Locus caeruleus


Locus caeruleus (alte Schreibweise: Locus coeruleus) (von lateinisch locus „Ort“ und caeruleus „himmelblau“; „himmelblauer Ort“) ist eine neurophysiologische Struktur und ein Teil der Formatio reticularis im Rhombencephalon, der sich durch einen hohen Gehalt an Noradrenalin auszeichnet. Er befindet sich in der vorderen Rautengrube der dorsalen Brückenhaube kaudal von der Höhe der Colliculi inferiores des Mittelhirns (bei Tieren: Colliculi caudales) und zieht bis zur Einmündung des Aquaeductus cerebri in den vierten Ventrikel hinunter.

Seine Funktion liegt vermutlich innerhalb der Steuerung von Orientierung und Aufmerksamkeit, da die Nervenzellen des Locus caeruleus bei einer sensorischen Erregung mit einer Freigabe von Transmittern antworten, die eine breite Erregung hervorrufen. Die Struktur des Locus caeruleus kann in vier Teile untergliedert werden: Einen großen zentralen Nucleus, einen anterioren Nucleus, einen Nucleus subcaeruleus und einen kleinen posterioren, dorsalen Subnucleus.

Zwei wichtige Verbindungen des Locus-caeruleus-Systems sind:

  • der dorsale (tegmentale) noradrenerge Weg
  • der dorsale periventrikuläre Weg

Ersterer begleitet das mediale Vorderhirnbündel durch den kaudalen und lateralen Hypothalamus bis zum basalen Vorderhirn und dem Neocortex. Der zweite projiziert in den dorsalen Thalamus und in einige hypothalamische Zentren.

Bei zahlreichen Erkrankungen ist der Locus caeruleus beteiligt, zum Beispiel bei der Parkinson-Krankheit, dem Down-Syndrom und der Alzheimerschen Krankheit.

An der Entstehung körperlicher Abhängigkeit ist der Locus coeruleus beteiligt. Opiate und auch Ethylalkohol[1] beispielsweise dämpfen seine Aktivität. Im akuten Opiat-Entzug kommt es hingegen zu einer Überaktivität und die Symptomatik ist ähnlich einer Stressreaktion[2], wodurch sich auch die Wirksamkeit von α2-Rezeptoragonisten (z.B.: Clonidin) erklärt.[3]

Quellen

  1. Strahlendorf, H. K. and J. C. Strahlendorf (1983). "Ethanol suppression of locus coeruleus neurons: relevancy to the fetal alcohol syndrome." Neurobehavioral toxicology and teratology 5(2): 221-224.
  2. Lüdecke, Sachsse, Faure. Sucht - Bindung - Trauma. Schattauer GmbH; 2010. S. 115-116
  3. Aktories, Förstermann, Hofmann, Starke. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. München: Urban & Fischer; 9. Auflage

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