Telencephalon
Das Telencephalon (von altgr. τῆλε, tele = dt. „fern“ und ἐγκέφαλος, egkephalos = „Gehirn“), dt. „Endhirn“ (Syn.: Großhirn) ist ein Teil des Zentralnervensystems und der größte der fünf Hirnabschnitte.
Obwohl das lateinische Wort cerebrum übersetzt eigentlich „(Ge)Hirn“ heißt, also das Gehirn in seiner Gesamtheit umfasst (und fachsprachlich auch so verwendet wird), steht „Cerebrum“ in der Fachsprache ebenfalls für das Großhirn. Infolgedessen wird das Adjektiv „cerebral“ (eig. „das Gehirn betreffend“) fachsprachlich auch für „das Großhirn betreffend“ verwendet.
Hemisphären
Das Telencephalon besteht aus den beiden halbkugelförmigen Endhirnhälften (Hemisphären) und den darunter liegenden (subkortikalen) Kernen. Die Großhirnrinde lässt sich in fünf bis sechs Hirnlappen einteilen. Vier davon liegen an der Oberfläche (siehe Bild), der Insellappen und der Limbische Lappen, der von einigen Fachleuten als sechster Hirnlappen aufgefasst wird, liegen in der Tiefe.
Die beiden Hemisphären beider Seiten sind durch drei Querbahnen (Kommissuren) miteinander verbunden:
Der oberflächliche Teil der Hemisphären ist der Cortex (Hirnrinde). Meist wird synonym dafür der Begriff Pallium (Hirnmantel) verwendet. Der Cortex wird in drei Abschnitte unterteilt: Paläo-, Archi- und Neocortex (-pallium). Siehe auch Lateralisation des Gehirns.
Entwicklungsgeschichte
Paläocortex
Der Paläocortex (Synonyme: Palaeopallium oder Paläopallium) ist der urtümlichste Typ der Hirnrinde, der das „Althirn“ bedeckt. Es handelt sich also um einen entwicklungsgeschichtlichen Begriff. Der Paläocortex liegt am vorderen unteren Teil der Hemisphären. Die Grenze zum Neocortex ist der Sulcus rhinalis lateralis. Der Paläocortex ist für den Geruchssinn zuständig und wird deshalb auch als Riechhirn (Rhinencephalon) bezeichnet. Wichtige Strukturen sind:
- Riechkolben (Bulbus olfactorius)
- Pedunculus olfactorius
- Tractus olfactorii lateralis et medialis
- Trigonum olfactorium
Der Paläocortex ist Teil des Allocortex. Allocortex bezeichnet die histologischen Eigentümlichkeiten der Hirnrinde und ist primär keine entwicklungsgeschichtliche Bezeichnung.
Archicortex
Der Archicortex (Synonym: Archipallium) ist entwicklungsgeschichtlich als ein Zwischenstadium zwischen Paläocortex und Neocortex anzusehen. Ein vom Riechapparat unabhängiger Teil der Hirnrinde tritt andeutungsweise erstmals bei Reptilien auf, ist jedoch histologisch vom Neocortex zu unterscheiden. Durch die Entwicklung des Neocortex wird der Archikortex in seiner Ausdehnung reduziert und auf die Innenseite des Temporallappens verdrängt.
Der Archicortex besteht aus Hippocampus, Gyrus dentatus und Fimbria fornicis und gehört auch zum limbischen System, dem eine Schlüsselrolle in der Verarbeitung emotionaler Inhalte zugeschrieben wird. Diese Formationen des Archicortex gehören zum sogenannten Randbogen. Durch die Kommissurenbahnen des Corpus callosum als Formation des Neocortex wird dieser Randbogen in einen inneren und äußeren Randbogen unterteilt. Zum äußeren Randbogen zählt auch der Gyrus cinguli und das Indusium griseum. Letzteres stellt topographisch eine Fortsetzung des Gyrus dentatus dar.[1] Histologisch gehört der Archicortex zum Allocortex. Allerdings wird der Gyrus cinguli histologisch zum Isocortex gezählt.
Neocortex
Der Neocortex (Synonyme: Neopallium oder Neokortex) ist der entwicklungsgeschichtlich jüngste und am meisten differenzierte Teil des Gehirns. Unter Neocortex kann man weitgehend die Großhirnrinde (Cortex cerebri) verstehen. Beide Bezeichnungen sind jedoch nicht identisch, siehe dazu auch die methodische Differenzierung der verschiedenen Begriffe und die histologische Zugehörigkeit des Neocortex zum Isocortex.
Subkortikale Kerne
Die subkortikalen Kerne umgreifen seitlich und vorn den Thalamus. Sie werden auch als Basalganglien bezeichnet. Infolge der hindurchziehenden Fasern von und zur Rinde hat ein Teil dieser Kerne ein gestreiftes Aussehen, weshalb diese als Corpus striatum (Streifenkörper) bezeichnet werden.
Einzelnachweise
- ↑ Otto Grosser et al.: Grundriss der Entwicklungsgeschichte des Menschen. Springer, Berlin 1966, Seite 84 f.