Nuclei vestibulares


Die Nuclei vestibulares („Gleichgewichtskerne“) sind vier Kerngebiete im Rautenhirn (Rhombencephalon), in denen das erste Neuron der Gleichgewichtsbahn, also die Nervenfasern des Gleichgewichtsnerven (Teil des VIII. Hirnnervens), endet. Sie liegen beim Menschen medial des unteren Kleinhirnstiels, in der Area vestibularis der Rautengrube, also im hinteren Bereich der Brücke (Pons) und des Verlängerten Marks (Medulla oblongata).

Im Einzelnen unterscheidet man:

  • Nucleus vestibularis superior (Bechterew-Kern, nach Wladimir Michailowitsch Bechterew)
  • Nucleus vestibularis medialis (Schwalbe-Kern)
  • Nucleus vestibularis inferior (Roller-Kern)
  • Nucleus vestibularis lateralis (Deiters-Kern): er ist das wichtigste Koordinationszentrum für Gleichgewichtsinformationen, benannt nach Otto Deiters (1834–1863). Eine Schädigung führt zum Bonnier-Syndrom.

Die Kerne erhalten ihre Afferenzen aus den Gleichgewichtsorganen im Innenohr, visuelle Afferenzen von den Augen, spinalen Afferenzen vor allem von den tiefen Halsmuskeln und als übergeordnetes Kontrollorgan vom Kleinhirn. Diese Informationen werden in den Vestibularkernen integriert und koordiniert und dann je nach Funktion weitergeleitet.

Von diesen Kernen ziehen efferente Fasern in andere Teile des Gehirns (Thalamus (hier Umschaltung zum Bewusstsein, also zum Cortex), Formatio reticularis, Kleinhirn) zu den Motoneuronen im Rückenmark, wo je nach Notwendigkeit ausgleichende Stand- und Gangbewegungen veranlasst werden, und zu den Augenmuskelkernen (Nucleus nervi oculomotorii, Nucleus nervi trochlearis und Nucleus nervi abducentis, vgl. Nystagmus).

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