Schildförmiges Fußblatt



Schildförmiges Fußblatt

Das namensgebende schildförmige (peltate), gelappte Laubblatt des Schildförmigen Fußblatt (Podophyllum peltatum).

Systematik
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Berberitzengewächse (Berberidaceae)
Unterfamilie: Berberidoideae
Gattung: Fußblätter (Podophyllum)
Art: Schildförmiges Fußblatt
Wissenschaftlicher Name
Podophyllum peltatum
L.
Illustration des Gewöhnlichen Maiapfels.
Das Schildförmige Fußblatt mit Blüte.

Das Schildförmige Fußblatt (Podophyllum peltatum), auch Maiapfel, Entenfuß, Amerikanischer Maiapfel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Podophyllum in der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae). Es ist im östlichen Nordamerika beheimatet.

Beschreibung

Das Schildförmige Fußblatt wächst als ausdauernde krautige Pflanze. Es bildet ein reich verzweigtes, kriechendes, dunkelbraunes, genarbtes Rhizom als Überdauerungsorgan. Sie können Wuchshöhen von bis zu 2 Meter erreichen; es erhebt sich ein etwa 30 cm langer – steriler (er ist nur einblättrig) und fertiler (mehrblättrig) – Stängel in die Höhe. Der blütenlose Stängel trägt in der Regel nur ein zentrales, schildförmiges Laubblatt mit sieben bis neun Lappen. Der (fertile) blütentragende Stängel ist am Ende mit zwei gegenständigen Laubblättern versehen. Die großen, gestielten, blaugrünen, glänzenden, schildförmigen Laubblätter weisen sechs oder sieben Lappen auf. Der Blattrand ist grob-gezähnt.

In der Blattgabel steht einzeln die große, weiße, nickende Blüte, die einen Durchmesser von etwa 5 cm aufweist. Das Schildförmige Fußblatt blüht im zeitigen Frühjahr (Mai).

Im August und September ist eine pflaumengroße, zitronengelbe, genießbare Beere mit süßsäuerlichem Geschmack und leicht abführenden Wirkungen gereift, die sogenannte „Wilde Limone“.[1][2][3] Alle vegetativen Pflanzenteile – Stängel, Blätter und Rhizom – sind giftig.[4]

Vorkommen

Das Schildförmige Fußblatt stammt aus den schattigen Wäldern des atlantischen Nordamerika. Der Maiapfel ist eine giftige Pflanze und wächst gewöhnlich, sehr häufig und großflächig, an den Rändern der feuchten, nordamerikanischen Laubwälder sowie auf Wiesen von Neuschottland über Ontario und Québec in Kanada entlang der Ostküste der USA bis nach Florida, Louisiana und Texas.[5] In neuerer Zeit wird der Schildförmige Entenfuß immer mehr auch als Gartenzierpflanze kultiviert.

Wichtige Inhaltsstoffe und Wirkungen

Bis auf die reife Beere sind alle übrigen Pflanzenteile giftig. Der getrocknete, Wurzelstock mit den daran hängenden Wurzeln enthält Lignane mit Podophyllotoxin, Fußblattharz (Podophyllin), Flavonoide und Pflanzengummi. Der wichtigste Bestandteil ist das Harz (Podophyllin, Reinstoff Podophyllotoxin), das sich nach dem Trocknen bildet und seine stärkste Giftigkeit nach zwei Jahren erreicht. Die Arzneidroge weist zytostatische, antimiotische und virusstatische Wirkungen auf. Nach der Kommission E ist Podophyllin bei der Entfernung von Kondylomen wirksam. Die frische oder getrocknete Wurzel kann Reizungen auf der Haut auslösen. In großen Dosen verursacht Podophyllin eine blutige Magen-Darm-Entzündung, Krämpfe, Koordinationsstörungen, Koma, Geschwüre und eine Nierenentzündung. Der Tod kann durch Atemlähmung eintreten. Personen, die mit der gepulverten Droge arbeiten, können durch den Staub eine Bindehautentzündung und eine Entzündung der Augenhornhaut bekommen.[6][1][3]

Verwendung

In der Medizin

Der Wirkstoff Podophyllum weist eine sichere aber langsame abführende Wirkung auf. Im Unterschied zu anderen Abführmitteln sind die Wirkungen anhaltend und hinterlassen bei richtiger Dosierung den Darm in einen gebesserten Zustand. Aber schon in einer Dosierung von etwa 1,5 Gramm bis 3 Gramm (etwa 30 bis 60 Gran) ist die frisch getrocknete Wurzel ein drastisches Abführ- und Brechmittel. Kleine und wiederholte Dosen können einen vermehrten Speichelfluss auslösen. Erwähnenswert ist auch die Beziehung zum Leber-Gallen-System und die gallentreibende Kraft dieser Substanz.[3][7] Seine wichtigste Bedeutung hat das Podophyllotoxin als Rohstoff in der Chemotherapie von Krebspatienten, zu seinen Glycosiden gehört das hochwirksame Etoposid.

In der Kulturgeschichte

Von den nordamerikanischen Indianern wurde die Maiapfelwurzel als Abführ-, Brech- und als Wurmmittel häufig verwendet. Neben der Wurzel des Schierlings war die Maiapfelwurzel bei der indigenen Bevölkerung ein Mittel, um den Freitod herbeizuführen. Eine gefährliche Wirkverstärkung kann durch Alkoholkonsum erreicht werden.[3][7][6]

Sprachliches

Der botanische Gattungsname Podophyllum wird vom griechischen pous, podos für Fuß und phyllon (φ_λλον) für Blatt abgeleitet. Das Artepitheton peltatum ist auf pelta (kleiner, leichter Schild) in Bezug auf die schildförmigen (peltaten) Blätter zurückzuführen. Die Bezeichnung „Maiapfel“ bezieht sich auf die Frucht, die sich aus der im Mai erscheinenden Blüte entwickelt. Die deutsche Bezeichnung „Entenfuß“ ist den schildförmigen Blättern, die einem Entenfuß ähneln, zu verdanken.[3] Die Droge aus dem „Wurzelstock“ heißt Rhizoma Podophylli.

Wissenswertes

Die englischen Siedler bezeichneten das Schildförmige Fußblatt (Podophyllum peltatum) ursprünglich als Mandrake, dem englischen Namen für Alraune (Mandragora officinarum), da von den nordamerikanischen Indianern die Maiapfelwurzel als Amulett oder Medizin verwendet wurde, obwohl keine psychoaktiven Inhaltsstoffe nachgewiesen wurden.[8]

Das schildförmige Fußblatt ist einziger Wirt des Rostpilzes Allodus podophylli.[9]

Galerie

Schildförmiges Fußblatt (Podophyllum peltatum):

Quellen

Die Informationen dieses Artikels entstammen den folgenden Einzelnachweisen oder den unter Literatur angegebenen Quellen:

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 L. Roth, M. Daunderer & K. Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte. Nikol Verlagsgesellschaft, 1994, ISBN 3-933203-31-7
  2. Elisabeth Mandl: Arzneipflanzen in der Homöopathie, Maudrich, 1997, ISBN 3-8517-5687-8
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Frans Vermeulen: Prisma - Ähnlichkeiten und Parallelen zwischen Substanz und Arzneimittel, Emryss, 2006, ISBN 907618917X
  4. Madaus - Online bei Henriettes Herbal.
  5. Podophyllwurzelstock (Abgerufen am 7. Mai 2009)
  6. 6,0 6,1 Willibald Pschyrembel: Pschyrembel Naturheilkunde und alternative Heilverfahren. 3. Auflage. Berlin, New York: de Gruyter, 2006. ISBN 3-11-018524-5 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Pschyrembel“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  7. 7,0 7,1 Julius Mezger: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre, Haug, Saulgau 1950, (12. Auflage bei Haug, Stuttgart 2005, ISBN 3830472323
  8. Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT Verlag, 2007, 8. Auflage, ISBN 978-3-03-800352-6
  9. Andrew M. Minnis, Alistair R. McTaggart, Amy Y. Rossman, M. Catherine Aime: Taxonomy of Mayapple Rust: The Genus Allodus Resurrected. In: Mycologia. 104 (4), 2012, S. 942–950, doi:10.3852/11-350

Literatur

  • Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Olms Verlag, Leipzig, 1938: Online bei Henriettes Herbal.
  • Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, 2 Bände, Genehmigte Sonderausgabe für den area verlag, 2006, ISBN 3-89996-682-1
  • L. Roth, M. Daunderer & K. Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte. Nikol Verlagsgesellschaft, 1994, ISBN 3-933203-31-7

Weblinks

Commons: Schildförmiges Fußblatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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