaren-Wacholder (Juniperus cedrus) sowie der Madeira-Lorbeer oder auch Madeira-Mahagoni genannte Vinhático (Persea indica), dessen natürliches Vorkommen ebenso wie der Stinklorbeer (Ocotea foetens) auf Madeira, die Kanaren und die Azoren beschränkt ist und zu dessen nahen Verwandten die aus Amerika stammende Avocado (Persea americana) zählt. Der Gagelbaum (Myrica faya) ist ebenfalls eine endemische Art Makaronesiens. Er wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von portugiesischen Auswanderern auf Hawaii eingeführt und hat sich dort als problematischer Neophyt erwiesen, der sich negativ auf die dortige Biodiversität auswirkt.

Im Unterwuchs des Lorbeerwaldes findet man vor allem Farne. Der Wurzelnde Kettenfarn (Woodwardia radicans) ist dabei mit Wedeln von einer Länge bis zu zwei Metern die größte Art. Zu den Blütenpflanzen des Lorbeerwaldes zählen mit Schöllkraut, Märzveilchen und Hain-Veilchen auch heute noch in Mitteleuropa vertretene Arten. Von den Storchschnäbeln hat Madeira dagegen drei endemische Arten anzubieten. Das sind der Madeira-Storchschnabel (Geranium maderense), der Anemonenblättrige Storchschnabel (Geranium palmatum) und Geranium rubescens. Die beiden ersten Storchschnabelarten haben in Europa als Zierpflanzen Verbreitung gefunden.

Lorbeerwälder wie auf den Kanarischen Inseln existierten im Tertiär auch im Mittelmeerraum (Südspanien und Nordafrika), wo sie vor einigen Millionen Jahren ausstarben und den für die Winterregengebiete typischen Hartlaubwäldern Platz machten[1].

Einzelnachweise

  1. Richard Pott: Allgemeine Geobotanik: Biogeosysteme und Biodiversität. Springer, Berlin 2005, S. 498, ISBN 978-3540230588

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