Sublingual


Der Begriff sublingual (s.l.) kommt aus dem Lateinischen (sub „unter“ + lingua „Zunge“) und bezeichnet alles, was unterhalb der Zunge liegt. So gibt es eine sublingual gelegene Speicheldrüse oder eine sublinguale Fiebermessung.

In der Pharmazie bezeichnet sublingual, auch perlingual, eine Verabreichungsform (Applikationsform) von Medikamenten durch Absorption durch die Zungen- und Mundschleimhaut und Wangeninnenflächen. Hierbei wird das einzunehmende Medikament, meist in Tablettenform, unter die Zunge gelegt, bis es sich auflöst. Es wird zwischen Schmelztabletten und (echten) Sublingualtabletten unterschieden. Während der Wirkstoff bei Letzteren über die Zunge und die Mundschleimhaut aufgenommen wird, gelangt der Wirkstoff bei Schmelztabletten (wie auch bei herkömmlichen Tabletten) erst im Magen-Darm-Trakt in den Blutkreislauf. Der Vorteil besteht hier darin, dass der Wirkstoff im Speichel gelöst und mit diesem geschluckt werden kann beziehungsweise muss, was bei Patienten mit Schluckbeschwerden erst eine Einnahme ermöglicht und in der Psychiatrie oder Geriatrie ausgenutzt wird, um ein „Speichern“ der Tablette in der Wangentasche oder unterhalb der Zunge beziehungsweise das Ausspucken zu unterbinden und so eine sichere Einnahme des Medikamentes zu gewährleisten.

Bei der sublingualen Einnahme gelangt der Wirkstoff schneller in den Blutkreislauf, da das venöse Blut aus der Mundschleimhaut direkt in die obere Hohlvene fließt. Bei der oralen Einnahme muss der Wirkstoff erst die Leber passieren, um in den großen Kreislauf zu gelangen, wobei er eventuell chemisch verändert wird. Dies ist bei der sublingualen Einnahme nicht der Fall, die Leber wird umgangen. Ein weiterer Vorteil gegenüber der oralen Einnahme ist, dass das Medikament trotz starker Schluckbeschwerden eingenommen werden kann.

Prinzipiell können auch Medikamente, die vom Hersteller zur Injektion vorgesehen sind, so verabreicht werden (es gibt z. B. Sprühfläschchen zu kaufen, in die Ampullen eingelegt werden können; Handelsname Adapplicator). Bei schlecht wasserlöslichen oder schwer resorbierbaren Wirkstoffen ist eine sublinguale Einnahme jedoch nicht möglich. Darüber hinaus garantieren die Hersteller die Wirksamkeit ihrer Präparate nur bei Anwendung gemäß den mitgelieferten Empfehlungen. Für den sogenannten Off-Label-Use (Anwendung abweichend vom Zulassungsinhalt) ist der Arzt allein verantwortlich.

Medikamente, die häufiger sublingual gegeben werden

Weblinks

Wiktionary: sublingual – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen