Maifisch



Maifisch

Maifisch, adult (Präparat) und Jungfische, gefangen 2010 bei Grieth

Systematik
Unterkohorte: Clupeomorpha
Ordnung: Heringsartige (Clupeiformes)
Unterordnung: Clupeoidei
Familie: Heringe (Clupeidae)
Gattung: Alosa
Art: Maifisch
Wissenschaftlicher Name
Alosa alosa
Linné, 1758

Der Maifisch oder die Alse (auch Alose) (Alosa alosa) gehört zu den Heringsartigen (Clupeiformes). Er ist ein anadromer Wanderfisch, der im Frühjahr zum Laichen in die Mittel- und Oberläufe größerer Flüsse hinauf wandert. Durch Überfischung, den Bau unpassierbarer Staustufen und Wasserverschmutzung ist der einst häufige Maifisch nach 1890 innerhalb weniger Jahrzehnte aus den Flüssen Deutschlands verschwunden. Der Maifisch war 2004 Fisch des Jahres.

Beschreibung

Maifische werden im Mittel 30 – 50 cm, maximal 80 cm lang und können ein Gewicht von 3 kg erreichen. Mit 3 bis 6 Jahren werden sie geschlechtsreif. Die Hauptnahrung Stellt Zooplankton dar.

Verbreitung und Lebensweise

Der Maifisch kommt in den Küstengewässern Europas von der westlichen Ostsee bis ins Mittelmeer vor. Er gehört zu den anadromen Wanderfischarten: Ab Mitte April bis Anfang Juni – hauptsächlich jedoch im Mai, daher der Name „Maifisch“ – [1] wandern die adulten Maifische zum Laichen in die Mittel- und Oberlaufbereiche größerer Flüsse hinauf, um sich während der warmen Mainächte auf kiesigen Flussabschnitten fortzupflanzen. Das Weibchen kann zwischen 100.000 und 400.000 Eier ablegen; die erwachsenen Tiere sterben in der Regel nach dem Ablaichen. Nach nur vier bis fünf Tagen schlüpfen die jungen Maifische aus den Eiern und driften im Herbst in Richtung Flussmündung[1]. Noch bevor sie ihr erstes Lebensjahr vollendet haben, wandern die mittlerweile 10 bis 15 cm langen Jungtiere ins Meer, entwickeln sich dort bis sie im Alter von 3 bis 8 Jahren die Geschlechtsreife erreichen und der Lebenszyklus von Neuem beginnt. Einige wenige Tiere schaffen es, bis zu dreimal abzulaichen und ein Alter bis zu 9 Jahre zu erreichen[1].

Bestandsentwicklung und Gefährdung

Feier Maifischbesatz Poll 2010 auf den Poller Wiesen,u.a. mit Ministern und Bürgermeister
Maifisch-Projektleitung vor EU-Maifischinformationstafel
Maifisch-Aufzuchtbecken in der Zuchtanlage Asslar

In Deutschland war er früher unter anderem in Rhein, Ems, Weser, Elbe und deren Nebenflüssen zu finden. Der Maifisch war im 19. Jahrhundert ein wichtiger Speisefisch. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts ging die Art infolge Flussbegradigungen mit Verlust der Laichplätze, Verschmutzung der Gewässer durch die Industrialisierung und durch Überfischung stark zurück. So ging der Fangertrag am Rhein in den Niederlanden von 1890 bis 1900 auf 25 %, von 1911 bis 1920 auf 0,5 % der Menge zurück, die zwischen 1881 und 1890 gefangen worden war. Eine Erholung der Bestände war durch Überfischung, die Regulierung der Flüsse mit für Wanderfische unpassierbaren Staustufen und Wasserverschmutzung nicht mehr möglich. Den letzten dokumentierten nennenswerten Fang gab es 1949 bei Wesel mit 61,5 kg Maifisch. Angeblich wurden 1950 zum Maifest in Köln-Poll noch zwei Zentner Maifisch gebraten.[2]

In den meisten deutschen Bundesländern ist die Art seit Jahrzehnten ausgestorben, sie steht auf der Roten Liste Deutschlands in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht).

In Deutschland waren sei 1950 lebende Maifische bis auf Einzelememplare in den Flüssen nur in manchen Jahren und meist nur in der Wachstumsphase von Mai bis November allein im Düsseldorfer Aquazoo – Löbbecke Museum zu sehen.

Eine Übersicht über den Bestand, Entwicklung und Gefährdung findet sich in dem Ende 2010 erstellten Abschlussbericht des EU-Projektes zur Wiederansiedlung des Maifisches im Rheinsystem. Der sogenannte Laienbericht zu diesem LIFE-Projekt ist als LANUV-Fachbericht 28 erschienen und kann in den Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch und Niederländisch auch online geladen werden. Der Fachbericht gibt einen Überblick über die

  • Biologie des Maifischs
  • Die Historie der Fischerei am Rhein
  • Hintergründe
  • Ziele
  • Errungenschaften

des Ende 2010 ausgelaufenen Projektes und einen Ausblick auf das anschließende LIFE+ Maifischprojekt. Der Fachbericht richtet sich an die breite Öffentlichkeit, bietet aber auch dem Fachpublikum vertiefte Informationen, insbesondere zu den im Rahmen des Projektes entwickelten Verfahren zur künstlichen Vermehrung von Maifischen.

Maifischprojekt

Seit 2008 wird der Maifisch im Rahmen des internationalen EU-Life-Projektes [3] „Die Wiederansiedlung des Maifischs im Rheinsystem“ wieder gezielt im Rhein angesiedelt. Dazu werden mehrere Millionen Larven der Heringsart in Frankreich gezüchtet und an zuvor kartierten Stellen im Rheinsystem ausgesetzt.[4] Insgesamt sind so bisher ca. vier Millionen Fische ins Wasser gelassen worden.[5]. Das Projekt erhielt 2008 den European Regional Champions Award als bestes europäisches maritimes Projekt[6]. Am 23. Mai 2012 wurde das deutsch-französisch-niederländische Maifisch-Projekt in Brüssel zum zweiten Mal von der Europäischen Commission ausgezeichnet. Es erhielt den Titel „Best of the Best“ (die Besten der Besten) der europäischen Life-Nature-Projekte.[7]. Projektleiter Dr. Heiner Klinger nahm den Preis in Gegenwart von Walter Sollbach, Initiator des Programmes und Karl Apel, stellv. Abteilungsleiter Forsten und Naturschutz, Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz entgegen. Die französischen Partner wurden vertreten durch Alain Guillaumie, Präsident der Association MIGADO (Migrateurs Garonne Dordogne) Frankreich und Philippe Jatteau, Leiter/Bearbeiter Maßnahmenpunkte Irsta (früher CEMAGREF).Die Projektleitung liegt in NRW bei der Landesanstalt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), Fachbereich 26 Fischereiökologie. Die Geschäftsführung bei Andreas Scharbert, Rheinischer Fischereiverband. Den optischen Rahmen bei der Verleihung bildeten die Vertreter des Poller Maigeloogs, einem Maiverein mit mittelalterlichen Wurzeln, der sich besonders der Tradition des Maifischfangs in Köln am Rhein verschrieben hat.

Im September 2010 konnten erstmalig Jungfische im Rhein nachgewiesen werden[8]. Die in Grieth bei Kalkar im Rhein gefundenen Jungfische zeigen, dass das Wiederansiedlungsprojekt erfolgreich gestartet ist. Von einer sich selbst reproduzierenden Population kann noch nicht gesprochen werden. Erst ab 2013 hofft man auf eine vermehrte Rückkehr erwachsener Maifische, die dann auch im Rhein ablaichen[9].

Am 16. Juni 2010 fand am Rheinufer in Köln-Poll die offizielle Feier zum Maifischbesatz 2010 mit den Umweltministern aus Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie vielen Prominenten statt. Es wurden dort symbolisch mehrere hundert von insgesamt ca. 2,6 Millionen Maifischlarven ausgesetzt, die übrigen anschließend in Hessen, in der Sieg und am Niederrhein [10] Zur Erinnerung an dieses Ereignis und zugleich als Ehrung der fortlebenden Poller Maifischtradition wurde am 8. November 2010 am Poller Rheinufer am Anfang der Maifischgasse die erste europäische Maifisch-Informationstafel des EU-Life-Projektes aufgestellt. Weitere sollen in Kürze in den Landeshauptstädten Düsseldorf und Wiesbaden sowie in Frankreich zur näheren Information über die Wiederansiedlung des Maifisches folgen[11].

Am 6. Juni 2012 wurde in Aßlar die erste Maifischzuchtanlage Deutschlands in Gegenwart zahlreicher Prominenter aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinlandpfalz sowie aus Frankreich und den Niederlanden offiziell in Betrieb genommen. Die Maifischlarven und Eier stammen aus der im Frühjahr 2008 eröffneten Pilotanlage für die Maifischzucht in Bruch, Frankreich. Die Anlage ist europaweit einzigartig und wurde von den Projektpartnern MIGADO und CEMAGREF in Zusammenarbeit mit dem Fischzüchter Patrice Astre und dem Fischereiverband Fédération de Pêche du Lot-et-Garonne entwickelt. Der französische Fischereiverband FD 47 stellte für den Bau der Anlage Teile seiner bestehenden Fischzucht zur Verfügung. Im Jahre 2008 wurden dort circa 500.000 Maifischlarven gezüchtet und von dort nach Deutschland transportiert Die Pilotanlage soll dazu beitragen, die Haltungsbedingungen für Maifische in Zuchtanlagen zu optimieren, um zunehmend auf die Entnahme wildlebender Tiere für Besatzmaßnahmen verzichten zu können.[12]

Quellen

Einzelnachweise

Literatur

Weblinks

Commons: Alosa alosa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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