Pardelroller
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Pardelroller | ||||||||||||
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Pardelroller (Nandinia binotata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Nandiniidae | ||||||||||||
Pocock, 1929 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Nandinia | ||||||||||||
Gray, 1843 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Nandinia binotata | ||||||||||||
(Gray, 1830) |
Der Pardelroller (Nandinia binotata) ist eine Raubtierart. Er ist ein den Schleichkatzen ähnliches, baumbewohnendes Tier, das im mittleren Afrika lebt und sich vorwiegend von Früchten ernährt. Er ist mit keiner anderen Raubtierart näher verwandt und wird darum in einer eigenen Familie, Nandiniidae, geführt.
Merkmale
Pardelroller erreichen eine Kopfrumpflänge von 37 bis 63 Zentimetern, wozu noch ein 34 bis 76 Zentimeter langer Schwanz kommt. Ihr Gewicht beträgt rund 1,2 bis 3 Kilogramm. Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen. In ihrer gesamten Erscheinung sind Pardelroller unauffällige Tiere. Ihr kurzes, dichtes Fell ist graubraun bis dunkelbraun, es ist am Rücken mit dunklen, unregelmäßig verteilten Flecken versehen. Entlang des Nackens verlaufen drei bis fünf dunkle Längsstreifen, an den Schultern befindet sich jeweils ein auffälliger, weißlich-gelber Fleck. Gegen die Rinde eines Baums ist diese Färbung fast nicht auszumachen. Der Schwanz, der länger als der Rumpf ist, ist buschig und mit 9 bis 15 dunklen Ringen versehen.
Der Kopf ist breit, die Schnauze zugespitzt. Die Ohren sind klein und abgerundet, hinter jedem Ohr befindet sich ein dunkler Fleck. Die Zahnformel lautet I3/3-C1/1-P4/4-Molar2/2, insgesamt also 40 Zähne.
Die Gliedmaßen sind kurz und kräftig, die Pfoten enden in fünf teilweise einziehbaren Krallen. Beide Geschlechter haben vor den Genitalien eine Drüse, die eine gelbliche, moschusartige Flüssigkeit produziert. Diese Drüse ist flach und verglichen mit den Drüsen der Schleichkatzen sehr einfach gebaut. Weitere Duftdrüsen befinden sich am Kinn, an den Fußsohlen und bei säugenden Weibchen am Bauch.
Verbreitung und Lebensraum
Pardelroller sind im mittleren Afrika beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Senegal und Gambia ostwärts bis in den südlichen Sudan und entlang der Ostküste Afrikas bis Simbabwe und Mosambik. Ihr Lebensraum sind vorwiegend tropischen Regenwälder, daneben finden sie sich auch in anderen Waldformen, etwa Galerie- und trockenere Laubwälder, manchmal auch in baumbestandenen Savannen. Im Gebirge kommen sie bis in 2500 Meter Seehöhe vor. Sie reagieren relativ unempfindlich auf menschliche Störungen und können auch in Sekundärwäldern und teilweise gerodeten Regionen leben.
Lebensweise
Diese Tiere sind nachtaktive Baumbewohner. Tagsüber schlafen sie auf breiten, waagrechten Ästen, im Lianendickicht oder in Baumhöhlen, meist 12 bis 15 Meter über dem Boden. Dank ihrer teilweise behaarten Fußballen und ihrer plantigraden („sohlengängerischen“) Fußstellung sind sie ausgezeichnete Kletterer, die beispielsweise kopfunter einen Baumstamm hinabklettern können. Der Schwanz wird zur Balance eingesetzt und kann zur Unterstützung um einen Ast gewickelt werden, ist aber nicht als Greifschwanz entwickelt.
Es sind territoriale Einzelgänger, die sich nur für kurze Zeit zur Paarung zusammenfinden. Die Reviere der Männchen sind mit durchschnittlich 85 Hektar deutlich größer als die der Weibchen, die durchschnittlich 45 Hektar umfassen. Die Reviergrößen der Weibchen hängen vorwiegend vom vorhandenen Nahrungsangebot ab, die Reviere werden mit Drüsensekret markiert und überschneiden sich kaum mit anderen. Die Territorien der Männchen überlappen sich mit denen mehrerer Weibchen, wobei die Reviergröße eher von der Anzahl der Weibchen, als von der Nahrung abhängig ist. Es gibt größere, dominierende Männchen, welche über umfangreichere Reviere und auch größere Duftdrüsen und Hoden verfügen, als kleinere, untergeordnete Artgenossen. Die Reviere verschiedener Männchen können sich in einigen Fällen überschneiden. Zwar treffen Männchen nur selten aufeinander, in diesen Fällen kann es aber zu kämpferischen Auseinandersetzungen kommen.
Beide Geschlechter stoßen lange, klagende huu-Laute aus, insbesondere während der Paarungszeit.
Ernährung
Pardelroller sind Allesfresser, die sich vorwiegend (zu rund 80 %) von Früchten ernähren. Der Verzehr erfolgt in fünf bis zehn Minuten, danach halten sie eine rund zweistündige Ruhepause auf einem nahegelegenen Baum. Bei reichhaltigem Nahrungsangebot können sich bis zu 15 Tiere auf einem einzigen Baum finden, die Weibchen scheinen bei diesen Zusammentreffen Vorrang zu genießen. Sie defäkieren bereits zwei bis drei Stunden nach der Aufnahme der Früchte und spielen so eine wichtige Rolle bei der Verteilung der Samen.
Die restlichen 20 % der Nahrung machen tierische Kost aus, etwa Nagetiere, Primaten, Insekten sowie Vögel und deren Eier. Sie stürzen sich auf die Beute, pressen sie mit den Vorderpfoten gegen den Untergrund und töten sie mit Bissen in den ganzen Körper. Manchmal fressen sie auch Aas.
Tiere, die in der Nähe des Menschen leben, fressen häufig auch Feldfrüchte oder dringen in Ställe ein, wo sie Geflügel reißen. Es gibt Berichte, wonach Tiere in Gefangenschaft Alkohol zu sich nehmen, vermutlich ist ihr Körper durch den Verzehr überreifer oder bereits gärender Früchte daran angepasst.
Fortpflanzung
Ein- oder zweimal im Jahr bringt das Weibchen nach rund 64-tägiger Tragzeit durchschnittlich zwei Jungtiere zur Welt. Die Paarung ist saisonal, die Geburten fallen häufig in das Ende der Regen- oder den Beginn der Trockenzeit. Neugeborene wiegen rund 56 Gramm, sie sind Nesthocker und haben zunächst die Augen und Ohren geschlossen. Die Jungtiere erreichen nach sechs bis neun Monaten die Ausmaße und das Gewicht der erwachsenen Tiere, begleiten die Mutter aber schon vorher auf deren nächtlichen Streifzügen. Das Höchstalter in menschlicher Obhut beträgt 16 bis 18 Jahre.
Pardelroller und Menschen
Pardelroller sind sehr häufig, werden aber aufgrund ihrer nächtlichen und verborgenen Lebensweise selten wahrgenommen. Sie kommen auch in der Nähe menschlicher Siedlungen und in teilweise entwaldeten Gebieten vor und sind nicht anspruchsvoll in Bezug auf ihren Lebensraum. Sie werden mancherorts als Haustiere gehalten oder wegen ihres Fleisches und ihrer Verwendung in der traditionellen Medizin gejagt. Die Bestände sind mancherorts zurückgegangen, insgesamt ist die Art aber weit verbreitet und laut IUCN „nicht gefährdet“ (least concern). Pardelroller sind Erregerreservoir der Schlafkrankheit.
Systematik
Früher ordnete man die Pardelroller bei den Schleichkatzen ein, wo man sie für Verwandte der Palmenroller hielt. Sie unterscheiden sich aber unter anderem durch den einfachen Bau des Schädels und der simplen Drüsen. Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass sie mit den Schleichkatzen nicht nahe verwandt sind, sondern eine eigenständige Linie innerhalb der Katzenartigen bilden. Vermutlich stellen sie sogar das Schwestertaxon der übrigen Katzenartigen dar und haben sich vor 54 bis 36 Millionen Jahren von diesen getrennt.
Literatur
- Don E. Wilson , Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, 2009, ISBN 978-84-96553-49-1.
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9
- Wilson, D. E., and D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, 2005. ISBN 0-8018-8221-4
Weblinks
- Nandinia binotata in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. Abgerufen am 17. 6. 2009.